Authentisch sein oder lieber nicht?

Das Thema Authentizität beschäftigt mich schon lange, ohne, dass ich festmachen kann, woran das tatsächlich liegt. Seit einigen Monaten wollte ich dazu einen Blog-Beitrag verfassen. Nur habe ich so viele Gedanken dazu und bekomme sie nicht sortiert. Ich habe schon seit vielen Monaten den Einstieg im Kopf 😊, aber danach will es sich nicht so recht in eine sinnvolle Reihenfolge bringen lassen. Ende Juli 2018 habe ich als Sofortmaßnahme, damit ich die Gedanken zu dem Post endlich loswerde, einen Draft für den Beitrag erstellt – also die Überschrift schon einmal eingetippt. Jetzt ist Januar 2019, und ich stelle mich der Tatsache, dass sich das Chaos nicht lichten wird. Deshalb fange ich jetzt einfach mit dem Tippen an und schaue, wo es mich bzw. den Text hinführt. Mein Planungs-Fetisch und meine Kreativität passen nicht immer zueinander.

Der Duden führt als Synonyme zu Authentizität Echtheit und Glaubwürdigkeit auf. Nun, dann passt es irgendwie zum Thema, dass ich ganz echt über meine Probleme beim Erstellen dieses Artikels schreibe.

neuland blog bild

Ausgangspunkt: Neuland

Hier ist der Einstieg, wie ich ihn ursprünglich geplant hatte: Vor Kurzem – also mittlerweile fast 9 Monaten – las ich das sehr launische Buch „Neuland: Wie ich mich selber suchte und jemand ganz anderen fand“ von Ildikó von Kürthy (Achtung unbezahlte Werbung!). Eine gute Freundin hatte es mir geliehen. Sie fand es sehr gut und meinte, es würde mir gefallen. Gefallen hat es mir, da die Autorin einen angenehmen, lockeren Schreibstil hat. Sie beschreibt sehr kurzweilig, wie sie in der Mitte des Lebens, also in etwa da, wo ich gerade auch stehe, alles Mögliche ausprobiert von Extensions über Detox, um die beste Version ihrer selbst zu werden. Inhaltlich war ich immer wieder hin und hergerissen, ob ich es jetzt gut fand oder nicht. Über eine Passage bin ich damals besonders gestolpert. Sie ging sinngemäß so: „Momentan sollen alle authentisch sein und sich so zeige wie sie sind. Ich will das gar nicht. Manche Menschen möchte ich nicht in Jogginghosen sehen. Sie sollen sich bitte hübsch anziehen.“ Die Autorin möge mir verzeihen, dass ich hier extrem frei zitiere. Das Buch habe ich vor Monaten seiner Besitzerin zurück gegeben und kann nicht mehr nachschlagen.

Im ersten Moment hatte ich hier spontan zugestimmt. Ganz sicher gibt es viele Menschen, denen ich, wenn ich die Wahl habe, nicht allzu privat begegnen möchte. Im Buch ging es an dieser Stelle um die Teilnahme an einer großen Veranstaltung wofür die Autorin sich mit Designerkleid und professionellem Make-up etc. herausputze und selbiges von den anderen Teilnehmern erwartete.

Kann ich immer unverstellt ich sein?

Was würde ich an dieser Stelle tun als passionierte Jeans-Trägerin, die sich höchstens im Urlaub in Walle-Walle-Strandkleidern wohl fühlt? Natürlich nicht in Jeans aufkreuzen. Ich bin immer noch ich, wenn ich mich einmal chic mache! Ich würde auch kein Prinzessinnen-Kleid tragen oder gar irgendetwas enganliegendes oder knappes. Das wäre nicht mehr ich, und ich würde mich sehr unwohl fühlen. Aber in einem schlichten, langen Kleid oder einem Hosenanzug könnte ich immer noch „echt“ und „glaubwürdig“ sein. Ich bin der Überzeugung, dass ich dem Umfeld angemessen immer einen Weg finden kann, authentisch zu bleiben. Und wenn das tatsächlich nicht mehr funktioniert, wie das bei mir in einem sehr hierarchischen Arbeitsumfeld einmal der Fall war, muss man eine Umgebung finden, die besser passt. Vielleicht bedeutet das auch, eben nicht auf die Veranstaltung zu gehen, für die ich mich „verkleiden“ muss.

Es hat nach dem Lesen der Lektüre tatsächlich etwas gebraucht, bis mir meine Position dazu ganz klar war: Ich bin sicher, dass ich immer unter allen Umständen versuche ganz ich zu sein. Das bedeutet nicht, dass ich respektloses oder unhöfliches Verhalten toleriere. Jeder Mensch sollte ohne sich verbiegen zu müssen anderen gegenüber sensibel auftreten können.

Vielleicht hat das Thema so lange bei mir nachgehallt, weil das Buch mich zum Nachdenken gebracht hat. Ich habe immer wieder überlegt, was meine Position zu den einzelnen Vorhaben der Autorin ist. Was würde ich, wenn ich die Mittel und die Zeit hätte, alles selbst ausprobieren von dem, was die Autorin im Namen der Recherche gemacht hat? Falls du Lust zu solchen Gedankenexperimenten hast, empfehle ich das Buch auf jeden Fall! Ein kleiner Hinweise: Ich würde auf gar keinen Fall blond werden wollen 😊

urlaubs-ich

Selbst wenn ich wollte… Authentisch lebt es sich leichter!

Laut Duden wird der Begriff Authentizität übrigens „bildungssprachlich“ genutzt. Mit dem Thema des Blogs habe ich mich somit auf jeden Fall geoutet. Ich liebe die deutsche Sprache und ich benutze manchmal Wörter, die weniger geläufig sind. Es machen sich Leute durchaus lustig über meine Formulierungen und mein „Bildungsdeutsch“. Damit kann ich aber gut leben, weil es zu mir dazu gehört.

Natürlich lebt jeder von uns verschiedene Rollen. Bei meinen engen Freundinnen trete ich etwas anders auf, als bei den Müttern im Fußballverein. Als Vorgesetzte habe ich zumindest versucht mehr Vorbild zu sein, und auch als Mutter zeige ich manche Seiten von mir vielleicht etwas sanfter. Aber jede Rolle fülle ich auf meine eigene Weise aus. Auch als Mutter hasse ich Chaos und tue deshalb nicht so, als fände ich es toll wenn ich mit meinen Kindern backe und die Küche hinterher ein Schlachtfeld ist. Eine gewisse Ordnung muss sein und aufgewischt wird immer sofort. Viele meiner Freundinnen können in solchen Situationen viel entspannter sein. Ihre Kinder finden das bestimmt besser als meine meinen Ordnungswahn. Trotzdem werde ich mich in meiner Küche nicht verstellen. Irgendwann werden meine Kids darüber lachen können. Wobei, mein Mann schafft das nach über zwanzig Jahren mit mir noch nicht immer…

seekuh

Jeder auf seine Weise

Da der Artikel wie fast immer schon wieder sehr lang geworden ist, werde ich nicht alle verbleibenden Gedanken noch niederschreiben, sondern mich auf zwei zum Abschluss beschränken. Der Rest kommt vielleicht in einem Folge-Beitrag.

Der erste ist: Authentizität wird sehr oft auch im Zusammenhang mit der #bodypositivity Bewegung auf Instagram genannt. Ich finde es schön, wenn Frauen sich ungeschminkt zeigen oder sich selbstbewusst im Bikini präsentieren können. Das sind oft die weit schöneren Fotos als die extrem inszenierten, die manchmal unfreiwillig lustig sind. Aber ich bin auch der Meinung, dass nicht jede Frau jetzt anfangen muss, krampfhaft Bilder von sich mit Augenringen zu posten. Für mich gilt auch hier: Jede und jeder so wie er sich wohl fühlt.

Der zweite ist: Ich bin ein großer Fan von Vielfalt und bin fasziniert von meinen Mitmenschen, die in irgendeiner Form anders sind, als der Mainstream und dazu stehen können. Sie haben oft eine besondere Aura. Allerdings gilt für mich auch hierbei: Ich muss nicht krampfhaft herausstechen aus der Gruppe, wenn ich der stille Typ bin und gut darin, eben „rein zu passen“.

Oft brauchen wir extreme Maßnahmen, damit sich das Pendel ein Stück weit wieder in Balance bringt, aber extrem passt nicht zu jedem. Am liebsten ist mir wahrscheinlich das Motto: Leben und leben lassen.

fels in der brandung

Wissen, woran man ist

Dieses letzte Bild zeige ich, weil weitere Synonyme für Authentizität Sicherheit und Verlässlichkeit sind. Es ist schön, wenn ich weiß, woran ich bei jemandem bin und er als Person für mich verlässlich greifbar bleibt. Das möchte ich auch für andere sein.

Die Fotos sind übrigens alle 2015 bei einem Urlaub auf den Azoren entstanden. In einem Jahr, in dem ich mich sehr fremdbestimmt und unglücklich damit gefühlt habe. In diesem Urlaub im Oktober mit meiner Familie war ich dann wieder sehr angekommen bei mir.

Für alle, die es bis zum Ende geschafft haben: Wie wichtig findest du es, selbst authentisch zu sein, und dass die Menschen in deiner Umgebung das leben? Weißt du immer genau, wer du bist oder bist du auch manchmal unsicher bei der Frage? Ich freue mich wie immer sehr auf Austausch.

Liebe Grüße!

Hipster für einen Abend

Kurz vor dem Jahreswechsel gräbt mein Mann in einer Zeitschrift einen Artikel über ein Pop-Up-Restaurant in Frankfurt aus. Das Projekt klingt spannend: In einem eher verruchten Viertel von Frankfurt in einem designierten Abriss-Gebäude bieten zwei Köche, die bei bekannten Meistern gelernt haben, kreative, regionale Küche. Die Gäste sitzen an einer langen Tafel mit insgesamt 28 Plätzen und bekommen ein wöchentlich wechselndes Menü aus 4-6 Gängen und optional passender Weinbegleitung. Es klang toll und auf jeden Fall wie etwas, das wir als junges Paar sofort in Angriff genommen hätten. Jetzt gehen wir sehr selten aus, weil immer auch ein Babysitter organisiert werden muss, und gerade fällt der aufgrund einer Prüfungsphase auch noch komplett aus. Außerdem muss ich ehrlich zugeben, dass ich mir vorstellte wie hippe, großstädtische Mitt-Zwanziger an der langen Tafel über Themen reden würden, mit denen ich gar nichts würde anfangen können. Andererseits war die Vorstellung schon sehr verlockend, mal wieder etwas Cooles zu unternehmen. Welcher meiner Freunde war schon einmal in einem Pop-Up-Restaurant?

Was auch immer mich in dem Moment geritten hat: Ich ließ meinen Mann eine Reservierungsanfrage stellen für den nächsten offenen Abend nach Neujahr (das Restaurant hat drei Tage die Woche geöffnet jeweils von Donnerstag bis Samstag), und wir beschlossen, die Kinder das erste Mal alleine zu Hause zu lassen. Ich wollte den Termin so schnell wie möglich, damit wir noch in den Schulferien liegen würden und ein spätes Zu-Bett-Gehen der Kinder nicht so schlimm wäre, und vor allem, damit mich die Courage nicht verlasse würde.

Abnabelung

Die Reservierung klappte problemlos. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, dass es normalerweise Wartezeiten von mehreren Wochen für die Location gibt, und wir nur durch den Termin in der ersten Januarwoche so einfach untergekommen waren. Die Kinder freuten sich total auf das Abenteuer, was mir den Absprung extrem erleichterte. Bewaffnet mit meinem Handy, damit sie uns im Fall der Fälle unter Papas Nummer anrufen können, und dem Tablet, das mit drei Folgen einer Lieblingsserie ausgestattet war, schoben sie uns gut gelaunt und ungeduldig aus dem Haus. Ich war auch überraschend entspannt. Unsere liebe Nachbarin wusste Bescheid und die Kinder würden bei ihr klingen, wenn sie Hilfe brauchten. Vorweggenommen: Sie fanden es super und wollen ganz bald wieder einen Abend ohne uns 😉

Blieb nur noch eine gewisse Unruhe wegen des Publikums. Ich fragte mich, wie deplatziert ich mich vor Ort fühlen würde. Irgendwie blöd, aber wenn man seine Tischnachbarn nicht aussuchen kann, kann so ein Abend auch schnell anstrengend werden.

Erinnerungen

In der wirklich schönen Location angekommen waren wir erst einmal die einzigen Gäste. Wir schnappten uns dann jeder einen Aperitif und marschierten mit den Gläsern in der Hand in die nahegelegene Pop-Up Kunstausstellung. Mit Alkohol in der Hand über die Straße zu laufen ist in diesem Viertel sicher nichts Ungewöhnliches, die Sektgläser schon eher… Das hat mich gedanklich sehr in die ersten Jahre unserer Beziehung zurückversetzt, als wir regelmäßig durch Galerien und Kunstausstellungen gepilgert sind und uns davor oder danach in angesagten Restaurants verabredeten. Ein eigentlich simpler Abend, aber sehr kraftvoll, um mir in Erinnerung zu rufen wie wir als Paar waren vor der Kinder-Ära, bevor eine Familie mit zwei Jobs koordiniert werden musste. Das muss auf jeden Fall wieder häufiger sein! Der perfekte Anstoß für diesen Vorsatz mit dem Start ins neue Jahr!

An diesem Abend hatten wir an der langen Tafel nahezu ein „Private Dining“. Außer uns kam nur noch ein weiteres Paar. Und wie es der Zufall will in dieser großen Stadt: Sie waren nicht nur in unserem Alter, sondern beide ehemalige Kollegen von mir, die ich einige Jahre nicht gesehen hatte. Es wurde ein wirklich netter Abend. Wir unterhielten uns kurz über die jeweils neuen Jobs (ich muss natürlich immer Werbung für mein Herzensprojekt Serendana machen!) und dann ganz ausführlich über spannende Reisen, gemütliche Touren zu Weingütern, und über guten Kaffee. Das fühlte sich alles sehr erwachsen an, und ich plane gedanklich schon die nächste Reise nach Südamerika 😊

Noch ein Anlauf

Das Restaurant wird auf jeden Fall noch bis Mai in der Location bleiben – durch eine Verzögerung bei der Baugenehmigung für den Nachfolgebau vermutlich sogar bis September 2019. Wir haben uns fest vorgenommen noch einmal wieder zu kommen. Zum einen war das Essen wirklich gut mit einem vernünftigen Preis/Leistungs-Verhältnis für die sechs Gänge, und leckeren Weinen. Zum anderen will ich es jetzt wissen: Wie schlage ich mich an der langen Tafel mit 26 Fremden Tischgenossen und lautem Stimmengewirr? An diesem Abend war ich ausnahmsweise einmal hip 😉 und fand es sehr schön, aber fairer Weise war es eher ein Testlauf. Die Atmosphäre an diesem Abend war sehr besonders: Wir konnten uns ausführlich mit den Köchen in der offenen Küche austauschen und hatten die tolle Location exklusiv für unsere kleine Gruppe.

Was ich wieder einmal gelernt habe? Einfach machen! Vertrauen haben! Auf mein Gefühl hören, und nicht vergessen, was mich glücklich macht jenseits von Familie und Job. Von diesem Mini-Abenteuer im Alltag werde ich sicher noch lange zehren. Für alle Freunde, die in der Nähe wohnen: Wer hat Lust beim nächsten Mal mitzukommen und mit mir hip zu sein? Die Kunstausstellung endet leider am 20.01.2019, aber das Restaurant ist in jedem Fall einen Besuch wert. Nur Sabrina muss ich leider ausschließen. Ich fühle mich viel besser, wenn ich weiß, dass die Kinder bei dir klingeln können, wenn wir nicht da sind.

Wann fühlst du dich ganz bei dir selbst abseits aller Rollen, die du im Alltag bekleidest? Bist du experimentierfreudig?

Auch wenn das hier keine Restaurant-Kritik ist: Für alle Interessierten, die Lust bekommen haben, mache ich jetzt unbezahlte Werbung und integriere den Link zur Anmeldung. Die Location öffnet immer um 19 Uhr. Menüstart ist 19:30 Uhr donnerstags und 20:00 Uhr Freitag und Samstag. Die aktuelle Speisenfolge kann auf der Homepage vorab angesehen werden, und es gibt immer eine vegetarische Alternative.

Liebe Grüße!

Einblicke in ein „Mama-Start-up“ :-)

Wow! Das ist ein stolzer Moment für mich: Meine Freundin Dominika, die ich in einem Frauennetzwerk in Frankfurt kennengelernt habe, und die unter anderem sehr erfolgreich als Bloggerin unterwegs ist, hat über mich und meinen frisch gegründeten Online Concept Store Serendana (www.serendana.de) einen tollen Beitrag verfasst! In ihrer sehr beliebten Serie „Mama Start-Up“ interviewt sie Mütter, die den Sprung in die Selbständigkeit gewagt haben. Die Frauen berichten etwas über sich, ihre Idee, ihr Leben zwischen Familie und Job und geben Tipps für andere gründungswillige Mütter.

Da Dominika das Konzepts ihres Blogs im neuen Jahr etwas umstellen will, ist das Interview mit mir das Letzte in der Serie. Ich freue mich wahnsinnig, dass sie mich als „krönenden Abschluss“ ausgewählt hat.

Dominika meinte, das Interview sei typisch für mich und würde mich gut widerspiegeln. Ich bin super gespannt, was andere, die mich kennen, dazu sagen. Bitte schreibe mir in die Kommentare!!!

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Wie immer, fand ich es schwierig mich kurz zu fassen 🙂 Hat auch nur so halb geklappt… Da ich mir über meine Geschäftsidee viele Gedanken gemacht hatte, konnte ich auf die Fragen dazu ganz leicht antworten. Ich weiß genau, wie ich meinen Shop gestalten will, und wo die Reise noch hingehen soll.

Ich weiß auch genau, was mir bei der Gründung geholfen hat: Der offene Austausch mit anderen und die fantastische positive Energie, die ich von so vielen daraufhin bekommen habe. Der absolute Rückhalt meines Mannes und meiner Familie, das Netzwerken mit Gleichgesinnten und schließlich das „Einfach Machen“, über das ich in meinem ersten Blog-Beitrag schon geschrieben habe!

Ob diese Tipps anderen helfen können? Ich weiß es nicht. Ich habe einfach versucht, authentisch ganz ich zu sein und meine Meinung wie an eine Freundin weitergegeben. Übrigens soll mein nächster Blog-Beitrag, der schon seit Längerem in meinem Kopf feststeckt, das Thema Authentizität behandeln. Ein Thema das mich immer wieder umtreibt.

Ich freue mich sehr, wenn du mein Mama Start-Up Interview auf Dominikas Blog liest und auch gerne dort etwas kommentierst:

Mama Start-Up: Kristina Dolle, Gründerin von Serendana

Stöbere auch durch die anderen Interviews. Ich finde einige sehr inspirierend!

Liebe Grüße! Wie immer freue ich mich auf Austausch!!!

 

Gibt es ein „bestes“ Alter?

Vor einigen Wochen habe ich mich mit einer ehemaligen Kollegin getroffen. Sie ist seit einigen Monaten glücklich im neuen Job und stand kurz vor einer mehrtägigen Dienstreise, auf die sie sich sehr gefreut hat. Im Anschluss sollte es dann direkt in den Urlaub mit ihrem Freund gehen. Ich kam nicht drumherum, ihr den Ratschlag zu geben, das alles gebührend zu genießen! Ich selbst empfand diese Phase, in der sie gerade ist mit Ende zwanzig, Anfang dreißig, als die bisher beste in meinem Leben. Es ist ein gewisses Fundament da durch Ausbildung, erste Berufs- und Beziehungserfahrung. Man weiß schon ganz gut wer man ist und wohin man will. Und man hat so unendlich viele Pläne! Alles ist noch möglich und nichts völlig festgelegt. Mein Mann und ich haben damals viele Reisepläne geschmiedet für ein Sabbatical und/oder die Elternzeit (es wurde dann zweiteres), für Familie inklusive Hund, eine mögliche Selbständigkeit, das eigene Haus, in welchen Städten wir gerne noch leben wollten… Wir hatten das Gefühl, uns steht die Welt offen, und das trägt ungemein.

Selfie Bild zu Getting Older

Wann kommt die Krise?

Mit Mitte dreißig hatte ich die erste kleine Krise. Ich hatte plötzlich das Gefühl, dass dieses Jahrzehnt, das mir so gut gefiel und in dem sich für mich einiges verwirklicht hatte, viel zu schnell wegflog. Die letzten Monate vor meinem 40. hatte ich regelrecht Weltuntergangstimmung. Meine Oma hatte an ihrem 80. Geburtstag gesagt, dass für sie rückblickend ihre Vierziger die besten Jahre waren. Das konnte ich mir damals als Studentin natürlich so gar nicht vorstellen; und auch als ich in dieses Jahrzehnt „eingetreten“ bin, konnte ich es für mich so nicht sehen. Meine Großmutter hatte in dem Alter die Kinder schon groß und dadurch kaum mehr Verpflichtungen. Sie hatte ausreichend Zeit für sich. Ich konnte vor mir nur weiter das verrückte Hamsterrad aus Job und Familie sehen, aus dem es scheinbar keinen Absprung gab. Ich schätze, das lag daran, dass ich vor meinem dreißigsten Geburtstag alle angepeilten Ziele erreicht hatte und zufrieden nach vorne geblickt habe. All die tausend wundervollen Pläne der frühen dreißiger ließen sich natürlich nicht verwirklichen. Die standen sich ja teilweise gegenseitig im Weg: Babies, Fernreisen, Hypothek abbezahlen… Mein Blick war viel zu sehr auf das gerichtet, was sich nicht erfüllt hatte statt auf die vielen guten Dinge. So ein Perspektivwechsel ist oft wirklich schwer hinzubekommen. Und so hat jeder von uns seine „Krise“ im Leben zu einem ganz individuellen Zeitpunkt, wenn Pläne und Ziele gefühlt nicht erreicht wurden, oder man vorher gar keine Vorstellung hatte, wo man sein will, und sich fragt, ob man hier jetzt richtig ist.

It's your time to shine zu Getting Older

Kommt die Magie zurück?

Nach fast drei Jahren in den „magic forties“ fühle ich mich tatsächlich angekommen. Der große Unterschied? Ich habe meinen Konzernjob gekündigt und einen meiner großen Träume noch in Angriff genommen: Die Selbständigkeit!!! Vor einigen Wochen hat mein Online Concept Store (Achtung Werbung! https://serendana.de) geöffnet. Das ist nicht weniger Arbeit als vorher und birgt natürlich Risiken. Trotzdem war es der absolut richtige Schritt! Ich habe viel mehr Flexibilität in der Betreuung der Kinder und auch um meine eigenen Bedürfnisse besser zu beachten. Die Sache mit dem Hund steht immer noch aus, mit den Kindern im Ausland leben, ganz viele Reiseziele… ABER: Ich habe nicht mehr das Gefühl, dass ich alles jetzt sofort oder in den nächsten fünf Jahren erreichen muss – oder überhaupt alle wilden Pläne sich immer realisieren müssen.

Eine liebe Freundin von mir schrieb mir auf eine Geburtstags-Email zu ihrem 42. Geburtstag zurück: „… es ist so dieser Zeitpunkt, an dem man noch etwas ändern kann in seinem Leben, aber man darf auch nicht mehr zu viel Zeit verschwenden, was einen angenehmen Druck aufbaut.“ Sehr schön formuliert, deshalb klaue ich hier auch einfach mal. Die Vierziger sind gar nicht so schlecht 😊 Es ist immer noch alles möglich!

Auf dem hessischen Unternehmerinnentag im August sprach Manuela Engel-Dahan als Gründerin im Expertentalk. Sie erzählte interessanterweise davon, dass sie früher zu 50. Geburtstagen in ihrem Freundeskreis immer einen schlauen Spruch auf die Karten schrieb mit dem ungefähren Wortlaut: „…und dann öffnet sich eine Tür.“ Als sie selbst kurz vor ihrem 50. Geburtstag stand, war ihr das auf einmal furchtbar peinlich. Sie hatte nicht das Gefühl, dass sich da etwas öffnen würde. Es ging ihr ähnlich wie mir vor meinem 40. Als sie aber ein paar Jahre im Jahrzehnt drin war, stellte sie fest, dass es tatsächlich stimmt! Sie hat sich noch einmal erfolgreich selbständig gemacht und begleitet heute junge Gründerinnen als Vertrauensperson. Was für eine perfekte Position für eine Frau mit so viel Erfahrung! Frau Engel-Dahan hat so viel Energie ausgestrahlt und mir die Zuversicht gegeben, dass ich es schaffen werde, die Tür auch zu finden und zu öffnen!

Sonne & Regen Bild zu Getting Older

Wie geht es weiter?

Mein Vater wird Ende des Monats 75. Er hat einen großen Freundeskreis (und einen Hund!) und immer viel zu tun. Jedes Wochenende ist er entweder irgendwo zum Essen / zu einer Feier eingeladen oder lädt selbst ein. Er ist zum Glück ein tolles Vorbild für mich und gibt mir die Gewissheit, dass es nur an mir liegt, die kommenden Jahre und Jahrzehnte mit allem was sie zu bieten haben, genießen zu können.

In dem Bestseller „You can heal your life“ von Selbsthilfe-Guru Louise Hay ist mir am nachhaltigsten das Nachwort im Gedächtnis geblieben, in dem die Autorin ihre Sicht auf das Älterwerden weitergibt, und damit möchte ich diesen Beitrag schließen. Louise Hay ist der Meinung, dass man in jedem Alter noch seinen alten Ballast loswerden und durch Grenzen brechen kann, und sie gibt selbst das beste Beispiel: Mit 76 Jahren hat sie sich endlich den Traum erfüllt, klassischen Paartanz zu erlernen. Als sie das im Nachwort zu meiner Ausgabe des Buchs 2013 geschrieben hat, war das bereits 10 Jahre her, und sie hatte seitdem regelmäßig Stunden genommen und sich zum Tanzen getroffen! Ebenfalls mit Mitte 70 hat sie mit Yoga und Pilates begonnen und fühlte sich nach eigener Aussage beweglicher als während ihrer Kindheit. An ihrem 80. Geburtstag stellte sie sich die Frage, was die nächsten 20 Jahre wohl für sie bereit halten. Das finde ich eine tolle Sichtweise! Keiner von uns weiß, wie alt er werden wird und wie fit er dabei körperlich und geistig ist oder welche Schicksalsschläge auf dem Weg noch auf uns warten. Da ich es ohnehin nicht weiß und vorhersagen kann, plane ich mal auf 100 Jahre (plus/minus) und versuche meinen Kopf und vor allem meinen Körper (und meine geistige Gesundheit 😉) entsprechend zu pflegen und dafür fit zu halten. Mit der Sichtweise, dass ich vielleicht noch um die 60 Jahre vor mir habe und mein Leben eventuell nicht schon über die Hälfte vorbei ist, kann ich auch weiter planen, träumen, verwirklichen. Und wenn es mich mitten drin „erwischt“? Dann habe ich hoffentlich bis dahin wirklich gelebt und nicht nur existiert.

Ich arbeite daran, das Jetzt – meine persönlichen Vierziger – zu genießen und mich gleichzeitig auf das zu freuen, was die Fünfziger bringen werden! Wenn mich meine Kinder an meinem 80. oder 100. fragen, welches Alter das beste war, will ich sagen können, dass der Großteil meines Lebens eine wundervolle Zeit war.

Wie siehst du das? Findest du dein momentanes Alter „gut“, war es besser als du jünger warst? Hattest du auch schon Krisen? Ich freue mich zu hören, wie andere das erleben!

Glücksmomente festhalten

Wir alle haben schon mindestens einmal den Ratschlag gehört, dass wir dankbar sein sollen, für das was wir haben und nicht immer nur auf das schauen sollen, was gerade nicht gut ist oder was andere (mehr) haben. In Frauenzeitschriften und Selbstcoaching-Büchern wird gerne empfohlen, am Ende des Tages alles aufzuschreiben – oder sich zumindest bewusst zu machen – für was wir an diesem Tag dankbar waren. Auch mein Kalender bietet pro Woche ein Feld an mit „Gut, dass diese Woche passiert ist…“ (Ja, ich arbeite mit einem analogen Kalender aus Papier und ich liebe es, darin rum zu kritzeln und kleine Post-its rein zu kleben. 😊) Ich muss gestehen, dass ich die Idee dahinter immer gut nachvollziehen konnte, aber nicht so sicher war, wie viel das wirklich bringt. Wir wissen, dass es uns in Deutschland grundsätzlich sehr gut geht. Helfen solche Erkenntnisse aber dem eigenen Glück auf die Sprünge, wenn es uns persönlich gerade schlecht geht?

Während meines Meditationskurses letztes Jahr zum Achtsamkeits-basierten Stressabbau (Mindfulness-Based Stress Reduction, MBSR), wurde das Thema auch aufgegriffen. In der Verhaltenstherapie zeigt sich nämlich, dass es wichtig ist, das „Wie“ des Denkens zu ändern. Wenn jemand Dankbarkeit empfindet, fokussiert er mehr auf das, was funktioniert im Leben, und weniger auf das Negative.

Da viele von uns wenigstens zeitweise an länger anhaltender schlechter Laune oder auch einmal depressiven Verstimmungen leiden, lohnt es sich auf jeden Fall, an einem Perspektivwechsel zu arbeiten. Seit ich diesen Kalender mit dem dafür vorgesehenen Feld habe, schreibe ich tatsächlich jede Woche ein paar Punkte auf. Täglich fühlt sich für mich persönlich zu viel an. Ich finde aber jede Woche zwei bis fünf Dinge, die wirklich gut waren und über die ich mich dann noch einmal freue, wenn ich mich daran erinnere und sie festhalte. Diejenigen von euch, die ohnehin ein Tagebuch oder Journal führen (auch digital) können das für diese Übung natürlich optimal nutzen. Von meiner lieben Freundin Stephanie habe ich zum vorletzten Geburtstag eine „Schöne Tagebox“ bekommen. Für jeden Tag im Jahr gibt es ein Karteikärtchen, auf dem man zum Beispiel immer vor dem Schlafengehen einen besonderen Moment festhalten kann. Ich bewahre diesen Kalender nur für die eher großen Momente auf wie meine Gewerbeanmeldung für serendana 😊 oder die erste Klassenfahrt meiner Tochter, und werde sicher einige Jahre brauchen, bis auf jedem Karteikärtchen etwas steht. Dafür wird er einmal ein richtiger Schatz sein, den meine Kinder und Enkel vielleicht hin und wieder durchforsten. Rückblickend wird mein Leben dann ziemlich glücklich und ereignisreich gewesen sein! 😊

Egal, wie ihr vielleicht an die Sache rangehen wollt, ein festes Ritual ist unabdingbar, sonst läuft die Gewohnheit ganz schnell wieder aus oder setzt erst gar nicht richtig ein. Es gibt bestimmt noch ganz viele Möglichkeiten, wie man sich das zu eigen machen kann. Bei mir würde es ohne die erwähnten Helfer auf jeden Fall nicht funktionieren.

Das kleine Glück planen

Eine andere Herangehensweise an das Thema, die ich auf Anhieb sehr spannend fand, habe ich in dem Buch „Das Leben ist keine To-Do-Liste“ von Shirley Seul gefunden. Sie empfiehlt, sich jeden Morgen ein paar Minuten Zeit zu nehmen und die Dinge zu notieren, auf die man sich an diesem Tag freut. Das gibt dem Tag gleich eine positivere Note. Man kann das zumindest einmal eine Zeit lang versuchen. Ich bin hier eher der Typ, der das geistig durchgeht; zum Beispiel gleich nach dem Aufstehen noch beim Räkeln im Bett oder wenn ich neben dem Herd stehe und dem Tee beim Köcheln zusehe. Ganz richtig wäre es aber, sich auch hier wieder ein Ritual zu schaffen, bei dem man auf einen bereitstehenden Notizblock oder in ein Büchlein für diesen Zweck (auf dem Nachttisch, neben dem Herd…) notiert. Sollte jemand von euch das bereits praktizieren oder jetzt damit anfangen, schreibt das bitte sehr gerne als Kommentar für alle Interessierten inklusive mir.

Allerdings hat sich mir auch die Frage gestellt, was ich mit den Tagen mache, an denen mir einfach nichts Schönes, Gutes, Freudiges einfallen will. Ziehe ich mich damit dann total runter? Gerade in Zeiten, in denen es einem weniger gut geht und man alles nur noch schrecklich findet, fällt einem im Zweifelsfall gar nichts ein.

Hierfür habe ich zwei Antworten gefunden. Die erste lautet: Ja, an manchen Tagen, muss ich mich darin üben, für die alltäglichen Dinge dankbar zu sein und mich einfach darauf freuen, dass ich nach einem zu erwartenden Chaos-Tag im Büro meine Katzen streicheln werde, meine Kinder drücke, mein Buch endlich weiterlesen kann, den Stress weg jogge… Was immer es für dich ist.

Die zweite Antwort ist die, die sich in der Praxis für mich noch mehr bewährt hat. Am Anfang eines Tages kann ich nämlich noch ziemlich viel Einfluss nehmen auf das, was da kommt. Wenn mir jetzt absolut nichts einfallen will, auf das ich mich freue, und ich auch nicht in der Stimmung bin, für die Selbstverständlichkeiten meines Lebens besonders dankbar zu sein, baue ich etwas Schönes in den Tag. Ich habe morgens ja noch ausreichend Zeit dafür. Ich spreche hier nicht von großen Events. Das Ganze soll gerade nicht in Stress und Anstrengung ausarten. Ich kann meiner Freundin eine Nachricht schicken und mich für ein Telefonat verabreden für die Zeit, die ich abends im Auto sitze auf dem Weg nach Hause. Oder einfach einen langen Mädels-Chat-Austausch anzetteln. Ich kann eine längere Mittagspause einplanen, um im Café einen richtig guten Kaffee oder Nachtisch-Kuchen zu genießen. Ich kann eine nette Kollegin fragen, ob sie am Nachmittag Zeit für einen kleinen Schnack hat. Ich kann mir fest vornehmen, abends ein entspannendes Vollbad zu nehmen oder das Abendessen mit schönen Kerzen aufzupeppen. Ich kann mir auf dem Weg zur / von der Arbeit eine Klatschzeitschrift / Lieblingsschokolade / Was-auch-immer-Schönes kaufen. Ich kann mich mit Netflix (das ich übrigens selber gar nicht nutze – das soll keine Werbung sein…) zum Binge-Watching meiner Lieblingsserie verabreden.

Eine ehemalige Kollegin von mir hat sich ihre Lieblings-Tratsch-Zeitschrift abonniert. Diese liegt jeden Donnerstag im Briefkasten. Ihre Familie weiß, dass sie donnerstags für eine halbe Stunde auf dem Sofa mit dieser Zeitschrift beschäftigt ist und nicht gestört werden darf. Es ist ein kleines Ritual, das ihre Kinder schon als sie noch ganz klein waren respektiert haben. Diese halbe Stunde gehört nur Mama und bleibt „störungsfrei“. Somit ist schon eine fixe Mini-Glücksinsel fest in die Woche eingebaut.

Es gibt ganz viele Möglichkeiten, sich einen Mini-Glücksmoment zu verschaffen. Natürlich darf das nicht ausarten in dauerhafte, ungesunde Angewohnheiten, wie tägliche Riesenportionen Eis-Creme im Bett vor dem Tablet á la Bridget Jones oder der täglichen Feierabend-Margarita. Aber hier und da darf und sollte man sich seinen Tag versüßen im eigentlichen und übertragenen Sinne. Unser Arbeitsalltag ist meistens gut strukturiert (wenn auch in unterschiedlichen Abstufungen 😉). Warum kümmern wir uns nicht ein bisschen mehr um das kleine Glück im Alltag? Auch das lässt sich mit relativ wenig Aufwand bewusst pflegen und muss nicht immer nur zufällig passieren.

Vielleicht planen wir auch eine Überraschung für jemanden, der uns nahesteht. Oder nehmen uns einfach die Zeit, den nächsten Urlaub zu recherchieren, um die Vorfreude zu genießen.

Da wir soziale Wesen sind, sind natürlich alle Aktivitäten, die andere Menschen involvieren am besten geeignet, die Stimmung zu heben. Manchmal ist aber etwas, das ich nur für mich mache, genau das, was ich brauche, um Aufzutanken. Wenn man sich das mit dem Freuen fest vornimmt, stehen die Chancen ganz gut, dass man dann in seinen Glückskalender auch viel hineinschreiben kann wofür man dankbar war.

Lasst mich wissen, was eure kleinen Glücksmomente im Alltag sind und ob ihr sie festhaltet oder eventuell sogar bewusst einplant. Ich bin gespannt!

„Kaffee! Kaffee! Kaffee!“…

… ist wahrscheinlich das bekannteste Zitat aus der Serie Gilmore Girls. Die herrlich überdrehte Art des Serien-Charakters Lorelai Gilmore, inklusive der dazu so passenden Kaffee-Sucht, hat die Serie für mich sehr sehenswert gemacht.

Was in der Serie ziemlich überspitzt dargestellt wird, ist für einige von uns allerdings gar nicht sooo weit entfernt von der Realität. Viele haben das Gefühl sie brauchen ihren Kaffee, um überhaupt zu funktionieren. Er ist fester Bestandteil unseres Tagesablaufs. Ich kenne eine Frau, die kommt morgens gar nicht aus dem Bett, wenn ihr Mann ihr nicht vorher eine Tasse Kaffee an selbiges gebracht hat. Eine andere bringt es im Laufe eines Bürotages auf 10-12 Tassen! Von solchen Mengen war ich immer relativ weit entfernt, aber eine große Liebe zu dem Gebräu kann ich nicht leugnen.

Ich habe einmal eine Reportage gesehen, in der beschrieben wurde, dass wir mit einem Heißgetränk in der Hand – und meistens ist das bei uns der Kaffee – unser Gegenüber gleich sympathischer finden. Die warmen Finger stimmen uns positiver. Wenn ihr also die Möglichkeit habt, eurem Gegenüber bei einem wichtigen Gespräch eine Tasse Kaffee oder Tee in die Hand zu drücken, tut das unbedingt! Außerdem interpretiere ich das Ergebnis so, dass es im Büro gleich viel friedlicher zugeht, wenn wir alle warme Finger haben und uns sympathisch finden 😊. Wer weiß, was ohne den Kaffee-Konsum in deutschen Büros so passieren würde…

Es ist auch nicht zu unterschätzen, dass man im Büro mit einem Kaffee in der Hand signalisiert, dass man gerade Pause macht oder zumindest nicht voll konzentriert arbeiten kann, weil man sich ja seinem wohlverdienten Heißgetränk widmet. Man kann mit der Tasse in der Hand eine Art Blase um sich ziehen, vor der die Kollegen hoffentlich ein bisschen Respekt haben und einen ein paar Minuten durchatmen lassen.

Die Funktion des Kaffees ist schon auch eine sehr soziale. Ein bisschen wie das Rauchen, nur ohne dass man vor die Tür muss und ohne die Nebenwirkungen für andere. Man kann ihn für Geselligkeit nutzen oder für eine Auszeit.

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Wann ist es zu viel?

Bei mir ist der Kaffee-Konsum, nachdem ich jahrelang recht konstant bei meinen 1-2 Tassen am Tag war, deutlich angestiegen. Das lag zum einen daran, dass ich viel zu wenig geschlafen habe und mich mit dem Koffein funktionsfähig halten wollte. Zum anderen hat mich der Kaffee, wenn es im Büro heiß her ging, beruhigt. Das klingt paradox, da das Koffein putscht (und putschen soll!), lässt sich aber mit dem Festhalten an etwas Wärmendem erklären.

Auf jeden Fall habe ich mir irgendwann die Frage gestellt, wie viel Kaffee denn noch in Ordnung ist und ob ich es vielleicht übertreibe. Wahrscheinlich fragen sich das nicht so viele, aber falls du zu den starken Kaffeetrinkern gehörst (oder Energy Drink Junkies), sind die folgenden Trivia vielleicht hilfreich:

Natürlich sind wir Menschen verschieden und, wie bei so vielem, reagieren wir unterschiedlich auf Koffein. Abhängig vom Gewöhnungsgrad vertragen wir auch unterschiedlich viel, genauso wie bei Alkohol. Nachdem ich gelesen hatte, dass man nach sechs Wochen Abstinenz wieder jungfräulich auf Kaffee reagiert, habe ich das vor ein paar Jahren direkt ausprobiert. Ich dachte, dass ich meinen Kaffee-Konsum so auf jeden Fall anschließend reduzieren würde, weil ich ja viel weniger bräuchte, um eine Wirkung zu erzielen.

Erst einmal hatte ich ziemlich heftige Entzugserscheinungen, die vor allem aus starken Kopfschmerzen bestanden, die neun Tage anhielten. Der Schwindel war weniger schlimm und nach ein paar Tagen vorbei. Mir hat das auf jeden Fall die Augen dafür geöffnet, dass ich mein persönliches Maß überschritten hatte. Die sechs Wochen habe ich gut durchgehalten, weil ich es unbedingt wollte. Ich war so überzeugt davon, dass ich danach wieder mit 1-2 Tassen am Tag glücklich würde. Was ich dabei unterschätzt hatte bzw. mir damals nicht so klar war, war die soziale Komponente. Ich war Schwupps nach ein paar Wochen wieder bei meinen alten Gewohnheiten. Auch, weil ich das mit dem Schlafmangel noch nicht im Griff hatte, und der Kaffee ein bisschen das Gefühl vermittelt hat, dass ich schließlich fit sein muss nach dem ganzen Koffein. Später habe ich das mit dem „Kaffee-Entzug“ noch zweimal wiederholt aus gesundheitlichen Gründen, und auf den dritten Anlauf auch erst einmal geschafft. Ich habe mehrere Monate gar keinen Kaffee getrunken. Jetzt gönne ich mir selten einen und kann nach einer Tasse auch problemlos aufhören. Na ja, meistens. Ich genieße ihn nach wie vor sehr und stufe mich definitiv als zeitlebens Rückfall-gefährdet ein 😉

Ich kann das Experiment nur empfehlen. Anhand der Stärke der Entzugserscheinungen (oder ob überhaupt welche auftreten) lässt sich ganz gut feststellen, ob sich jemand zu viel Koffein zuführt. Vielleicht findest du ja einen Mitstreiter in deinem direkten Umfeld zum Hochhalten der Motivation. Allerdings Vorsicht, wenn du unter Migräne oder starken Kopfschmerzen leidest. Da solltest du wirklich nur unter ärztlicher Aufsicht an so ein Projekt heran gehen! Nach der Abstinenz-Phase kannst du ausprobieren wieviel Kaffee du wirklich gut verträgst. Bei mir ist tatsächlich nach spätestens zwei Tassen Schluss. Danach fühle ich mich mehr schwummrig als wach.

Wenn du dir das – gerade im Moment nicht oder auch ganz sicher nie im Leben – vornehmen willst, gibt es Richtwerte.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) schreibt in einer ihrer Broschüren: „Bei Erwachsenen spricht nichts gegen den moderaten Genuss von 3 bis 4 Tassen pro Tag.“ Aber Achtung! Ich gehe davon aus, dass hier von der „deutschen Kaffee-Tasse“, also 150ml, ausgegangen wird, und nicht von der amerikanischen, die gelegentlich als Mengenangabe für Kochrezepte dient und etwa 250ml fasst (und die in deutschen Büros zumeist der Standard ist). Die Aussage der DGE bezieht sich auf alle Koffein- bzw. Theobromin-haltigen Getränke. Wenn ihr auch schwarzen oder grünen Tee oder Energy Drinks trinkt, zählen diese zu denselben 3-4 Tassen am Tag. Im Internet habe ich die Angabe von ca. 4 Tassen pro Tag auch an anderer Stelle gefunden. Sie scheint eine relativ allgemein gültige Orientierung zu sein. Das ist in Summe relativ wenig. Für mich persönlich rechne ich an, dass Tee viel weniger Putschmittel (schwarzer Tee etwa halb so viel wie Kaffee) enthält und trinke da am Wochenende auch einmal ein bisschen mehr…

Übrigens zählen alle diese Getränke laut der DGE nicht zu den Durstlöschern, sondern zu den Genussmitteln. Trotzdem dürfen sie auf die Flüssigkeitsbilanz angerechnet werden!

Kaffeetasse-wann-uhrzeit

Wann ist die richtige Zeit?

Der amerikanische Arzt Dr. Michael Breus hat in seinem Buch „The Power of when“ für fast jeden Lebensbereich beschrieben, wann der richtige Zeitpunkt ist, um die beste Wirkung von etwas oder bei einer Tätigkeit zu erzielen. Er hat dafür Forschungsergebnisse aus verschiedensten Disziplinen zusammengetragen. Einige Erkenntnisse fand ich sehr spannend und auch hilfreich. Natürlich hat mich das Kapitel über den perfekten Zeitpunkt für Koffein-Konsum sehr interessiert. Die wichtigste Erkenntnis: Da morgens der natürliche Kortisol-Level im Körper hoch ist, hat das Koffein, das zusätzlich als Aufputscher eingenommen wird, überhaupt keine Wirkung, außer, dass es die Toleranz für Koffein erhöht. Man braucht dann später am Tag mehr, um eine Wirkung zu erzielen. Wenn du also zu den Menschen gehörst, die ohne ihren Kaffee morgens nicht in die Puschen kommen, ist der Effekt rein psychologisch. Einen körperlichen Effekt gibt es erst etwa zwei Stunden nach dem Aufstehen.

Ist der natürliche Kortisol-Level im Körper andererseits niedrig, wird das Adrenalin, das durch den Kaffee-Konsum ausgeschüttet wird, seine Wirkung zeigen und dich wacher und aufmerksamer machen. Für die meisten Menschen ist das Kortisol im Körper zwischen 09:30 Uhr und 11:30 Uhr sowie zwischen 13:30 Uhr und 17:30 Uhr am niedrigsten. Die Tasse Kaffee zum späten (Büro-)Frühstück und im Nachmittagstief kann durchaus sinnvoll sein, um die Leistungsfähigkeit ein bisschen zu erhöhen.

Dr. Breus schreibt auch, dass du dich ab mehr als 5 Tassen Kaffee am Tag (oder mehr als zwei Energy Drinks bzw. 10 Gläsern Cola) anfängst nervös, ruhelos und schlecht gelaunt zu fühlen.  Außerdem rät er, nach 15 Uhr kein Koffein mehr zu sich zu nehmen, weil der Effekt bis zu acht Stunden anhalten kann. Das Koffein unterdrückt die Bildung des Schlafhormons Melatonin. Und selbst, wenn du zu den Menschen gehörst, die trotz Kaffee gut einschlafen, wird dein Schlaf schlechtere Qualität haben aufgrund des niedrigeren Melatonin-Levels.

Über den Genuss von Koffein-freiem Kaffee kann man sehr unterschiedlicher Meinung sein. Echte Kaffee-Junkies weisen ihn als kastriertes Produkt weit von sich. Ich habe mich dem Thema vor ein paar Monaten geöffnet, kann aber verstehen, dass das nicht jeder will.

Kaffee-Banner-Fazit

(Vorläufiger) Abschluss zum Thema Kaffee

Finde idealerweise heraus, wie viel Koffein du gut verträgst. Ansonsten sind 3-4 Tassen ein guter Richtwert. Trinke Kaffee frühestens zwei Stunden nach dem Aufstehen und gerne auch im Nachmittagstief für eine echte Wirkung. Ab spätestens 15 Uhr sollte Schluss sein. Wenn du eher schlecht einschläfst, belasse es bei 1-2 Tassen am Vormittag.

Über Kaffee gibt es noch unendlich viel zu schreiben und ich habe auch noch mehr im Kopf. Aber der Beitrag ist schon wirklich lang, und im Zweifelsfall liest schon niemand mehr mit. Daher setze ich das Thema später in einem neuen Blog-Beitrag fort. Außer eure Kommentare halten mich davon ab. Schreibt mir bitte, ob Kaffee für euch auch so ein Thema ist und ob ihr noch spezielle Fragen dazu habt, die ich für euch recherchieren soll.

Erster Blogbeitrag

Zugegeben, den Titel hätte ich anpassen können. Da ich in diesem ersten Blogbeitrag aber noch kein bestimmtes Thema bearbeiten werde, sondern einfach endlich mit dem Blog anfangen will, lasse ich diese allgemeine Überschrift stehen. Dies ist mein erster Blogbeitrag, der ohne jegliche Vorbereitung einfach so runtergeschrieben wird, damit er endlich auf die Welt kommt!

Wenn man etwas Neues starten möchte, wird einem fast immer empfohlen, es sofort in Angriff zu nehmen. Je länger man wartet, desto mehr Ausreden findet man, es doch noch aufzuschieben. Da ich selber sehr perfektionistisch bin und alles gerne ganz gründlich mache, bin ich für die Aufschieberitis prädestiniert! Ich bereite mich gerne auf alles vor, bevor es losgehen kann. Ich belege sogar einen professionellen Blogger Lehrgang an einer Fernschule, um es auf jeden Fall mit dem eigenen Blog richtig hinzubekommen.

Vor genau einem Jahr, im Mai 2017, hab ich eine Auszeit vom Job genommen für sechs Monate. In dieser Zeit habe ich als Informations-Junkie viel gelesen und wollte gerne meine Erkenntnisse in einem Blog zusammentragen. Bevor ich das Projekt dann tatsächlich gestartet habe (ein Jahr später!), ist die Idee für meinen Online Concept Store serendana.de für eingespannte berufstätige Frauen entstanden. Von einer Idee kam es schnell zum Businessplan und im Februar 2018 zur Gründung. Jetzt bereite ich fleißig den Online Start vor und suche Produkte und pflege diese in die Shopsoftware ein. Für mich als wenig Technik-affinen Menschen zum Teil eine große Herausforderung.

– Ebenso wie übrigens die Beherrschung des Blog-Layouts 😉 Ich hoffe, ich mache euch nicht kirre mit zu vielen wechselnden Schriftarten und -Größen! – 

Während ich mein Shop Projekt voran getrieben habe, habe ich tatsächlich festgestellt, dass ein „einfach machen“ mich meistens viel schneller zum Ziel gebracht hat, als alles Vorbereiten. Und die Ergebnisse waren gar nicht unbedingt schlechter. Eine wichtige Erkenntnis für mich und ein großer Schritt weg vom Perfektionswahn, der für so viel Stress verantwortlich ist.

Mittlerweile bin ich sogar so mutig, dass ich einen wichtigen Selbstversuch, den ich mir schon sehr lange vornehme, einfach so gestern Morgen in die Tat umgesetzt habe. Ich will für mindestens sechs Wochen auf jeglichen zugefügten Zucker (also Obst ist erlaubt) verzichten! Da ich mich selber als Zucker-süchtig einstufe, ein riesiger Schritt. Funktioniert aber nur, wenn ich den Start ganz schnell hinter mich bringe, ohne weiter darüber nachzudenken – so wie beim Sprung vom 5 Meter Brett (den 10er habe ich mir nie vorgenommen und werde ich auch ganz bestimmt nicht!). Puh! Ich bin gespannt!

Gibt es bei euch etwas, was ihr eigentlich (vielleicht „immer schon“) einmal machen wolltet? Wer traut sich zu springen?!? Es wird wahrscheinlich nass, aber etwas Schlimmeres wird schon nicht passieren!

Schreibt mir gerne! Ich freue mich auf Austausch!