Gibt es ein „bestes“ Alter?

Vor einigen Wochen habe ich mich mit einer ehemaligen Kollegin getroffen. Sie ist seit einigen Monaten glücklich im neuen Job und stand kurz vor einer mehrtägigen Dienstreise, auf die sie sich sehr gefreut hat. Im Anschluss sollte es dann direkt in den Urlaub mit ihrem Freund gehen. Ich kam nicht drumherum, ihr den Ratschlag zu geben, das alles gebührend zu genießen! Ich selbst empfand diese Phase, in der sie gerade ist mit Ende zwanzig, Anfang dreißig, als die bisher beste in meinem Leben. Es ist ein gewisses Fundament da durch Ausbildung, erste Berufs- und Beziehungserfahrung. Man weiß schon ganz gut wer man ist und wohin man will. Und man hat so unendlich viele Pläne! Alles ist noch möglich und nichts völlig festgelegt. Mein Mann und ich haben damals viele Reisepläne geschmiedet für ein Sabbatical und/oder die Elternzeit (es wurde dann zweiteres), für Familie inklusive Hund, eine mögliche Selbständigkeit, das eigene Haus, in welchen Städten wir gerne noch leben wollten… Wir hatten das Gefühl, uns steht die Welt offen, und das trägt ungemein.

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Wann kommt die Krise?

Mit Mitte dreißig hatte ich die erste kleine Krise. Ich hatte plötzlich das Gefühl, dass dieses Jahrzehnt, das mir so gut gefiel und in dem sich für mich einiges verwirklicht hatte, viel zu schnell wegflog. Die letzten Monate vor meinem 40. hatte ich regelrecht Weltuntergangstimmung. Meine Oma hatte an ihrem 80. Geburtstag gesagt, dass für sie rückblickend ihre Vierziger die besten Jahre waren. Das konnte ich mir damals als Studentin natürlich so gar nicht vorstellen; und auch als ich in dieses Jahrzehnt „eingetreten“ bin, konnte ich es für mich so nicht sehen. Meine Großmutter hatte in dem Alter die Kinder schon groß und dadurch kaum mehr Verpflichtungen. Sie hatte ausreichend Zeit für sich. Ich konnte vor mir nur weiter das verrückte Hamsterrad aus Job und Familie sehen, aus dem es scheinbar keinen Absprung gab. Ich schätze, das lag daran, dass ich vor meinem dreißigsten Geburtstag alle angepeilten Ziele erreicht hatte und zufrieden nach vorne geblickt habe. All die tausend wundervollen Pläne der frühen dreißiger ließen sich natürlich nicht verwirklichen. Die standen sich ja teilweise gegenseitig im Weg: Babies, Fernreisen, Hypothek abbezahlen… Mein Blick war viel zu sehr auf das gerichtet, was sich nicht erfüllt hatte statt auf die vielen guten Dinge. So ein Perspektivwechsel ist oft wirklich schwer hinzubekommen. Und so hat jeder von uns seine „Krise“ im Leben zu einem ganz individuellen Zeitpunkt, wenn Pläne und Ziele gefühlt nicht erreicht wurden, oder man vorher gar keine Vorstellung hatte, wo man sein will, und sich fragt, ob man hier jetzt richtig ist.

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Kommt die Magie zurück?

Nach fast drei Jahren in den „magic forties“ fühle ich mich tatsächlich angekommen. Der große Unterschied? Ich habe meinen Konzernjob gekündigt und einen meiner großen Träume noch in Angriff genommen: Die Selbständigkeit!!! Vor einigen Wochen hat mein Online Concept Store (Achtung Werbung! https://serendana.de) geöffnet. Das ist nicht weniger Arbeit als vorher und birgt natürlich Risiken. Trotzdem war es der absolut richtige Schritt! Ich habe viel mehr Flexibilität in der Betreuung der Kinder und auch um meine eigenen Bedürfnisse besser zu beachten. Die Sache mit dem Hund steht immer noch aus, mit den Kindern im Ausland leben, ganz viele Reiseziele… ABER: Ich habe nicht mehr das Gefühl, dass ich alles jetzt sofort oder in den nächsten fünf Jahren erreichen muss – oder überhaupt alle wilden Pläne sich immer realisieren müssen.

Eine liebe Freundin von mir schrieb mir auf eine Geburtstags-Email zu ihrem 42. Geburtstag zurück: „… es ist so dieser Zeitpunkt, an dem man noch etwas ändern kann in seinem Leben, aber man darf auch nicht mehr zu viel Zeit verschwenden, was einen angenehmen Druck aufbaut.“ Sehr schön formuliert, deshalb klaue ich hier auch einfach mal. Die Vierziger sind gar nicht so schlecht 😊 Es ist immer noch alles möglich!

Auf dem hessischen Unternehmerinnentag im August sprach Manuela Engel-Dahan als Gründerin im Expertentalk. Sie erzählte interessanterweise davon, dass sie früher zu 50. Geburtstagen in ihrem Freundeskreis immer einen schlauen Spruch auf die Karten schrieb mit dem ungefähren Wortlaut: „…und dann öffnet sich eine Tür.“ Als sie selbst kurz vor ihrem 50. Geburtstag stand, war ihr das auf einmal furchtbar peinlich. Sie hatte nicht das Gefühl, dass sich da etwas öffnen würde. Es ging ihr ähnlich wie mir vor meinem 40. Als sie aber ein paar Jahre im Jahrzehnt drin war, stellte sie fest, dass es tatsächlich stimmt! Sie hat sich noch einmal erfolgreich selbständig gemacht und begleitet heute junge Gründerinnen als Vertrauensperson. Was für eine perfekte Position für eine Frau mit so viel Erfahrung! Frau Engel-Dahan hat so viel Energie ausgestrahlt und mir die Zuversicht gegeben, dass ich es schaffen werde, die Tür auch zu finden und zu öffnen!

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Wie geht es weiter?

Mein Vater wird Ende des Monats 75. Er hat einen großen Freundeskreis (und einen Hund!) und immer viel zu tun. Jedes Wochenende ist er entweder irgendwo zum Essen / zu einer Feier eingeladen oder lädt selbst ein. Er ist zum Glück ein tolles Vorbild für mich und gibt mir die Gewissheit, dass es nur an mir liegt, die kommenden Jahre und Jahrzehnte mit allem was sie zu bieten haben, genießen zu können.

In dem Bestseller „You can heal your life“ von Selbsthilfe-Guru Louise Hay ist mir am nachhaltigsten das Nachwort im Gedächtnis geblieben, in dem die Autorin ihre Sicht auf das Älterwerden weitergibt, und damit möchte ich diesen Beitrag schließen. Louise Hay ist der Meinung, dass man in jedem Alter noch seinen alten Ballast loswerden und durch Grenzen brechen kann, und sie gibt selbst das beste Beispiel: Mit 76 Jahren hat sie sich endlich den Traum erfüllt, klassischen Paartanz zu erlernen. Als sie das im Nachwort zu meiner Ausgabe des Buchs 2013 geschrieben hat, war das bereits 10 Jahre her, und sie hatte seitdem regelmäßig Stunden genommen und sich zum Tanzen getroffen! Ebenfalls mit Mitte 70 hat sie mit Yoga und Pilates begonnen und fühlte sich nach eigener Aussage beweglicher als während ihrer Kindheit. An ihrem 80. Geburtstag stellte sie sich die Frage, was die nächsten 20 Jahre wohl für sie bereit halten. Das finde ich eine tolle Sichtweise! Keiner von uns weiß, wie alt er werden wird und wie fit er dabei körperlich und geistig ist oder welche Schicksalsschläge auf dem Weg noch auf uns warten. Da ich es ohnehin nicht weiß und vorhersagen kann, plane ich mal auf 100 Jahre (plus/minus) und versuche meinen Kopf und vor allem meinen Körper (und meine geistige Gesundheit 😉) entsprechend zu pflegen und dafür fit zu halten. Mit der Sichtweise, dass ich vielleicht noch um die 60 Jahre vor mir habe und mein Leben eventuell nicht schon über die Hälfte vorbei ist, kann ich auch weiter planen, träumen, verwirklichen. Und wenn es mich mitten drin „erwischt“? Dann habe ich hoffentlich bis dahin wirklich gelebt und nicht nur existiert.

Ich arbeite daran, das Jetzt – meine persönlichen Vierziger – zu genießen und mich gleichzeitig auf das zu freuen, was die Fünfziger bringen werden! Wenn mich meine Kinder an meinem 80. oder 100. fragen, welches Alter das beste war, will ich sagen können, dass der Großteil meines Lebens eine wundervolle Zeit war.

Wie siehst du das? Findest du dein momentanes Alter „gut“, war es besser als du jünger warst? Hattest du auch schon Krisen? Ich freue mich zu hören, wie andere das erleben!

Glücksmomente festhalten

Wir alle haben schon mindestens einmal den Ratschlag gehört, dass wir dankbar sein sollen, für das was wir haben und nicht immer nur auf das schauen sollen, was gerade nicht gut ist oder was andere (mehr) haben. In Frauenzeitschriften und Selbstcoaching-Büchern wird gerne empfohlen, am Ende des Tages alles aufzuschreiben – oder sich zumindest bewusst zu machen – für was wir an diesem Tag dankbar waren. Auch mein Kalender bietet pro Woche ein Feld an mit „Gut, dass diese Woche passiert ist…“ (Ja, ich arbeite mit einem analogen Kalender aus Papier und ich liebe es, darin rum zu kritzeln und kleine Post-its rein zu kleben. 😊) Ich muss gestehen, dass ich die Idee dahinter immer gut nachvollziehen konnte, aber nicht so sicher war, wie viel das wirklich bringt. Wir wissen, dass es uns in Deutschland grundsätzlich sehr gut geht. Helfen solche Erkenntnisse aber dem eigenen Glück auf die Sprünge, wenn es uns persönlich gerade schlecht geht?

Während meines Meditationskurses letztes Jahr zum Achtsamkeits-basierten Stressabbau (Mindfulness-Based Stress Reduction, MBSR), wurde das Thema auch aufgegriffen. In der Verhaltenstherapie zeigt sich nämlich, dass es wichtig ist, das „Wie“ des Denkens zu ändern. Wenn jemand Dankbarkeit empfindet, fokussiert er mehr auf das, was funktioniert im Leben, und weniger auf das Negative.

Da viele von uns wenigstens zeitweise an länger anhaltender schlechter Laune oder auch einmal depressiven Verstimmungen leiden, lohnt es sich auf jeden Fall, an einem Perspektivwechsel zu arbeiten. Seit ich diesen Kalender mit dem dafür vorgesehenen Feld habe, schreibe ich tatsächlich jede Woche ein paar Punkte auf. Täglich fühlt sich für mich persönlich zu viel an. Ich finde aber jede Woche zwei bis fünf Dinge, die wirklich gut waren und über die ich mich dann noch einmal freue, wenn ich mich daran erinnere und sie festhalte. Diejenigen von euch, die ohnehin ein Tagebuch oder Journal führen (auch digital) können das für diese Übung natürlich optimal nutzen. Von meiner lieben Freundin Stephanie habe ich zum vorletzten Geburtstag eine „Schöne Tagebox“ bekommen. Für jeden Tag im Jahr gibt es ein Karteikärtchen, auf dem man zum Beispiel immer vor dem Schlafengehen einen besonderen Moment festhalten kann. Ich bewahre diesen Kalender nur für die eher großen Momente auf wie meine Gewerbeanmeldung für serendana 😊 oder die erste Klassenfahrt meiner Tochter, und werde sicher einige Jahre brauchen, bis auf jedem Karteikärtchen etwas steht. Dafür wird er einmal ein richtiger Schatz sein, den meine Kinder und Enkel vielleicht hin und wieder durchforsten. Rückblickend wird mein Leben dann ziemlich glücklich und ereignisreich gewesen sein! 😊

Egal, wie ihr vielleicht an die Sache rangehen wollt, ein festes Ritual ist unabdingbar, sonst läuft die Gewohnheit ganz schnell wieder aus oder setzt erst gar nicht richtig ein. Es gibt bestimmt noch ganz viele Möglichkeiten, wie man sich das zu eigen machen kann. Bei mir würde es ohne die erwähnten Helfer auf jeden Fall nicht funktionieren.

Das kleine Glück planen

Eine andere Herangehensweise an das Thema, die ich auf Anhieb sehr spannend fand, habe ich in dem Buch „Das Leben ist keine To-Do-Liste“ von Shirley Seul gefunden. Sie empfiehlt, sich jeden Morgen ein paar Minuten Zeit zu nehmen und die Dinge zu notieren, auf die man sich an diesem Tag freut. Das gibt dem Tag gleich eine positivere Note. Man kann das zumindest einmal eine Zeit lang versuchen. Ich bin hier eher der Typ, der das geistig durchgeht; zum Beispiel gleich nach dem Aufstehen noch beim Räkeln im Bett oder wenn ich neben dem Herd stehe und dem Tee beim Köcheln zusehe. Ganz richtig wäre es aber, sich auch hier wieder ein Ritual zu schaffen, bei dem man auf einen bereitstehenden Notizblock oder in ein Büchlein für diesen Zweck (auf dem Nachttisch, neben dem Herd…) notiert. Sollte jemand von euch das bereits praktizieren oder jetzt damit anfangen, schreibt das bitte sehr gerne als Kommentar für alle Interessierten inklusive mir.

Allerdings hat sich mir auch die Frage gestellt, was ich mit den Tagen mache, an denen mir einfach nichts Schönes, Gutes, Freudiges einfallen will. Ziehe ich mich damit dann total runter? Gerade in Zeiten, in denen es einem weniger gut geht und man alles nur noch schrecklich findet, fällt einem im Zweifelsfall gar nichts ein.

Hierfür habe ich zwei Antworten gefunden. Die erste lautet: Ja, an manchen Tagen, muss ich mich darin üben, für die alltäglichen Dinge dankbar zu sein und mich einfach darauf freuen, dass ich nach einem zu erwartenden Chaos-Tag im Büro meine Katzen streicheln werde, meine Kinder drücke, mein Buch endlich weiterlesen kann, den Stress weg jogge… Was immer es für dich ist.

Die zweite Antwort ist die, die sich in der Praxis für mich noch mehr bewährt hat. Am Anfang eines Tages kann ich nämlich noch ziemlich viel Einfluss nehmen auf das, was da kommt. Wenn mir jetzt absolut nichts einfallen will, auf das ich mich freue, und ich auch nicht in der Stimmung bin, für die Selbstverständlichkeiten meines Lebens besonders dankbar zu sein, baue ich etwas Schönes in den Tag. Ich habe morgens ja noch ausreichend Zeit dafür. Ich spreche hier nicht von großen Events. Das Ganze soll gerade nicht in Stress und Anstrengung ausarten. Ich kann meiner Freundin eine Nachricht schicken und mich für ein Telefonat verabreden für die Zeit, die ich abends im Auto sitze auf dem Weg nach Hause. Oder einfach einen langen Mädels-Chat-Austausch anzetteln. Ich kann eine längere Mittagspause einplanen, um im Café einen richtig guten Kaffee oder Nachtisch-Kuchen zu genießen. Ich kann eine nette Kollegin fragen, ob sie am Nachmittag Zeit für einen kleinen Schnack hat. Ich kann mir fest vornehmen, abends ein entspannendes Vollbad zu nehmen oder das Abendessen mit schönen Kerzen aufzupeppen. Ich kann mir auf dem Weg zur / von der Arbeit eine Klatschzeitschrift / Lieblingsschokolade / Was-auch-immer-Schönes kaufen. Ich kann mich mit Netflix (das ich übrigens selber gar nicht nutze – das soll keine Werbung sein…) zum Binge-Watching meiner Lieblingsserie verabreden.

Eine ehemalige Kollegin von mir hat sich ihre Lieblings-Tratsch-Zeitschrift abonniert. Diese liegt jeden Donnerstag im Briefkasten. Ihre Familie weiß, dass sie donnerstags für eine halbe Stunde auf dem Sofa mit dieser Zeitschrift beschäftigt ist und nicht gestört werden darf. Es ist ein kleines Ritual, das ihre Kinder schon als sie noch ganz klein waren respektiert haben. Diese halbe Stunde gehört nur Mama und bleibt „störungsfrei“. Somit ist schon eine fixe Mini-Glücksinsel fest in die Woche eingebaut.

Es gibt ganz viele Möglichkeiten, sich einen Mini-Glücksmoment zu verschaffen. Natürlich darf das nicht ausarten in dauerhafte, ungesunde Angewohnheiten, wie tägliche Riesenportionen Eis-Creme im Bett vor dem Tablet á la Bridget Jones oder der täglichen Feierabend-Margarita. Aber hier und da darf und sollte man sich seinen Tag versüßen im eigentlichen und übertragenen Sinne. Unser Arbeitsalltag ist meistens gut strukturiert (wenn auch in unterschiedlichen Abstufungen 😉). Warum kümmern wir uns nicht ein bisschen mehr um das kleine Glück im Alltag? Auch das lässt sich mit relativ wenig Aufwand bewusst pflegen und muss nicht immer nur zufällig passieren.

Vielleicht planen wir auch eine Überraschung für jemanden, der uns nahesteht. Oder nehmen uns einfach die Zeit, den nächsten Urlaub zu recherchieren, um die Vorfreude zu genießen.

Da wir soziale Wesen sind, sind natürlich alle Aktivitäten, die andere Menschen involvieren am besten geeignet, die Stimmung zu heben. Manchmal ist aber etwas, das ich nur für mich mache, genau das, was ich brauche, um Aufzutanken. Wenn man sich das mit dem Freuen fest vornimmt, stehen die Chancen ganz gut, dass man dann in seinen Glückskalender auch viel hineinschreiben kann wofür man dankbar war.

Lasst mich wissen, was eure kleinen Glücksmomente im Alltag sind und ob ihr sie festhaltet oder eventuell sogar bewusst einplant. Ich bin gespannt!

„Kaffee! Kaffee! Kaffee!“…

… ist wahrscheinlich das bekannteste Zitat aus der Serie Gilmore Girls. Die herrlich überdrehte Art des Serien-Charakters Lorelai Gilmore, inklusive der dazu so passenden Kaffee-Sucht, hat die Serie für mich sehr sehenswert gemacht.

Was in der Serie ziemlich überspitzt dargestellt wird, ist für einige von uns allerdings gar nicht sooo weit entfernt von der Realität. Viele haben das Gefühl sie brauchen ihren Kaffee, um überhaupt zu funktionieren. Er ist fester Bestandteil unseres Tagesablaufs. Ich kenne eine Frau, die kommt morgens gar nicht aus dem Bett, wenn ihr Mann ihr nicht vorher eine Tasse Kaffee an selbiges gebracht hat. Eine andere bringt es im Laufe eines Bürotages auf 10-12 Tassen! Von solchen Mengen war ich immer relativ weit entfernt, aber eine große Liebe zu dem Gebräu kann ich nicht leugnen.

Ich habe einmal eine Reportage gesehen, in der beschrieben wurde, dass wir mit einem Heißgetränk in der Hand – und meistens ist das bei uns der Kaffee – unser Gegenüber gleich sympathischer finden. Die warmen Finger stimmen uns positiver. Wenn ihr also die Möglichkeit habt, eurem Gegenüber bei einem wichtigen Gespräch eine Tasse Kaffee oder Tee in die Hand zu drücken, tut das unbedingt! Außerdem interpretiere ich das Ergebnis so, dass es im Büro gleich viel friedlicher zugeht, wenn wir alle warme Finger haben und uns sympathisch finden 😊. Wer weiß, was ohne den Kaffee-Konsum in deutschen Büros so passieren würde…

Es ist auch nicht zu unterschätzen, dass man im Büro mit einem Kaffee in der Hand signalisiert, dass man gerade Pause macht oder zumindest nicht voll konzentriert arbeiten kann, weil man sich ja seinem wohlverdienten Heißgetränk widmet. Man kann mit der Tasse in der Hand eine Art Blase um sich ziehen, vor der die Kollegen hoffentlich ein bisschen Respekt haben und einen ein paar Minuten durchatmen lassen.

Die Funktion des Kaffees ist schon auch eine sehr soziale. Ein bisschen wie das Rauchen, nur ohne dass man vor die Tür muss und ohne die Nebenwirkungen für andere. Man kann ihn für Geselligkeit nutzen oder für eine Auszeit.

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Wann ist es zu viel?

Bei mir ist der Kaffee-Konsum, nachdem ich jahrelang recht konstant bei meinen 1-2 Tassen am Tag war, deutlich angestiegen. Das lag zum einen daran, dass ich viel zu wenig geschlafen habe und mich mit dem Koffein funktionsfähig halten wollte. Zum anderen hat mich der Kaffee, wenn es im Büro heiß her ging, beruhigt. Das klingt paradox, da das Koffein putscht (und putschen soll!), lässt sich aber mit dem Festhalten an etwas Wärmendem erklären.

Auf jeden Fall habe ich mir irgendwann die Frage gestellt, wie viel Kaffee denn noch in Ordnung ist und ob ich es vielleicht übertreibe. Wahrscheinlich fragen sich das nicht so viele, aber falls du zu den starken Kaffeetrinkern gehörst (oder Energy Drink Junkies), sind die folgenden Trivia vielleicht hilfreich:

Natürlich sind wir Menschen verschieden und, wie bei so vielem, reagieren wir unterschiedlich auf Koffein. Abhängig vom Gewöhnungsgrad vertragen wir auch unterschiedlich viel, genauso wie bei Alkohol. Nachdem ich gelesen hatte, dass man nach sechs Wochen Abstinenz wieder jungfräulich auf Kaffee reagiert, habe ich das vor ein paar Jahren direkt ausprobiert. Ich dachte, dass ich meinen Kaffee-Konsum so auf jeden Fall anschließend reduzieren würde, weil ich ja viel weniger bräuchte, um eine Wirkung zu erzielen.

Erst einmal hatte ich ziemlich heftige Entzugserscheinungen, die vor allem aus starken Kopfschmerzen bestanden, die neun Tage anhielten. Der Schwindel war weniger schlimm und nach ein paar Tagen vorbei. Mir hat das auf jeden Fall die Augen dafür geöffnet, dass ich mein persönliches Maß überschritten hatte. Die sechs Wochen habe ich gut durchgehalten, weil ich es unbedingt wollte. Ich war so überzeugt davon, dass ich danach wieder mit 1-2 Tassen am Tag glücklich würde. Was ich dabei unterschätzt hatte bzw. mir damals nicht so klar war, war die soziale Komponente. Ich war Schwupps nach ein paar Wochen wieder bei meinen alten Gewohnheiten. Auch, weil ich das mit dem Schlafmangel noch nicht im Griff hatte, und der Kaffee ein bisschen das Gefühl vermittelt hat, dass ich schließlich fit sein muss nach dem ganzen Koffein. Später habe ich das mit dem „Kaffee-Entzug“ noch zweimal wiederholt aus gesundheitlichen Gründen, und auf den dritten Anlauf auch erst einmal geschafft. Ich habe mehrere Monate gar keinen Kaffee getrunken. Jetzt gönne ich mir selten einen und kann nach einer Tasse auch problemlos aufhören. Na ja, meistens. Ich genieße ihn nach wie vor sehr und stufe mich definitiv als zeitlebens Rückfall-gefährdet ein 😉

Ich kann das Experiment nur empfehlen. Anhand der Stärke der Entzugserscheinungen (oder ob überhaupt welche auftreten) lässt sich ganz gut feststellen, ob sich jemand zu viel Koffein zuführt. Vielleicht findest du ja einen Mitstreiter in deinem direkten Umfeld zum Hochhalten der Motivation. Allerdings Vorsicht, wenn du unter Migräne oder starken Kopfschmerzen leidest. Da solltest du wirklich nur unter ärztlicher Aufsicht an so ein Projekt heran gehen! Nach der Abstinenz-Phase kannst du ausprobieren wieviel Kaffee du wirklich gut verträgst. Bei mir ist tatsächlich nach spätestens zwei Tassen Schluss. Danach fühle ich mich mehr schwummrig als wach.

Wenn du dir das – gerade im Moment nicht oder auch ganz sicher nie im Leben – vornehmen willst, gibt es Richtwerte.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) schreibt in einer ihrer Broschüren: „Bei Erwachsenen spricht nichts gegen den moderaten Genuss von 3 bis 4 Tassen pro Tag.“ Aber Achtung! Ich gehe davon aus, dass hier von der „deutschen Kaffee-Tasse“, also 150ml, ausgegangen wird, und nicht von der amerikanischen, die gelegentlich als Mengenangabe für Kochrezepte dient und etwa 250ml fasst (und die in deutschen Büros zumeist der Standard ist). Die Aussage der DGE bezieht sich auf alle Koffein- bzw. Theobromin-haltigen Getränke. Wenn ihr auch schwarzen oder grünen Tee oder Energy Drinks trinkt, zählen diese zu denselben 3-4 Tassen am Tag. Im Internet habe ich die Angabe von ca. 4 Tassen pro Tag auch an anderer Stelle gefunden. Sie scheint eine relativ allgemein gültige Orientierung zu sein. Das ist in Summe relativ wenig. Für mich persönlich rechne ich an, dass Tee viel weniger Putschmittel (schwarzer Tee etwa halb so viel wie Kaffee) enthält und trinke da am Wochenende auch einmal ein bisschen mehr…

Übrigens zählen alle diese Getränke laut der DGE nicht zu den Durstlöschern, sondern zu den Genussmitteln. Trotzdem dürfen sie auf die Flüssigkeitsbilanz angerechnet werden!

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Wann ist die richtige Zeit?

Der amerikanische Arzt Dr. Michael Breus hat in seinem Buch „The Power of when“ für fast jeden Lebensbereich beschrieben, wann der richtige Zeitpunkt ist, um die beste Wirkung von etwas oder bei einer Tätigkeit zu erzielen. Er hat dafür Forschungsergebnisse aus verschiedensten Disziplinen zusammengetragen. Einige Erkenntnisse fand ich sehr spannend und auch hilfreich. Natürlich hat mich das Kapitel über den perfekten Zeitpunkt für Koffein-Konsum sehr interessiert. Die wichtigste Erkenntnis: Da morgens der natürliche Kortisol-Level im Körper hoch ist, hat das Koffein, das zusätzlich als Aufputscher eingenommen wird, überhaupt keine Wirkung, außer, dass es die Toleranz für Koffein erhöht. Man braucht dann später am Tag mehr, um eine Wirkung zu erzielen. Wenn du also zu den Menschen gehörst, die ohne ihren Kaffee morgens nicht in die Puschen kommen, ist der Effekt rein psychologisch. Einen körperlichen Effekt gibt es erst etwa zwei Stunden nach dem Aufstehen.

Ist der natürliche Kortisol-Level im Körper andererseits niedrig, wird das Adrenalin, das durch den Kaffee-Konsum ausgeschüttet wird, seine Wirkung zeigen und dich wacher und aufmerksamer machen. Für die meisten Menschen ist das Kortisol im Körper zwischen 09:30 Uhr und 11:30 Uhr sowie zwischen 13:30 Uhr und 17:30 Uhr am niedrigsten. Die Tasse Kaffee zum späten (Büro-)Frühstück und im Nachmittagstief kann durchaus sinnvoll sein, um die Leistungsfähigkeit ein bisschen zu erhöhen.

Dr. Breus schreibt auch, dass du dich ab mehr als 5 Tassen Kaffee am Tag (oder mehr als zwei Energy Drinks bzw. 10 Gläsern Cola) anfängst nervös, ruhelos und schlecht gelaunt zu fühlen.  Außerdem rät er, nach 15 Uhr kein Koffein mehr zu sich zu nehmen, weil der Effekt bis zu acht Stunden anhalten kann. Das Koffein unterdrückt die Bildung des Schlafhormons Melatonin. Und selbst, wenn du zu den Menschen gehörst, die trotz Kaffee gut einschlafen, wird dein Schlaf schlechtere Qualität haben aufgrund des niedrigeren Melatonin-Levels.

Über den Genuss von Koffein-freiem Kaffee kann man sehr unterschiedlicher Meinung sein. Echte Kaffee-Junkies weisen ihn als kastriertes Produkt weit von sich. Ich habe mich dem Thema vor ein paar Monaten geöffnet, kann aber verstehen, dass das nicht jeder will.

Kaffee-Banner-Fazit

(Vorläufiger) Abschluss zum Thema Kaffee

Finde idealerweise heraus, wie viel Koffein du gut verträgst. Ansonsten sind 3-4 Tassen ein guter Richtwert. Trinke Kaffee frühestens zwei Stunden nach dem Aufstehen und gerne auch im Nachmittagstief für eine echte Wirkung. Ab spätestens 15 Uhr sollte Schluss sein. Wenn du eher schlecht einschläfst, belasse es bei 1-2 Tassen am Vormittag.

Über Kaffee gibt es noch unendlich viel zu schreiben und ich habe auch noch mehr im Kopf. Aber der Beitrag ist schon wirklich lang, und im Zweifelsfall liest schon niemand mehr mit. Daher setze ich das Thema später in einem neuen Blog-Beitrag fort. Außer eure Kommentare halten mich davon ab. Schreibt mir bitte, ob Kaffee für euch auch so ein Thema ist und ob ihr noch spezielle Fragen dazu habt, die ich für euch recherchieren soll.