Verflixtes 3. Jahr: So lief 2020 für meinen jungen Online Shop

In wenigen Tagen ist es soweit. Am 01.02.2021 bin ich drei Jahre selbständig! Dieses dritte Jahr meiner Selbständigkeit hatte ich mir natürlich sehr anders vorgestellt. So wie niemand von uns ahnen konnte, was 2020 für uns bereithalten würde, bin auch ich sehr naiv und mit großen Plänen in das Jahr gestolpert. Für ein junges Unternehmen – mein Online Concept Store Serendana ging im August 2018 an den Start – gab es einige besondere Herausforderungen. Die ersten drei Jahre sind fast immer eine Phase des Ausprobierens, des Lernens und so mancher Lektion. Eine Ausnahmesituation wie Corona hat es in dieser Aufbauzeit noch einmal besonders in sich.

Überall kann man lesen, wie sehr die Pandemie den Online Handel nach vorne gepusht hat. Daher werde natürlich auch ich oft gefragt, ob es mit meinem Shop jetzt richtig durch die Decke geht. Das tut es leider nicht. Gewonnen haben vor allem die großen Player. Die Menschen sind in vielen Kategorien von stationär auf Online ausgewichen wie bei Hygieneartikeln und hatten auch zusätzliche Bedarfe: Bei otto.de gingen zum Beispiel die Verkäufe von Langhaarschneidern im ersten Lockdown steil nach oben. Mein Sortiment, das auf Wohlfühlprodukte und Geschenke ausgelegt ist, spielt in keinen dieser Bereiche rein. Die Menschen haben gerade zu Beginn der Pandemie, als vieles noch sehr unsicher war, ihr Geld zusammengehalten und nur für notwendige Dinge ausgegeben. Es fanden auch viel weniger Feiern statt, so dass Geschenkartikel weniger nachgefragt wurden.

Der Start in das Jahr 2020 war allerdings ziemlich gut. Die erste Januarwoche war gleich sehr stark und bis Ende Februar lagen die Umsätze schön über dem Vorjahr. Dann kam das Virus auch bei uns an und die Besuche im Shop brachen fast vollständig ab. Die Menschen waren teils in Schockstarre und teils mit der Jagd nach Toilettenpapier voll ausgelastet. Im April gab es dann eine deutliche Trendwende. Sehr viele saßen im Homeoffice und fingen an sich ein paar Dinge zu gönnen. Tatsächlich war der meistverkaufte Artikel der hochwertige Café Vela, den sich sowohl meine Stammkunden in größeren Mengen hinlegten als auch einige Neukunden. Auch die nächsthäufig bestellten Artikel lassen sich im Zusammenhang mit der Situation sehen: Das Handbalsam von P’ure Papaya Care und die tollen Duftkerzen aus Bio Soja-Wachs. Meine Kundinnen und Kunden saßen also ganz stereotyp mit einem guten Kaffee und einer schönen Duftkerze im Homeoffice und gönnten sich nach dem regelmäßigen Händewaschen eine hochwertige Bio-Handcreme. 😊

Der April blieb der stärkste Monat diesen Jahres und lag auch knapp über November und Dezember, den sonst stärksten Monaten mit dem Weihnachtsgeschäft. Die Monate dazwischen waren umsatzschwach. Die Menschen hatten sich in die neue Realität eingefunden und mein Sortiment passte nicht so richtig dazu. Es lag auch daran, dass nach den ersten Wochen Lockdown, in denen sehr viele Werbetreibende inklusive mir selbst sehr vorsichtig waren, plötzlich sehr viel Online Werbung geschaltet wurde und dadurch die Reichweite, die mit kleinen Budgets zu erreichen war, stark limitiert wurde. Meine üblichen Kanäle wurden teuer und brachten viel weniger.

Durch den wochenlangen Distanzunterricht fehlte es mir auch oft an Energie am Nachmittag noch viel Online zu arbeiten. Ich habe so viele Arbeitsblätter ausgedruckt, erklärt und wieder verschickt, dass ich im Anschluss an den Unterricht genauso dringend Freizeit brauchte wie meine Kids. Ich war auch zurückhaltend mit neuen Produkten, die den Shop sonst immer beleben. Aber in dieser Situation, in der die Umsätze ab Mai unter dem Vorjahr liefen, wollte ich kein Geld für neue Artikel vorstrecken, von denen ich nie wissen kann wie sie laufen werden. Davon abgesehen, dass mit schwachen Umsätzen wenig Geld für Einkäufe bleibt.

Es gab in diesem dritten Jahr auch typische Lernerfahrungen, die durch die Pandemie-Situation vielleicht verstärkt wurden, aber in jedem Fall aufgetaucht wären:

  • Ich werde bis auf Kaffee und Tee, die tatsächlich zu meinen absoluten Topsellern gehören, keine Lebensmittel mehr anbieten. Wenn die Besucherzahlen schwach sind, wird es mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum eng. Ich habe auch erlebt, dass die Lagerung während des Transports zu meinem Shop im Sommer nicht immer optimal lief und die Artikel nicht so frisch waren, wie ich das gerne hätte.
  • Ich muss wirklich immer die gesamte Lieferung eines Herstellers im Detail überprüfen. Ich hatte Fälle, in denen ein Teil der Lieferung ein deutlich kürzeres Haltbarkeitsdatum hatte als der Rest, was mir bei der Stichprobenprüfung entgangen war.
  • Auch wenn ich in meinem Shop sehr auf vernünftige Preise achte, kommen manche Artikel in Bereiche, die meine Kunden nicht zahlen möchten. So muss ich mich schweren Herzens von fast allen Naturkosmetik-Artikeln trennen, die in Deutschland hergestellt werden. Der Mehrpreis lässt sich in einem Verkaufsgespräch vermutlich gut durch die qualitativ hochwertige Fertigung im Inland erklären. Viele Online Kunden wollen ihren Einkauf jedoch schnell abwickeln und lesen nicht unbedingt alle angebotenen Details. Vermutlich wird Online auch noch einmal anders auf Preise geachtet.
  • Ich brauche im Shop eine bessere Möglichkeit um auf Aktionen hinzuweisen. Den typischen „Sale“ Bereich wollte ich zu Beginn nicht, weil es nicht zu meinem Konzept passt. Ich biete ein stabiles, hochwertiges Sortiment an mit gleichbleibend vernünftigen Preisen. Allerdings wird es immer zu Abverkäufen kommen, wenn Artikel aus dem Sortiment gehen oder nahe am Verfallsdatum sind. Außerdem biete ich meinen Stammkunden Rabatte an, wenn sie beliebte Produkte in größeren Mengen kaufen wie zum Beispiel die sensationelle Ampullen-Kur 7 Day Divine Cure, die seit Shop-Start das meistverkaufte Produkt ist, und von sehr vielen Kundinnen immer wieder nachgekauft wird.
  • Für viele meiner Artikel gibt es keine erkennbare Saisonalität. Trotzdem werden sie in Wellenbewegungen gekauft. Manchmal verkaufe ich von einem Artikel monatelang nichts und dann plötzlich kommt eine Bestellung nach der anderen rein. Noch habe ich nicht ganz den Dreh raus, ab wann ein Produkt wirklich stabil stark läuft und ich auch größere Vorräte davon bestellen kann (mit entsprechend besseren Einkaufspreisen) und wann es sich um eine eher zufällige Häufung von Abverkäufen handelt.
  • Ich konkurriere nicht wirklich mit den großen Online Händlern, sondern in vielen Bereichen mit den Herstellern selbst, die ihre Produkte über eigenen Websites verkaufen. Mein Shop bietet den Vorteil, dass ich ein breiteres Sortiment als die einzelnen Hersteller habe. Allerdings können diese Preis-Aktionen anbieten, bei denen ich nicht mitgehen kann, weil ich natürlich teurer bei ihnen einkaufe, als ihre Produktionskosten liegen. Für die Artikel, auf die das zutrifft, bastele ich gerade an Möglichkeiten durch Verbundkäufe attraktivere Angebote für meine Kundinnen und Kunden zu gestalten.
  • Und noch eine Erkenntnis zum Schluss: Auch wenn ich ein kleines Unternehmen habe, muss ich versuchen auf mehrere Lieferanten in wirklich allen Kategorien und verschiedene Dienstleister zu setzen. So ist mein Programmierer plötzlich abgesprungen und meine Distributoren aus England haben ganz neue Probleme mit Zahlungen und Steuern. Auch ich muss breiter aufgestellt sein, um solche Eventualitäten ausgleichen zu können.

So bleibt es definitiv spannend für mich und meinen kleinen Shop. Die Ziele, mit denen ich in das letzte Jahr gestartet war, habe ich nicht ganz erreicht. Doch einige Monate waren schon sehr nah dran und ich kenne einige Stellschrauben, an denen ich drehen will, um noch weiter voran zu kommen. Für 2021 habe ich mir fast dieselben Ziele noch einmal gesetzt. Das letzte Jahr war in mancher Hinsicht ein Moratorium und eine zusätzliche Lernerfahrung, die mich auf dem Weg ein bisschen ausgebremst hat, die mir aber auch gezeigt hat, dass ich weiß wo ich hinwill.

Ich wünsche dir und mir ein tolles Jahr 2021 mit viel Gesundheit, Optimismus und Tatendrang!

Herzlichst

Kristina

Fragen sind die Antwort!?!

Gelegentlich bleiben ein Satz oder eine Idee aus einem der zahleichen Bücher, die ich inhaliere, nachhaltig hängen und wirkt über Tage und Wochen noch nach. Häufig handelt es sich um etwas, das mich provoziert und erst einmal  Ablehnung hervorruft. Doch dann lässt es mich nicht mehr los und fasziniert mich und ich versuche das Puzzle für mich zu lösen.

Eine dieser Ideen kam vor einigen Wochen aus einem schon älteren Bestseller des Motivations-Coachs Anthony Robbins: „Awaken the Giant within“. Er erschien bereits 1991 in den USA. Auf Deutsch hat das Buch den etwas unglücklichen Titel: „Das Robbins Power Prinzip: Befreie die innere Kraft“.

Tony Robbins beschreibt auf über 500 Seiten verschiedene Schritte, um sein Leben zum Besseren zu verändern. Im 8. Kapitel geht es darum, sich die richtigen Fragen zu stellen. Im Englischen Original nennt er das Kapitel „Questions are the Answer“. Seine Hypothese ist, dass jeder Mensch jedes Problem, das ihm im Lauf seines Lebens begegnet, lösen kann, wenn er sich die richtigen Fragen stellt.

Ich werde nicht den Inhalt dieses Kapitels oder gar den Inhalt des gesamten sehr umfangreichen Werks zusammenfassen. Mir geht es um die erste seiner „Problem-Solving Questions“, die ich mir mittlerweile tatsächlich regelmäßig stelle in Situationen, die mir nicht gefallen. Vielleicht provoziert sie dich auch oder du bist direkt fasziniert. Ich bin gespannt! 🙂

Die erste von fünf Fragen, die man sich stellen soll, ist: „What is great about this problem?“ Als ich an meine eigenen Probleme gedacht hab, kam die Antwort darauf sehr spontan. Na, gar nichts! Warum sollte ein Problem gut sein, und in der blumigen Sprache des amerikanischen Autors ist es sogar großartig. Das klang für mich sehr stark nach Psycho-Gequatsche. Ich finde jetzt alles ganz toll und dann geht es mir gut! Autosuggestion?!?

Das ist allerdings gar nicht das, was Robbins damit meint. Es geht ihm darum eine Lösung zu finden. Durch Jammern wird sich ganz sicher keine auftun. Auch wenn ich unbedingt dafür bin, dass man in doofen Situationen eine Weile jammern und schimpfen darf und muss, um den Gefühlen Raum zu geben. Danach bedarf es einer Zeit des Aufrappelns oder wie man es heute oft als schlauen Spruch liest, des Krönchen-Zurechtrückens.

Mit der richtigen Frage im richtigen Moment kann man sich nach einer Krise weiterentwickeln. In manchen Situationen kommt einem geraden diese Frage natürlich sehr zynisch vor. Was ist großartig, wenn ich einen lieben Menschen verloren habe? Worüber soll ich mich freuen, wenn ich finanzielle Probleme habe? Zum Start muss man diese Art der Problemlösung sicher nicht gleich auf die existentiellen Probleme anwenden. Doch mir hilft sie im Alltag, vor allem im beruflichen, oft weiter.

Wenn ich mich über etwas wirklich ärgere, ist das immer ein guter Indikator, dass mich die Frage weiterbringt. Die Antwort ist dann oft: Es ist gut, weil du jetzt endlich aktiv wirst und in die Puschen kommst. Neulich ist mit zum Beispiel ein direkter Konkurrent mit einer Idee für den Online Shop zuvor gekommen. Das hat mich ziemlich aufgeregt, weil ich die Idee mit ihm, wie unter befreundeten Selbständigen durchaus üblich, besprochen hatte. Ich bin immer noch nicht begeistert, aber ich kann auch das Positive sehen. Meine Idee ist offensichtlich nicht schlecht und das nächste Mal setze ich einfach schneller um anstatt nur zu reden! Beide Gedanken bringen mich weiter anstatt mich zu blockieren was dauerhaftes Schmollen tun würde.

Warum ich das gerade jetzt schreibe? Nun, Die Idee, diese Art der etwas provokativen und manchmal radikalen Problem-Lösung für andere Aufzuschreiben spukte schon länger in meinem Kopf herum. In der momentanen Krise drängt es sich geradezu auf. Wir lesen gerade viel davon in Medien aller Art, was die Corona-Krise uns als Einzelpersonen und Gesellschaft für Chancen bietet. Dieses Beispiel leuchtet vielen ein, weil wir schon positive Veränderungen erleben. Ich finde das einen guten Anknüpfungspunkt, um sich daran zu erinnern, dass diese Chancen auch in jeder kleineren und größeren privaten Krise stecken, und man sie durch die richtigen Fragen erkennen und nutzen kann.

Für alle Neugierigen hier alle fünf „Problem-Solving-Questions“:

  • What is great about this problem?
  • What is not perfect yet?
  • What am I willing to do to make it the way I want it?
  • What am I willing to no longer do in order to make it the way I want it?
  • How can I enjoy the process while I do what is necessary to make it the way I want it?

Lass mich gerne wissen, ob du mit der Idee etwas anfangen kannst. Für mich ist es tatsächlich alltagstauglich, mir die Frage immer wieder ganz bewusst zu stellen.

Herzliche Grüße und bleibe in dieser Zeit gesund!

Kristina

 

 

Willkommen im Jahr 2020: Planung (un)möglich?

Im Dezember hatte ich einen Blog-Beitrag zum Thema Jahresplanung geschrieben. Ich nannte ihn Nachträgliche Jahresplanung 2019, weil ich ausnahmsweise ohne Ziele, Pläne und Vorstellungen in das Jahr gestartet war, und versucht habe, trotzdem irgendwie Bilanz zu ziehen. Das Fazit war, dass mir das mit der Bilanz unglaublich schwer viel. Zum einen, weil ich mir nichts vorgenommen hatte, dessen Erreichen ich hätte bestimmen können. Zum anderen, weil 2019 für mich ziemlich ereignislos verlaufen war; zumindest im Vergleich zu dem sehr aufregenden Jahr meiner Geschäftsgründung 2018 (serendana.de).

In dieses sehr besondere Jahr mit der doppelten 20 war ich dann auch wieder mit einigen Plänen gestartet. Das liegt mir einfach mehr! Ich bin fest davon überzeugt, dass ich mehr umsetze und schaffe, wenn ich konkrete Ziele formuliere und in Angriff nehme. Das passt nicht unbedingt in die heutige Zeit, in der Achtsamkeit und das Leben im Moment groß geschrieben werden. Doch ich bin einfach eine Planerin und kann nicht aus meiner Haut. Möglicherweise kommt diese Erfahrung noch, und ich schreibe in einigen Jahren einen Blog-Beitrag zu dem Thema, wie ich einen Weg gefunden habe, ganz im Hier und Jetzt aufzugehen. Veränderung passiert ein Leben lang, und glücklicherweise bin auch ich nicht vor ihr sicher!

Jetzt habe ich mir also einiges vorgenommen und bin sehr motiviert in das Jahr gestartet. Zwei Monate lang ist das sehr gut gegangen. Ich habe mir für jeden Monat im Jahr ein Projekt bzw. Thema vorgenommen sowie ein übergeordnetes Thema für das ganze Jahr. Meine ersten zwei Projekte habe ich erfolgreich gestartet und war soweit ziemlich zufrieden mit mir. Dann hat das Jahr eine Wendung genommen, die für niemanden vorhersehbar war; zumindest nicht in diesem Ausmaß und in dieser Konsequenz.

Wie gehe ich jetzt mit meiner Planung um? Ist Planung überhaupt noch möglich, nötig oder sinnvoll? Für mich kann ich diese Frage sehr klar mit einem Ja beantworten! Natürlich muss ich einige Parameter ändern. Doch ich bin tatsächlich sehr froh, dass ich einen Rahmen habe, in dem ich mich im Moment bewege. Das Leben geht weiter. Es fühlt sich an einigen Stellen gerade wie ein Stillstand an, doch das ist es nicht. Irgendwann werden wir als Gesellschaft, Familien und Einzelpersonen die Krise überwunden haben. Danach wird es vermutlich in rasendem Tempo weitergehen. Und es wird leichter sein weiterzumachen, wenn wir den Faden nicht ganz verloren haben.

Als ich meinen Jahresrückblick schrieb, hatte ich mir vorgenommen, dich wissen zu lassen, wie es mit den Projekten und Zielen im neuen Jahr laufen würde. Jetzt sind schon drei Monate – ein Vierteljahr – rum. Und gerade wegen der momentanen Situation, die so viel Unsicherheit für uns alle bedeutet, möchte ich an meinem Vorhaben festhalten, und dir berichten, wie die Planung bisher funktioniert.

Für den Kopf

Im Januar wollte ich direkt ein neues Hobby starten. Ich brauche dringend etwas, das meinen Kopf beschäftigt und mir das Gefühl gibt, mich weiterzuentwickeln. Ich hatte mehrere Ideen. Im Januar kam dann das neue Programm der vhs heraus, und ich habe es genutzt, um mein Projekt zu bestimmen und mich auch gleich angemeldet. Mitte Februar hat mein Polnisch-Kurs begonnen. Da meine Familie teilweise aus Polen stammt und ich sehr gerne ihre Heimat bereisen möchte, schien mir das eine gute Wahl zu sein. Sprachen sind immer sehr nützlich und durch das Erlernen der Sprache taucht man automatisch tiefer in die Kultur ein. Ich habe einige Freundinnen aus Polen und sogar Hersteller deren wunderschöne Produkte ich in meinem Shop vertreibe. In jedem Fall kann ich die Sprache verwenden.

Der geplante Masuren-Urlaub für den Sommer 2021 wird möglicherweise verschoben werden müssen. Stattfinden wird er auf jeden Fall in den nächsten Jahren! Das gibt mir gegebenenfalls mehr Zeit, die unglaublich komplexe Sprache zu erlernen. Der deutsche Kabarettist Steffen Möller, der seit vielen Jahren in Polen lebt und einige Bücher über sein Leben zwischen den Kulturen geschrieben hat, nannte Polnisch eine „Sprache für Selbstmörder“. Ich muss ihm da mittlerweile zustimmen. Die slawischen Sprachen sind unglaublich kompliziert. Glücklicherweise bin ich ausreichend naiv an das Projekt heran gegangen. Mein Unterricht hat durch die Corona-Schließungen sehr schnell wieder aufgehört. Für die Osterferien, wenn ich erst einmal aus dem home-schooling entlassen bin, habe ich mir fest vorgenommen, tapfer Vokabeln und Grammatik zu pauken, damit ich bereit bin, wenn der Unterricht wieder startet. Ich versuche die Situation als Chance zu sehen, die Grundlagen zu Hause gut zu festigen!

Für den Körper

Mein Februar-Projekt war es, eine weitere Sporteinheit in mein Leben zu integrieren. Auch hier kam mir die vhs zur Hilfe. Ich entdeckte einen Laufkurs für Einsteiger. Da wir als Familie dieses Jahr an der Staffel des Halbmarathons im Nachbarort (dem Eschathlon) teilnehmen wollten, und der Kurs das Ziel ausgegeben hatte, in drei Monaten problemlos 5 km am Stück durchlaufen zu können, passte das einfach perfekt! Der Eschathlon, der für Ende Juni geplant war, ist mittlerweile abgesagt. Mein Laufkurs fand auch nur zweimal statt.

Aber: Ich habe durch diese zwei Mal mit einem Coach laufen und dem sehr gut aufbereiteten Trainingsplan den benötigten Einstieg ins Laufen gefunden. Geplant war, dass ich die Staffel irgendwie über die Bühne bekomme ohne mich komplett zu blamieren. Die Anmeldung habe ich sehr bewusst gemacht, um mich an meine Grenze zu zwingen. Mein siebenjähriger Sohn läuft problemlos 10 km am Stück durch. Ich wollte nicht völlig von diesem sportlichen Energiebündel abgehängt werden (jetzt schon!), und habe mich konsequent in das für mich verhasste Thema gestürzt.

Wunder geschehen! Nach einer Erkältungspause laufe ich jetzt dreimal die Woche nach meinem Trainingsplan. Das Wundersame ist nicht nur, dass ich meinen Schweinehund überwinde und das durchziehe. Ich habe Gefallen am Laufen gefunden! Das überrascht mich immer noch maßlos, habe ich es über die Jahre doch immer wieder versucht und für völlig bescheuert befunden. Tatsächlich bin ich es immer völlig falsch angegangen. Die Anleitung hat unglaublich viel bewirkt. Und in diesem Fall hat auch die Corona-Krise positiv beigetragen. Meine anderen sportlichen Aktivitäten fallen flach und durch das home-schooling neben der Arbeit bewege ich mich noch viel weniger als sonst. Das Laufen an der frischen Luft tut gerade besonders gut!

Ich kann noch nicht einschätzen, wie ich mich verhalten werde, wenn das Wetter richtig schlecht ist oder ich müde und lustlos bin. Das muss die Zeit zeigen. Meiner Läufer-Karriere werde ich vermutlich in ein paar Monaten noch einmal einen eigenen Beitrag widmen. Im Moment kann ich sagen: Durch die Umstände bin ich ins Laufen gekommen.

Für den Geist

So, da kommen wir zu Monat drei, dem März. Dieses Projekt habe ich noch nicht gestartet. Das war mir durch meinen neuen Lehrer-Nebenjob zu viel. Das finde ich auch völlig in Ordnung. Mein März Projekt war jetzt eben ganz unverhofft das Unterrichten von zwei Grundschulkindern.

Während der Ferien werde ich mich aber definitiv darum kümmern. Ich gebe für den Verein Berufswege für Frauen in Wiesbaden einmal im Jahr einen Workshop zum Thema „Ist der eigene Online Shop etwas für mich?“ Letztes Jahr im Frühjahr bin ich gestartet und im Herbst soll ich ihn wieder halten. Ich hoffe, das wird klappen! Da mir diese Art der Wissensvermittlung unglaublich viel Freude macht, möchte ich diesen Workshop oder einen vergleichbaren auch im Partnerverein in Frankfurt anbieten. Das Konzeptpapier dafür sollte relativ schnell geschrieben sein. Danach ist es nur noch eine richtig formulierte Email. Ich bin  allerdings am Überlegen, zu welchem Zeitpunkt ich die Anfrage verschicke, da gerade kaum jemand über neue Termine nachdenkt. Der Plan für die kommenden zwei Wochen: Alles fertig machen, dann kann ich es zu jedem Zeitpunkt versenden. Wahrscheinlich wird es mit dem Workshop in diesem Jahr nichts mehr, aber den ersten Schritt kann ich in jedem Fall machen.

Meine Zwischenbilanz für 2020: Ich bin sehr zufrieden damit, dieses Jahr mit ein bisschen Planung angegangen zu sein! Meine Projekte verändern sich vermutlich alle irgendwie; sinnlos wird keines davon. Manches wird vermutlich sogar besser. Ich bin sehr gespannt, was das Jahr noch bringt, und wie es weitergeht mit meinen Projekten!

Wie geht es dir im Moment? Planst du noch? Lässt du dich treiben?

Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Gesundheit und starke Nerven!

Herzlichst,

Kristina

 

Nachträgliche Jahresplanung 2019

Zum letzten Jahreswechsel hatte ich ausnahmsweise noch keine genaue Vorstellung davon , wie das neue Jahr 2019 werden sollte. Ganz untypisch für mich, habe ich es einfach mal anlaufen lassen und bin davon ausgegangen, dass sich in den ersten Wochen schon zeigen würde, in welche Richtung sich das Jahr entwickeln will. Nun, jetzt ist das Jahr fast vorüber – in unglaublichem Tempo – und es wollten sich bei mir so gar keine Zielvorstellungen einstellen.

Da die letzten Jahre für mich immer einen bestimmten Fokus hatten, der sich auch sehr selbstverständlich ergeben hatte, war das sehr ungewohnt. Vielleicht bin ich jetzt einfach sortiert und gut aufgestellt. Die Notwendigkeit für einen fixen Fokus ist möglicherweise weg. Das „Freischweben“ fühlte sich für eine Planerin wie mich aber nicht wirklich komfortabel an. Jetzt frage ich mich, ob ich mir für 2020 nicht besser wieder ein paar Ziele stecke. Schließlich ist es schwierig, Ziele zu erreichen, die man sich nicht vorgenommen hatte. Andererseits kann ich mich natürlich auch in Achtsamkeit üben und mich komplett auf das Hier und Jetzt einlassen.

Für eine Entscheidungsfindung habe ich mir das fast fertige Jahr noch einmal angesehen. Kleine Ziele müssen unbedingt auch gefeiert werden. Was habe ich also alles erreicht, worüber habe ich mich besonders gefreut? Gab es doch ein Muster 2019? Kann ich mir nachträglich eine Art Planung über alles Erreichte drüber legen?

Ehrlich gesagt, es war ein sehr ruhiges Jahr. Es hat sich wie ein Luftholen angefühlt für das, was die Zukunft bringen will. Es gab schöne Momente und Erlebnisse und ich habe in einigen Bereichen Fortschritte genacht mit meinem Online Concept Store (https://serendana.de) und bei den Themen Sport (mehr und abwechslungsreicher) und Ernährung. Aber es war ein Jahr ohne große Highlights und nicht spannend genug, um ausführlicher davon zu berichten.

Für das kommende Jahr, das mit 2020 schon irgendwie besonders daher kommt, möchte ich auf jeden Fall wieder ein paar Meilensteine einplanen. Ich scharre sozudagen schon mit den Hufen und habe 2019 irgendwie schon abgehakt. Gestartet wird zwischen den Jahren mit der Reiseplanung für einen spannenden Sommerurlaub nach Georgien und verschiedene Städtereisen. Die Vorfreude ist schon einmal sehr intensiv!

Im chinesischen Horoskop wird 2020 übrigens das Jahr der Ratte. Sie unterstützt bei langgehegten Wünsche und alle diejenigen, die sich beruflich verändern wollen. Das Jahr soll geprägt sein von Ehrgeiz und Durchhaltevermögen. Das spricht auf jeden Fall für Pläne, zumindest beruflich! 🙂 Und natürlich für das Wünschen!

Dank einer Bekannten habe ich mich dieses Jahr etwas intensiver mit den Ritualen zu den Raunächten auseinandergesetzt. Sie gehen auf die Kelten zurück; sind vermutlich aber noch älter. Ich habe mir vorgenommen, zwei der Rituale zu folgen, die mich wunderbar mit meiner Jahresplanung verbunden haben. Vielleicht eine Idee für dich für das kommende Jahr. In abgewandelter Form auch jetzt noch prima nutzbar.

1. Wünsche formulieren

Ich habe insgesamt 13 Wünsche auf Zettel geschrieben. Erst dachte ich, dass es schwierig werden würde, mir so viele Wünsche für das kommende Jahr zu überlegen. Dann ist es ganz problemlos geflossen. Da gibt es doch so einiges, was im nächsten Jahr gerne für mich und meine Liebsten passieren darf. In jeder der 12 Raunächte (24.12. – 05.01.) verbrenne ich einen der Zettel in der Feuerschale auf der Terrasse und überantworte den Wunsch sozusagen dem Universum. Der letzte Wunsch, der übrig bleibt, bleibt in meiner eigenen Verantwortung und soll von mir im kommenden Jahr voran getrieben werden. Ich bin schon sehr gespannt, welcher das sein wird, und wie mir die Umsetzung gelingt!

Auch, wenn du das Ritual als solches nicht durchführen willst: Das Formulieren der Wünsche fand ich sehr aufschlussreich. Ich weiß jetzt, was ich von 2020 erwarte und worauf ich mich schon freue.

2. Projekte/Themen festlegen

Neben den Wünschen, auf die ich nur sehr begrenzt Einfluss habe, habe ich noch 13 Projekte aufgeschrieben, die ich im nächsten Jahr in Angriff nehmen möchte – beruflich, persönlich, in der Familie/Beziehungen. Auch hier war ich überrascht, wie leicht mir das gefallen ist. In jeder Raunacht ziehe ich jetzt ein Projekt und versehe es mit dem korrespondierenden Monat (also Januar für Nacht 1, Februar für Nacht 2 usw.) Somit habe ich gleich einen Zeitrahmen, wann ich etwas in Angriff nehmen kann. Das soll helfen, in die Gänge zu kommen und sich nicht zu verzetteln mit allen anstehenden Themen. Am 06.01. falte ich alle Zettel auf und mache damit meine Jahresplanung. Das geht natürlich auch ohne das Ziehen und auf dem traditionellen Weg einer Jahresplanung. Du kannst dir überlegen, in welchem Monat jeweils ein guter Start für ein Thema ist. Ich möchte es diesmal ein bisschen dem Zufall überlassen und sehen, wohin mich das führt. Das 13. Projekt soll mich übergeordnet das ganze Jahr begleiten.

Wenn ich in 12 Monaten auf das Jahr zurück blicke, möchte ich irgendwie Bilanz ziehen können. So ohne Erwartungen, Wünsche, Pläne im Vorfeld funktioniert das für mich nicht richtig. Vielleicht liegt das daran, dass für mich der Start des Kalenderjahres immer auch der Start in ein neues Lebensjahr ist. 2020 wird mein 45. Jahr sein. Ich bin schon sehr gespannt und auch erwartungsfroh!

Ich wünsche dir – ob mit, ob ohne Planung (aber hoffentlich mit vielen Wünschen und Träumen, die sich erfüllen sollen) – einen entspannten Ausklang des Jahres 2019 und einen energiegeladenen Start in 2020!

Herzliche Grüße

Kristina

 

 

Nur 5 Minuten

„Das dauert doch nur 5 Minuten!“ Ist ein Satz, den mein Mann gerne bemüht, wenn ich erzähle, was die kommende Woche an zusätzlichen Pflichten ansteht. Diese nicht planbaren kleinen Dinge, die im straff durchorganisierten Alltag untergebracht werden müssen. Heute ging es um ein Schreiben, das ich unseren Mietern vorbei bringen muss. Es ist denkbar, dass das wirklich nur 5 Minuten dauert. Wenn sie zu Hause sind und ich kein Begleitschreiben mit Erklärung entwerfen muss oder vorher mit ihnen telefonieren. Wenn sie mich nicht in ein Gespräch verwickeln.

Tatsächlich ist diese eine Sache nicht das eigentliche Thema. Es sind die vielen kleinen Dinge, die im Verlauf einer Woche auftauchen und erledigt werden müssen: Das Geschenk für den anstehenden Kindergeburtstag, das in den nächsten Tagen ausgesucht werden muss, weil es sonst keine Auswahl mehr in der Geschenkekiste gibt. Das Ersetzen des verlorenen Handschuhs der Tochter, weil sie im langersehnten Schnee spielen will (Erwischt! Dieser Beitrag hängt seit Februar im Entwurf-Status), und ihr anderes Paar Handschuhe nicht wasserdicht ist.

Alles am Laufen halten

Es ist die Vielzahl dieser 5 Minuten oder halben bis ganzen Stunden, die im Alltag einer berufstätigen Frau, die sich meist auch hauptverantwortlich um den Haushalt und alle Familienangelegenheiten kümmert, Störfeuer bedeuten. Dabei ist es nicht entscheidend, ob Kinder da sind oder nicht. Wer denkt in den meisten Beziehungen an Geburtstage, verwaltet Termine, schickt das Schreiben an die Versicherung zurück, ruft den Handwerker an? Frauen fühlen sich zumeist verantwortlich. Sie wollen, dass es allen gut geht, alles läuft!

Und häufig ist es in unserer Gesellschaft leider auch so, dass alles, was nicht erledigt wurde, der Frau angelastet wird. Ist meine Schwiegermutter auf meinen Mann sauer, wenn sie kein Geburtstagsgeschenk bekommt, oder auf mich? Wen macht die Lehrerin verantwortlich, wenn das Kind ohne das verlangte Material in den Kunstunterricht kommt? Wer wird von den Freunden angemahnt, wenn es noch keine Rückmeldung für die Einladung gab?

Mein Mann würde jetzt sagen, dass mir das doch völlig egal sein kann. Das stimmt! Nur leider ist es furchtbar schwer, sich hier frei zu machen. Ja, es stört mich, wenn andere denken, ich hätte etwas verpennt, wenn das gar nicht der Fall ist. Wenn mein Mann es verpennt hat, der sich darum kümmern wollte. Oder sich nicht darum gekümmert hat, weil es ihm egal ist. Diese entspannte Einstellung, die er zu manchen Dingen hat, fehlt mir. Es gibt Menschen, die leben ganz entspannt mit 3.000 ungelesenen Emails in der Inbox, und solche, denen das Kopfzerbrechen oder im schlimmsten Fall schlaflose Nächte bereitet.

#5minuten Sanduhr

Ist Zeit-Management die Lösung?

Natürlich lernt man in jedem Zeit-Management Kurs, dass man sich in der Woche Zeitblöcke reservieren muss, um genau diese nicht vorhersehbaren Eventualitäten unterzubringen. Tatsächlich tue ich das, und kann das als Selbständige sicher viel besser als die meisten Angestellten. Ich bin auch flexibler, wenn es darum geht, bestimmte Aufgaben zu schieben, weil ich nach extern wenig Rechenschaft ablegen muss.

Dieses Gefühl, dass sich ein Berg auftürmt, entsteht nicht wirklich durch einen vollen Terminplan, sondern durch die Vielzahl an Dingen, die im Kopf bleiben müssen und Kapazität binden bis sie abgehakt werden können. Egal, welche Aufgaben ich tatsächlich auf meine To-Do-Liste schreibe, die virtuelle Liste in meinem Kopf speichert alles ab und dreht und wendet es, bis es erledigt ist.

Eine Frage der Einstellung

Eine junge ehemalige Kollegin ist das Gegenteil von mir bei diesem Thema. Sie lässt zum Beispiel ihre benutzen Teller völlig problemlos in der Küche stehen, bis keine sauberen mehr da sind und sie einfach spülen muss. Ihr Freund hält das meistens nicht aus und spült vorher. Er hat es gerne ordentlich. Sie ist der Meinung, wenn es ihn stört, dann muss er eben Abhilfe schaffen. Ein Freund von mir findet sich wiederum exakt in meinem Camp wieder. Er verlässt das Büro erst, wenn seine Inbox auf einen Screen passt ohne Scrollen. Das Phänomen ist nicht exklusiv weiblich. Es fühlt sich für mich allerdings so an, als beinhalte die Kombination besonderen Sprengstoff.

Für mich habe ich gelernt, dass mir Tipps von der entspannten Sorte Mensch nicht weiter helfen, weil sie ganz anders empfinden. „Mach dich locker“ bin ich nicht. Das weiß ich mittlerweile und versuche es nicht zu ändern. Trotzdem mache ich kleine Schritte in Richtung entspannter werden, damit mein Kopf nicht irgendwann wegfliegt 😉

Ich überlege mir bewusst, ob etwas wirklich sofort erledigt werden muss oder doch noch etwas warten kann. Mein eigener Anspruch ist nicht unbedingt der sinnvolle Maßstab. Manche Dinge müssen auch gar nicht von mir erledigt werden, und ich warte erst einmal ab, ob jemand anders sich kümmert. Wenn es mir nicht extrem wichtig ist. Ich lege meine Prioritäten sehr bewusst fest, damit ich guten Gewissens weniger wichtige Dinge absagen oder verschieben kann. Wenn ich weiß, dass es in diese Woche eben sinnvoll nicht gepasst hat, kann ich das anderen gegenüber souverän vertreten.

In welches Team gehörst du? Hast du Tipps wie du mit deinen To-Dos umgehst? Zu viele sind es ja irgendwie immer. Ich freue mich über Austausch in den Kommentaren.

Liebe Grüße

Kristina

 

 

Authentisch sein oder lieber nicht?

Das Thema Authentizität beschäftigt mich schon lange, ohne, dass ich festmachen kann, woran das tatsächlich liegt. Seit einigen Monaten wollte ich dazu einen Blog-Beitrag verfassen. Nur habe ich so viele Gedanken dazu und bekomme sie nicht sortiert. Ich habe schon seit vielen Monaten den Einstieg im Kopf 😊, aber danach will es sich nicht so recht in eine sinnvolle Reihenfolge bringen lassen. Ende Juli 2018 habe ich als Sofortmaßnahme, damit ich die Gedanken zu dem Post endlich loswerde, einen Draft für den Beitrag erstellt – also die Überschrift schon einmal eingetippt. Jetzt ist Januar 2019, und ich stelle mich der Tatsache, dass sich das Chaos nicht lichten wird. Deshalb fange ich jetzt einfach mit dem Tippen an und schaue, wo es mich bzw. den Text hinführt. Mein Planungs-Fetisch und meine Kreativität passen nicht immer zueinander.

Der Duden führt als Synonyme zu Authentizität Echtheit und Glaubwürdigkeit auf. Nun, dann passt es irgendwie zum Thema, dass ich ganz echt über meine Probleme beim Erstellen dieses Artikels schreibe.

neuland blog bild

Ausgangspunkt: Neuland

Hier ist der Einstieg, wie ich ihn ursprünglich geplant hatte: Vor Kurzem – also mittlerweile fast 9 Monaten – las ich das sehr launische Buch „Neuland: Wie ich mich selber suchte und jemand ganz anderen fand“ von Ildikó von Kürthy (Achtung unbezahlte Werbung!). Eine gute Freundin hatte es mir geliehen. Sie fand es sehr gut und meinte, es würde mir gefallen. Gefallen hat es mir, da die Autorin einen angenehmen, lockeren Schreibstil hat. Sie beschreibt sehr kurzweilig, wie sie in der Mitte des Lebens, also in etwa da, wo ich gerade auch stehe, alles Mögliche ausprobiert von Extensions über Detox, um die beste Version ihrer selbst zu werden. Inhaltlich war ich immer wieder hin und hergerissen, ob ich es jetzt gut fand oder nicht. Über eine Passage bin ich damals besonders gestolpert. Sie ging sinngemäß so: „Momentan sollen alle authentisch sein und sich so zeige wie sie sind. Ich will das gar nicht. Manche Menschen möchte ich nicht in Jogginghosen sehen. Sie sollen sich bitte hübsch anziehen.“ Die Autorin möge mir verzeihen, dass ich hier extrem frei zitiere. Das Buch habe ich vor Monaten seiner Besitzerin zurück gegeben und kann nicht mehr nachschlagen.

Im ersten Moment hatte ich hier spontan zugestimmt. Ganz sicher gibt es viele Menschen, denen ich, wenn ich die Wahl habe, nicht allzu privat begegnen möchte. Im Buch ging es an dieser Stelle um die Teilnahme an einer großen Veranstaltung wofür die Autorin sich mit Designerkleid und professionellem Make-up etc. herausputze und selbiges von den anderen Teilnehmern erwartete.

Kann ich immer unverstellt ich sein?

Was würde ich an dieser Stelle tun als passionierte Jeans-Trägerin, die sich höchstens im Urlaub in Walle-Walle-Strandkleidern wohl fühlt? Natürlich nicht in Jeans aufkreuzen. Ich bin immer noch ich, wenn ich mich einmal chic mache! Ich würde auch kein Prinzessinnen-Kleid tragen oder gar irgendetwas enganliegendes oder knappes. Das wäre nicht mehr ich, und ich würde mich sehr unwohl fühlen. Aber in einem schlichten, langen Kleid oder einem Hosenanzug könnte ich immer noch „echt“ und „glaubwürdig“ sein. Ich bin der Überzeugung, dass ich dem Umfeld angemessen immer einen Weg finden kann, authentisch zu bleiben. Und wenn das tatsächlich nicht mehr funktioniert, wie das bei mir in einem sehr hierarchischen Arbeitsumfeld einmal der Fall war, muss man eine Umgebung finden, die besser passt. Vielleicht bedeutet das auch, eben nicht auf die Veranstaltung zu gehen, für die ich mich „verkleiden“ muss.

Es hat nach dem Lesen der Lektüre tatsächlich etwas gebraucht, bis mir meine Position dazu ganz klar war: Ich bin sicher, dass ich immer unter allen Umständen versuche ganz ich zu sein. Das bedeutet nicht, dass ich respektloses oder unhöfliches Verhalten toleriere. Jeder Mensch sollte ohne sich verbiegen zu müssen anderen gegenüber sensibel auftreten können.

Vielleicht hat das Thema so lange bei mir nachgehallt, weil das Buch mich zum Nachdenken gebracht hat. Ich habe immer wieder überlegt, was meine Position zu den einzelnen Vorhaben der Autorin ist. Was würde ich, wenn ich die Mittel und die Zeit hätte, alles selbst ausprobieren von dem, was die Autorin im Namen der Recherche gemacht hat? Falls du Lust zu solchen Gedankenexperimenten hast, empfehle ich das Buch auf jeden Fall! Ein kleiner Hinweise: Ich würde auf gar keinen Fall blond werden wollen 😊

urlaubs-ich

Selbst wenn ich wollte… Authentisch lebt es sich leichter!

Laut Duden wird der Begriff Authentizität übrigens „bildungssprachlich“ genutzt. Mit dem Thema des Blogs habe ich mich somit auf jeden Fall geoutet. Ich liebe die deutsche Sprache und ich benutze manchmal Wörter, die weniger geläufig sind. Es machen sich Leute durchaus lustig über meine Formulierungen und mein „Bildungsdeutsch“. Damit kann ich aber gut leben, weil es zu mir dazu gehört.

Natürlich lebt jeder von uns verschiedene Rollen. Bei meinen engen Freundinnen trete ich etwas anders auf, als bei den Müttern im Fußballverein. Als Vorgesetzte habe ich zumindest versucht mehr Vorbild zu sein, und auch als Mutter zeige ich manche Seiten von mir vielleicht etwas sanfter. Aber jede Rolle fülle ich auf meine eigene Weise aus. Auch als Mutter hasse ich Chaos und tue deshalb nicht so, als fände ich es toll wenn ich mit meinen Kindern backe und die Küche hinterher ein Schlachtfeld ist. Eine gewisse Ordnung muss sein und aufgewischt wird immer sofort. Viele meiner Freundinnen können in solchen Situationen viel entspannter sein. Ihre Kinder finden das bestimmt besser als meine meinen Ordnungswahn. Trotzdem werde ich mich in meiner Küche nicht verstellen. Irgendwann werden meine Kids darüber lachen können. Wobei, mein Mann schafft das nach über zwanzig Jahren mit mir noch nicht immer…

seekuh

Jeder auf seine Weise

Da der Artikel wie fast immer schon wieder sehr lang geworden ist, werde ich nicht alle verbleibenden Gedanken noch niederschreiben, sondern mich auf zwei zum Abschluss beschränken. Der Rest kommt vielleicht in einem Folge-Beitrag.

Der erste ist: Authentizität wird sehr oft auch im Zusammenhang mit der #bodypositivity Bewegung auf Instagram genannt. Ich finde es schön, wenn Frauen sich ungeschminkt zeigen oder sich selbstbewusst im Bikini präsentieren können. Das sind oft die weit schöneren Fotos als die extrem inszenierten, die manchmal unfreiwillig lustig sind. Aber ich bin auch der Meinung, dass nicht jede Frau jetzt anfangen muss, krampfhaft Bilder von sich mit Augenringen zu posten. Für mich gilt auch hier: Jede und jeder so wie er sich wohl fühlt.

Der zweite ist: Ich bin ein großer Fan von Vielfalt und bin fasziniert von meinen Mitmenschen, die in irgendeiner Form anders sind, als der Mainstream und dazu stehen können. Sie haben oft eine besondere Aura. Allerdings gilt für mich auch hierbei: Ich muss nicht krampfhaft herausstechen aus der Gruppe, wenn ich der stille Typ bin und gut darin, eben „rein zu passen“.

Oft brauchen wir extreme Maßnahmen, damit sich das Pendel ein Stück weit wieder in Balance bringt, aber extrem passt nicht zu jedem. Am liebsten ist mir wahrscheinlich das Motto: Leben und leben lassen.

fels in der brandung

Wissen, woran man ist

Dieses letzte Bild zeige ich, weil weitere Synonyme für Authentizität Sicherheit und Verlässlichkeit sind. Es ist schön, wenn ich weiß, woran ich bei jemandem bin und er als Person für mich verlässlich greifbar bleibt. Das möchte ich auch für andere sein.

Die Fotos sind übrigens alle 2015 bei einem Urlaub auf den Azoren entstanden. In einem Jahr, in dem ich mich sehr fremdbestimmt und unglücklich damit gefühlt habe. In diesem Urlaub im Oktober mit meiner Familie war ich dann wieder sehr angekommen bei mir.

Für alle, die es bis zum Ende geschafft haben: Wie wichtig findest du es, selbst authentisch zu sein, und dass die Menschen in deiner Umgebung das leben? Weißt du immer genau, wer du bist oder bist du auch manchmal unsicher bei der Frage? Ich freue mich wie immer sehr auf Austausch.

Liebe Grüße!

Hipster für einen Abend

Kurz vor dem Jahreswechsel gräbt mein Mann in einer Zeitschrift einen Artikel über ein Pop-Up-Restaurant in Frankfurt aus. Das Projekt klingt spannend: In einem eher verruchten Viertel von Frankfurt in einem designierten Abriss-Gebäude bieten zwei Köche, die bei bekannten Meistern gelernt haben, kreative, regionale Küche. Die Gäste sitzen an einer langen Tafel mit insgesamt 28 Plätzen und bekommen ein wöchentlich wechselndes Menü aus 4-6 Gängen und optional passender Weinbegleitung. Es klang toll und auf jeden Fall wie etwas, das wir als junges Paar sofort in Angriff genommen hätten. Jetzt gehen wir sehr selten aus, weil immer auch ein Babysitter organisiert werden muss, und gerade fällt der aufgrund einer Prüfungsphase auch noch komplett aus. Außerdem muss ich ehrlich zugeben, dass ich mir vorstellte wie hippe, großstädtische Mitt-Zwanziger an der langen Tafel über Themen reden würden, mit denen ich gar nichts würde anfangen können. Andererseits war die Vorstellung schon sehr verlockend, mal wieder etwas Cooles zu unternehmen. Welcher meiner Freunde war schon einmal in einem Pop-Up-Restaurant?

Was auch immer mich in dem Moment geritten hat: Ich ließ meinen Mann eine Reservierungsanfrage stellen für den nächsten offenen Abend nach Neujahr (das Restaurant hat drei Tage die Woche geöffnet jeweils von Donnerstag bis Samstag), und wir beschlossen, die Kinder das erste Mal alleine zu Hause zu lassen. Ich wollte den Termin so schnell wie möglich, damit wir noch in den Schulferien liegen würden und ein spätes Zu-Bett-Gehen der Kinder nicht so schlimm wäre, und vor allem, damit mich die Courage nicht verlasse würde.

Abnabelung

Die Reservierung klappte problemlos. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, dass es normalerweise Wartezeiten von mehreren Wochen für die Location gibt, und wir nur durch den Termin in der ersten Januarwoche so einfach untergekommen waren. Die Kinder freuten sich total auf das Abenteuer, was mir den Absprung extrem erleichterte. Bewaffnet mit meinem Handy, damit sie uns im Fall der Fälle unter Papas Nummer anrufen können, und dem Tablet, das mit drei Folgen einer Lieblingsserie ausgestattet war, schoben sie uns gut gelaunt und ungeduldig aus dem Haus. Ich war auch überraschend entspannt. Unsere liebe Nachbarin wusste Bescheid und die Kinder würden bei ihr klingen, wenn sie Hilfe brauchten. Vorweggenommen: Sie fanden es super und wollen ganz bald wieder einen Abend ohne uns 😉

Blieb nur noch eine gewisse Unruhe wegen des Publikums. Ich fragte mich, wie deplatziert ich mich vor Ort fühlen würde. Irgendwie blöd, aber wenn man seine Tischnachbarn nicht aussuchen kann, kann so ein Abend auch schnell anstrengend werden.

Erinnerungen

In der wirklich schönen Location angekommen waren wir erst einmal die einzigen Gäste. Wir schnappten uns dann jeder einen Aperitif und marschierten mit den Gläsern in der Hand in die nahegelegene Pop-Up Kunstausstellung. Mit Alkohol in der Hand über die Straße zu laufen ist in diesem Viertel sicher nichts Ungewöhnliches, die Sektgläser schon eher… Das hat mich gedanklich sehr in die ersten Jahre unserer Beziehung zurückversetzt, als wir regelmäßig durch Galerien und Kunstausstellungen gepilgert sind und uns davor oder danach in angesagten Restaurants verabredeten. Ein eigentlich simpler Abend, aber sehr kraftvoll, um mir in Erinnerung zu rufen wie wir als Paar waren vor der Kinder-Ära, bevor eine Familie mit zwei Jobs koordiniert werden musste. Das muss auf jeden Fall wieder häufiger sein! Der perfekte Anstoß für diesen Vorsatz mit dem Start ins neue Jahr!

An diesem Abend hatten wir an der langen Tafel nahezu ein „Private Dining“. Außer uns kam nur noch ein weiteres Paar. Und wie es der Zufall will in dieser großen Stadt: Sie waren nicht nur in unserem Alter, sondern beide ehemalige Kollegen von mir, die ich einige Jahre nicht gesehen hatte. Es wurde ein wirklich netter Abend. Wir unterhielten uns kurz über die jeweils neuen Jobs (ich muss natürlich immer Werbung für mein Herzensprojekt Serendana machen!) und dann ganz ausführlich über spannende Reisen, gemütliche Touren zu Weingütern, und über guten Kaffee. Das fühlte sich alles sehr erwachsen an, und ich plane gedanklich schon die nächste Reise nach Südamerika 😊

Noch ein Anlauf

Das Restaurant wird auf jeden Fall noch bis Mai in der Location bleiben – durch eine Verzögerung bei der Baugenehmigung für den Nachfolgebau vermutlich sogar bis September 2019. Wir haben uns fest vorgenommen noch einmal wieder zu kommen. Zum einen war das Essen wirklich gut mit einem vernünftigen Preis/Leistungs-Verhältnis für die sechs Gänge, und leckeren Weinen. Zum anderen will ich es jetzt wissen: Wie schlage ich mich an der langen Tafel mit 26 Fremden Tischgenossen und lautem Stimmengewirr? An diesem Abend war ich ausnahmsweise einmal hip 😉 und fand es sehr schön, aber fairer Weise war es eher ein Testlauf. Die Atmosphäre an diesem Abend war sehr besonders: Wir konnten uns ausführlich mit den Köchen in der offenen Küche austauschen und hatten die tolle Location exklusiv für unsere kleine Gruppe.

Was ich wieder einmal gelernt habe? Einfach machen! Vertrauen haben! Auf mein Gefühl hören, und nicht vergessen, was mich glücklich macht jenseits von Familie und Job. Von diesem Mini-Abenteuer im Alltag werde ich sicher noch lange zehren. Für alle Freunde, die in der Nähe wohnen: Wer hat Lust beim nächsten Mal mitzukommen und mit mir hip zu sein? Die Kunstausstellung endet leider am 20.01.2019, aber das Restaurant ist in jedem Fall einen Besuch wert. Nur Sabrina muss ich leider ausschließen. Ich fühle mich viel besser, wenn ich weiß, dass die Kinder bei dir klingeln können, wenn wir nicht da sind.

Wann fühlst du dich ganz bei dir selbst abseits aller Rollen, die du im Alltag bekleidest? Bist du experimentierfreudig?

Auch wenn das hier keine Restaurant-Kritik ist: Für alle Interessierten, die Lust bekommen haben, mache ich jetzt unbezahlte Werbung und integriere den Link zur Anmeldung. Die Location öffnet immer um 19 Uhr. Menüstart ist 19:30 Uhr donnerstags und 20:00 Uhr Freitag und Samstag. Die aktuelle Speisenfolge kann auf der Homepage vorab angesehen werden, und es gibt immer eine vegetarische Alternative.

Liebe Grüße!

Einblicke in ein „Mama-Start-up“ :-)

Wow! Das ist ein stolzer Moment für mich: Meine Freundin Dominika, die ich in einem Frauennetzwerk in Frankfurt kennengelernt habe, und die unter anderem sehr erfolgreich als Bloggerin unterwegs ist, hat über mich und meinen frisch gegründeten Online Concept Store Serendana (www.serendana.de) einen tollen Beitrag verfasst! In ihrer sehr beliebten Serie „Mama Start-Up“ interviewt sie Mütter, die den Sprung in die Selbständigkeit gewagt haben. Die Frauen berichten etwas über sich, ihre Idee, ihr Leben zwischen Familie und Job und geben Tipps für andere gründungswillige Mütter.

Da Dominika das Konzepts ihres Blogs im neuen Jahr etwas umstellen will, ist das Interview mit mir das Letzte in der Serie. Ich freue mich wahnsinnig, dass sie mich als „krönenden Abschluss“ ausgewählt hat.

Dominika meinte, das Interview sei typisch für mich und würde mich gut widerspiegeln. Ich bin super gespannt, was andere, die mich kennen, dazu sagen. Bitte schreibe mir in die Kommentare!!!

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Wie immer, fand ich es schwierig mich kurz zu fassen 🙂 Hat auch nur so halb geklappt… Da ich mir über meine Geschäftsidee viele Gedanken gemacht hatte, konnte ich auf die Fragen dazu ganz leicht antworten. Ich weiß genau, wie ich meinen Shop gestalten will, und wo die Reise noch hingehen soll.

Ich weiß auch genau, was mir bei der Gründung geholfen hat: Der offene Austausch mit anderen und die fantastische positive Energie, die ich von so vielen daraufhin bekommen habe. Der absolute Rückhalt meines Mannes und meiner Familie, das Netzwerken mit Gleichgesinnten und schließlich das „Einfach Machen“, über das ich in meinem ersten Blog-Beitrag schon geschrieben habe!

Ob diese Tipps anderen helfen können? Ich weiß es nicht. Ich habe einfach versucht, authentisch ganz ich zu sein und meine Meinung wie an eine Freundin weitergegeben. Übrigens soll mein nächster Blog-Beitrag, der schon seit Längerem in meinem Kopf feststeckt, das Thema Authentizität behandeln. Ein Thema das mich immer wieder umtreibt.

Ich freue mich sehr, wenn du mein Mama Start-Up Interview auf Dominikas Blog liest und auch gerne dort etwas kommentierst:

Mama Start-Up: Kristina Dolle, Gründerin von Serendana

Stöbere auch durch die anderen Interviews. Ich finde einige sehr inspirierend!

Liebe Grüße! Wie immer freue ich mich auf Austausch!!!

 

Gibt es ein „bestes“ Alter?

Vor einigen Wochen habe ich mich mit einer ehemaligen Kollegin getroffen. Sie ist seit einigen Monaten glücklich im neuen Job und stand kurz vor einer mehrtägigen Dienstreise, auf die sie sich sehr gefreut hat. Im Anschluss sollte es dann direkt in den Urlaub mit ihrem Freund gehen. Ich kam nicht drumherum, ihr den Ratschlag zu geben, das alles gebührend zu genießen! Ich selbst empfand diese Phase, in der sie gerade ist mit Ende zwanzig, Anfang dreißig, als die bisher beste in meinem Leben. Es ist ein gewisses Fundament da durch Ausbildung, erste Berufs- und Beziehungserfahrung. Man weiß schon ganz gut wer man ist und wohin man will. Und man hat so unendlich viele Pläne! Alles ist noch möglich und nichts völlig festgelegt. Mein Mann und ich haben damals viele Reisepläne geschmiedet für ein Sabbatical und/oder die Elternzeit (es wurde dann zweiteres), für Familie inklusive Hund, eine mögliche Selbständigkeit, das eigene Haus, in welchen Städten wir gerne noch leben wollten… Wir hatten das Gefühl, uns steht die Welt offen, und das trägt ungemein.

Selfie Bild zu Getting Older

Wann kommt die Krise?

Mit Mitte dreißig hatte ich die erste kleine Krise. Ich hatte plötzlich das Gefühl, dass dieses Jahrzehnt, das mir so gut gefiel und in dem sich für mich einiges verwirklicht hatte, viel zu schnell wegflog. Die letzten Monate vor meinem 40. hatte ich regelrecht Weltuntergangstimmung. Meine Oma hatte an ihrem 80. Geburtstag gesagt, dass für sie rückblickend ihre Vierziger die besten Jahre waren. Das konnte ich mir damals als Studentin natürlich so gar nicht vorstellen; und auch als ich in dieses Jahrzehnt „eingetreten“ bin, konnte ich es für mich so nicht sehen. Meine Großmutter hatte in dem Alter die Kinder schon groß und dadurch kaum mehr Verpflichtungen. Sie hatte ausreichend Zeit für sich. Ich konnte vor mir nur weiter das verrückte Hamsterrad aus Job und Familie sehen, aus dem es scheinbar keinen Absprung gab. Ich schätze, das lag daran, dass ich vor meinem dreißigsten Geburtstag alle angepeilten Ziele erreicht hatte und zufrieden nach vorne geblickt habe. All die tausend wundervollen Pläne der frühen dreißiger ließen sich natürlich nicht verwirklichen. Die standen sich ja teilweise gegenseitig im Weg: Babies, Fernreisen, Hypothek abbezahlen… Mein Blick war viel zu sehr auf das gerichtet, was sich nicht erfüllt hatte statt auf die vielen guten Dinge. So ein Perspektivwechsel ist oft wirklich schwer hinzubekommen. Und so hat jeder von uns seine „Krise“ im Leben zu einem ganz individuellen Zeitpunkt, wenn Pläne und Ziele gefühlt nicht erreicht wurden, oder man vorher gar keine Vorstellung hatte, wo man sein will, und sich fragt, ob man hier jetzt richtig ist.

It's your time to shine zu Getting Older

Kommt die Magie zurück?

Nach fast drei Jahren in den „magic forties“ fühle ich mich tatsächlich angekommen. Der große Unterschied? Ich habe meinen Konzernjob gekündigt und einen meiner großen Träume noch in Angriff genommen: Die Selbständigkeit!!! Vor einigen Wochen hat mein Online Concept Store (Achtung Werbung! https://serendana.de) geöffnet. Das ist nicht weniger Arbeit als vorher und birgt natürlich Risiken. Trotzdem war es der absolut richtige Schritt! Ich habe viel mehr Flexibilität in der Betreuung der Kinder und auch um meine eigenen Bedürfnisse besser zu beachten. Die Sache mit dem Hund steht immer noch aus, mit den Kindern im Ausland leben, ganz viele Reiseziele… ABER: Ich habe nicht mehr das Gefühl, dass ich alles jetzt sofort oder in den nächsten fünf Jahren erreichen muss – oder überhaupt alle wilden Pläne sich immer realisieren müssen.

Eine liebe Freundin von mir schrieb mir auf eine Geburtstags-Email zu ihrem 42. Geburtstag zurück: „… es ist so dieser Zeitpunkt, an dem man noch etwas ändern kann in seinem Leben, aber man darf auch nicht mehr zu viel Zeit verschwenden, was einen angenehmen Druck aufbaut.“ Sehr schön formuliert, deshalb klaue ich hier auch einfach mal. Die Vierziger sind gar nicht so schlecht 😊 Es ist immer noch alles möglich!

Auf dem hessischen Unternehmerinnentag im August sprach Manuela Engel-Dahan als Gründerin im Expertentalk. Sie erzählte interessanterweise davon, dass sie früher zu 50. Geburtstagen in ihrem Freundeskreis immer einen schlauen Spruch auf die Karten schrieb mit dem ungefähren Wortlaut: „…und dann öffnet sich eine Tür.“ Als sie selbst kurz vor ihrem 50. Geburtstag stand, war ihr das auf einmal furchtbar peinlich. Sie hatte nicht das Gefühl, dass sich da etwas öffnen würde. Es ging ihr ähnlich wie mir vor meinem 40. Als sie aber ein paar Jahre im Jahrzehnt drin war, stellte sie fest, dass es tatsächlich stimmt! Sie hat sich noch einmal erfolgreich selbständig gemacht und begleitet heute junge Gründerinnen als Vertrauensperson. Was für eine perfekte Position für eine Frau mit so viel Erfahrung! Frau Engel-Dahan hat so viel Energie ausgestrahlt und mir die Zuversicht gegeben, dass ich es schaffen werde, die Tür auch zu finden und zu öffnen!

Sonne & Regen Bild zu Getting Older

Wie geht es weiter?

Mein Vater wird Ende des Monats 75. Er hat einen großen Freundeskreis (und einen Hund!) und immer viel zu tun. Jedes Wochenende ist er entweder irgendwo zum Essen / zu einer Feier eingeladen oder lädt selbst ein. Er ist zum Glück ein tolles Vorbild für mich und gibt mir die Gewissheit, dass es nur an mir liegt, die kommenden Jahre und Jahrzehnte mit allem was sie zu bieten haben, genießen zu können.

In dem Bestseller „You can heal your life“ von Selbsthilfe-Guru Louise Hay ist mir am nachhaltigsten das Nachwort im Gedächtnis geblieben, in dem die Autorin ihre Sicht auf das Älterwerden weitergibt, und damit möchte ich diesen Beitrag schließen. Louise Hay ist der Meinung, dass man in jedem Alter noch seinen alten Ballast loswerden und durch Grenzen brechen kann, und sie gibt selbst das beste Beispiel: Mit 76 Jahren hat sie sich endlich den Traum erfüllt, klassischen Paartanz zu erlernen. Als sie das im Nachwort zu meiner Ausgabe des Buchs 2013 geschrieben hat, war das bereits 10 Jahre her, und sie hatte seitdem regelmäßig Stunden genommen und sich zum Tanzen getroffen! Ebenfalls mit Mitte 70 hat sie mit Yoga und Pilates begonnen und fühlte sich nach eigener Aussage beweglicher als während ihrer Kindheit. An ihrem 80. Geburtstag stellte sie sich die Frage, was die nächsten 20 Jahre wohl für sie bereit halten. Das finde ich eine tolle Sichtweise! Keiner von uns weiß, wie alt er werden wird und wie fit er dabei körperlich und geistig ist oder welche Schicksalsschläge auf dem Weg noch auf uns warten. Da ich es ohnehin nicht weiß und vorhersagen kann, plane ich mal auf 100 Jahre (plus/minus) und versuche meinen Kopf und vor allem meinen Körper (und meine geistige Gesundheit 😉) entsprechend zu pflegen und dafür fit zu halten. Mit der Sichtweise, dass ich vielleicht noch um die 60 Jahre vor mir habe und mein Leben eventuell nicht schon über die Hälfte vorbei ist, kann ich auch weiter planen, träumen, verwirklichen. Und wenn es mich mitten drin „erwischt“? Dann habe ich hoffentlich bis dahin wirklich gelebt und nicht nur existiert.

Ich arbeite daran, das Jetzt – meine persönlichen Vierziger – zu genießen und mich gleichzeitig auf das zu freuen, was die Fünfziger bringen werden! Wenn mich meine Kinder an meinem 80. oder 100. fragen, welches Alter das beste war, will ich sagen können, dass der Großteil meines Lebens eine wundervolle Zeit war.

Wie siehst du das? Findest du dein momentanes Alter „gut“, war es besser als du jünger warst? Hattest du auch schon Krisen? Ich freue mich zu hören, wie andere das erleben!

Glücksmomente festhalten

Wir alle haben schon mindestens einmal den Ratschlag gehört, dass wir dankbar sein sollen, für das was wir haben und nicht immer nur auf das schauen sollen, was gerade nicht gut ist oder was andere (mehr) haben. In Frauenzeitschriften und Selbstcoaching-Büchern wird gerne empfohlen, am Ende des Tages alles aufzuschreiben – oder sich zumindest bewusst zu machen – für was wir an diesem Tag dankbar waren. Auch mein Kalender bietet pro Woche ein Feld an mit „Gut, dass diese Woche passiert ist…“ (Ja, ich arbeite mit einem analogen Kalender aus Papier und ich liebe es, darin rum zu kritzeln und kleine Post-its rein zu kleben. 😊) Ich muss gestehen, dass ich die Idee dahinter immer gut nachvollziehen konnte, aber nicht so sicher war, wie viel das wirklich bringt. Wir wissen, dass es uns in Deutschland grundsätzlich sehr gut geht. Helfen solche Erkenntnisse aber dem eigenen Glück auf die Sprünge, wenn es uns persönlich gerade schlecht geht?

Während meines Meditationskurses letztes Jahr zum Achtsamkeits-basierten Stressabbau (Mindfulness-Based Stress Reduction, MBSR), wurde das Thema auch aufgegriffen. In der Verhaltenstherapie zeigt sich nämlich, dass es wichtig ist, das „Wie“ des Denkens zu ändern. Wenn jemand Dankbarkeit empfindet, fokussiert er mehr auf das, was funktioniert im Leben, und weniger auf das Negative.

Da viele von uns wenigstens zeitweise an länger anhaltender schlechter Laune oder auch einmal depressiven Verstimmungen leiden, lohnt es sich auf jeden Fall, an einem Perspektivwechsel zu arbeiten. Seit ich diesen Kalender mit dem dafür vorgesehenen Feld habe, schreibe ich tatsächlich jede Woche ein paar Punkte auf. Täglich fühlt sich für mich persönlich zu viel an. Ich finde aber jede Woche zwei bis fünf Dinge, die wirklich gut waren und über die ich mich dann noch einmal freue, wenn ich mich daran erinnere und sie festhalte. Diejenigen von euch, die ohnehin ein Tagebuch oder Journal führen (auch digital) können das für diese Übung natürlich optimal nutzen. Von meiner lieben Freundin Stephanie habe ich zum vorletzten Geburtstag eine „Schöne Tagebox“ bekommen. Für jeden Tag im Jahr gibt es ein Karteikärtchen, auf dem man zum Beispiel immer vor dem Schlafengehen einen besonderen Moment festhalten kann. Ich bewahre diesen Kalender nur für die eher großen Momente auf wie meine Gewerbeanmeldung für serendana 😊 oder die erste Klassenfahrt meiner Tochter, und werde sicher einige Jahre brauchen, bis auf jedem Karteikärtchen etwas steht. Dafür wird er einmal ein richtiger Schatz sein, den meine Kinder und Enkel vielleicht hin und wieder durchforsten. Rückblickend wird mein Leben dann ziemlich glücklich und ereignisreich gewesen sein! 😊

Egal, wie ihr vielleicht an die Sache rangehen wollt, ein festes Ritual ist unabdingbar, sonst läuft die Gewohnheit ganz schnell wieder aus oder setzt erst gar nicht richtig ein. Es gibt bestimmt noch ganz viele Möglichkeiten, wie man sich das zu eigen machen kann. Bei mir würde es ohne die erwähnten Helfer auf jeden Fall nicht funktionieren.

Das kleine Glück planen

Eine andere Herangehensweise an das Thema, die ich auf Anhieb sehr spannend fand, habe ich in dem Buch „Das Leben ist keine To-Do-Liste“ von Shirley Seul gefunden. Sie empfiehlt, sich jeden Morgen ein paar Minuten Zeit zu nehmen und die Dinge zu notieren, auf die man sich an diesem Tag freut. Das gibt dem Tag gleich eine positivere Note. Man kann das zumindest einmal eine Zeit lang versuchen. Ich bin hier eher der Typ, der das geistig durchgeht; zum Beispiel gleich nach dem Aufstehen noch beim Räkeln im Bett oder wenn ich neben dem Herd stehe und dem Tee beim Köcheln zusehe. Ganz richtig wäre es aber, sich auch hier wieder ein Ritual zu schaffen, bei dem man auf einen bereitstehenden Notizblock oder in ein Büchlein für diesen Zweck (auf dem Nachttisch, neben dem Herd…) notiert. Sollte jemand von euch das bereits praktizieren oder jetzt damit anfangen, schreibt das bitte sehr gerne als Kommentar für alle Interessierten inklusive mir.

Allerdings hat sich mir auch die Frage gestellt, was ich mit den Tagen mache, an denen mir einfach nichts Schönes, Gutes, Freudiges einfallen will. Ziehe ich mich damit dann total runter? Gerade in Zeiten, in denen es einem weniger gut geht und man alles nur noch schrecklich findet, fällt einem im Zweifelsfall gar nichts ein.

Hierfür habe ich zwei Antworten gefunden. Die erste lautet: Ja, an manchen Tagen, muss ich mich darin üben, für die alltäglichen Dinge dankbar zu sein und mich einfach darauf freuen, dass ich nach einem zu erwartenden Chaos-Tag im Büro meine Katzen streicheln werde, meine Kinder drücke, mein Buch endlich weiterlesen kann, den Stress weg jogge… Was immer es für dich ist.

Die zweite Antwort ist die, die sich in der Praxis für mich noch mehr bewährt hat. Am Anfang eines Tages kann ich nämlich noch ziemlich viel Einfluss nehmen auf das, was da kommt. Wenn mir jetzt absolut nichts einfallen will, auf das ich mich freue, und ich auch nicht in der Stimmung bin, für die Selbstverständlichkeiten meines Lebens besonders dankbar zu sein, baue ich etwas Schönes in den Tag. Ich habe morgens ja noch ausreichend Zeit dafür. Ich spreche hier nicht von großen Events. Das Ganze soll gerade nicht in Stress und Anstrengung ausarten. Ich kann meiner Freundin eine Nachricht schicken und mich für ein Telefonat verabreden für die Zeit, die ich abends im Auto sitze auf dem Weg nach Hause. Oder einfach einen langen Mädels-Chat-Austausch anzetteln. Ich kann eine längere Mittagspause einplanen, um im Café einen richtig guten Kaffee oder Nachtisch-Kuchen zu genießen. Ich kann eine nette Kollegin fragen, ob sie am Nachmittag Zeit für einen kleinen Schnack hat. Ich kann mir fest vornehmen, abends ein entspannendes Vollbad zu nehmen oder das Abendessen mit schönen Kerzen aufzupeppen. Ich kann mir auf dem Weg zur / von der Arbeit eine Klatschzeitschrift / Lieblingsschokolade / Was-auch-immer-Schönes kaufen. Ich kann mich mit Netflix (das ich übrigens selber gar nicht nutze – das soll keine Werbung sein…) zum Binge-Watching meiner Lieblingsserie verabreden.

Eine ehemalige Kollegin von mir hat sich ihre Lieblings-Tratsch-Zeitschrift abonniert. Diese liegt jeden Donnerstag im Briefkasten. Ihre Familie weiß, dass sie donnerstags für eine halbe Stunde auf dem Sofa mit dieser Zeitschrift beschäftigt ist und nicht gestört werden darf. Es ist ein kleines Ritual, das ihre Kinder schon als sie noch ganz klein waren respektiert haben. Diese halbe Stunde gehört nur Mama und bleibt „störungsfrei“. Somit ist schon eine fixe Mini-Glücksinsel fest in die Woche eingebaut.

Es gibt ganz viele Möglichkeiten, sich einen Mini-Glücksmoment zu verschaffen. Natürlich darf das nicht ausarten in dauerhafte, ungesunde Angewohnheiten, wie tägliche Riesenportionen Eis-Creme im Bett vor dem Tablet á la Bridget Jones oder der täglichen Feierabend-Margarita. Aber hier und da darf und sollte man sich seinen Tag versüßen im eigentlichen und übertragenen Sinne. Unser Arbeitsalltag ist meistens gut strukturiert (wenn auch in unterschiedlichen Abstufungen 😉). Warum kümmern wir uns nicht ein bisschen mehr um das kleine Glück im Alltag? Auch das lässt sich mit relativ wenig Aufwand bewusst pflegen und muss nicht immer nur zufällig passieren.

Vielleicht planen wir auch eine Überraschung für jemanden, der uns nahesteht. Oder nehmen uns einfach die Zeit, den nächsten Urlaub zu recherchieren, um die Vorfreude zu genießen.

Da wir soziale Wesen sind, sind natürlich alle Aktivitäten, die andere Menschen involvieren am besten geeignet, die Stimmung zu heben. Manchmal ist aber etwas, das ich nur für mich mache, genau das, was ich brauche, um Aufzutanken. Wenn man sich das mit dem Freuen fest vornimmt, stehen die Chancen ganz gut, dass man dann in seinen Glückskalender auch viel hineinschreiben kann wofür man dankbar war.

Lasst mich wissen, was eure kleinen Glücksmomente im Alltag sind und ob ihr sie festhaltet oder eventuell sogar bewusst einplant. Ich bin gespannt!