Nachträgliche Jahresplanung 2019

Zum letzten Jahreswechsel hatte ich ausnahmsweise noch keine genaue Vorstellung davon , wie das neue Jahr 2019 werden sollte. Ganz untypisch für mich, habe ich es einfach mal anlaufen lassen und bin davon ausgegangen, dass sich in den ersten Wochen schon zeigen würde, in welche Richtung sich das Jahr entwickeln will. Nun, jetzt ist das Jahr fast vorüber – in unglaublichem Tempo – und es wollten sich bei mir so gar keine Zielvorstellungen einstellen.

Da die letzten Jahre für mich immer einen bestimmten Fokus hatten, der sich auch sehr selbstverständlich ergeben hatte, war das sehr ungewohnt. Vielleicht bin ich jetzt einfach sortiert und gut aufgestellt. Die Notwendigkeit für einen fixen Fokus ist möglicherweise weg. Das „Freischweben“ fühlte sich für eine Planerin wie mich aber nicht wirklich komfortabel an. Jetzt frage ich mich, ob ich mir für 2020 nicht besser wieder ein paar Ziele stecke. Schließlich ist es schwierig, Ziele zu erreichen, die man sich nicht vorgenommen hatte. Andererseits kann ich mich natürlich auch in Achtsamkeit üben und mich komplett auf das Hier und Jetzt einlassen.

Für eine Entscheidungsfindung habe ich mir das fast fertige Jahr noch einmal angesehen. Kleine Ziele müssen unbedingt auch gefeiert werden. Was habe ich also alles erreicht, worüber habe ich mich besonders gefreut? Gab es doch ein Muster 2019? Kann ich mir nachträglich eine Art Planung über alles Erreichte drüber legen?

Ehrlich gesagt, es war ein sehr ruhiges Jahr. Es hat sich wie ein Luftholen angefühlt für das, was die Zukunft bringen will. Es gab schöne Momente und Erlebnisse und ich habe in einigen Bereichen Fortschritte genacht mit meinem Online Concept Store (https://serendana.de) und bei den Themen Sport (mehr und abwechslungsreicher) und Ernährung. Aber es war ein Jahr ohne große Highlights und nicht spannend genug, um ausführlicher davon zu berichten.

Für das kommende Jahr, das mit 2020 schon irgendwie besonders daher kommt, möchte ich auf jeden Fall wieder ein paar Meilensteine einplanen. Ich scharre sozudagen schon mit den Hufen und habe 2019 irgendwie schon abgehakt. Gestartet wird zwischen den Jahren mit der Reiseplanung für einen spannenden Sommerurlaub nach Georgien und verschiedene Städtereisen. Die Vorfreude ist schon einmal sehr intensiv!

Im chinesischen Horoskop wird 2020 übrigens das Jahr der Ratte. Sie unterstützt bei langgehegten Wünsche und alle diejenigen, die sich beruflich verändern wollen. Das Jahr soll geprägt sein von Ehrgeiz und Durchhaltevermögen. Das spricht auf jeden Fall für Pläne, zumindest beruflich! 🙂 Und natürlich für das Wünschen!

Dank einer Bekannten habe ich mich dieses Jahr etwas intensiver mit den Ritualen zu den Raunächten auseinandergesetzt. Sie gehen auf die Kelten zurück; sind vermutlich aber noch älter. Ich habe mir vorgenommen, zwei der Rituale zu folgen, die mich wunderbar mit meiner Jahresplanung verbunden haben. Vielleicht eine Idee für dich für das kommende Jahr. In abgewandelter Form auch jetzt noch prima nutzbar.

1. Wünsche formulieren

Ich habe insgesamt 13 Wünsche auf Zettel geschrieben. Erst dachte ich, dass es schwierig werden würde, mir so viele Wünsche für das kommende Jahr zu überlegen. Dann ist es ganz problemlos geflossen. Da gibt es doch so einiges, was im nächsten Jahr gerne für mich und meine Liebsten passieren darf. In jeder der 12 Raunächte (24.12. – 05.01.) verbrenne ich einen der Zettel in der Feuerschale auf der Terrasse und überantworte den Wunsch sozusagen dem Universum. Der letzte Wunsch, der übrig bleibt, bleibt in meiner eigenen Verantwortung und soll von mir im kommenden Jahr voran getrieben werden. Ich bin schon sehr gespannt, welcher das sein wird, und wie mir die Umsetzung gelingt!

Auch, wenn du das Ritual als solches nicht durchführen willst: Das Formulieren der Wünsche fand ich sehr aufschlussreich. Ich weiß jetzt, was ich von 2020 erwarte und worauf ich mich schon freue.

2. Projekte/Themen festlegen

Neben den Wünschen, auf die ich nur sehr begrenzt Einfluss habe, habe ich noch 13 Projekte aufgeschrieben, die ich im nächsten Jahr in Angriff nehmen möchte – beruflich, persönlich, in der Familie/Beziehungen. Auch hier war ich überrascht, wie leicht mir das gefallen ist. In jeder Raunacht ziehe ich jetzt ein Projekt und versehe es mit dem korrespondierenden Monat (also Januar für Nacht 1, Februar für Nacht 2 usw.) Somit habe ich gleich einen Zeitrahmen, wann ich etwas in Angriff nehmen kann. Das soll helfen, in die Gänge zu kommen und sich nicht zu verzetteln mit allen anstehenden Themen. Am 06.01. falte ich alle Zettel auf und mache damit meine Jahresplanung. Das geht natürlich auch ohne das Ziehen und auf dem traditionellen Weg einer Jahresplanung. Du kannst dir überlegen, in welchem Monat jeweils ein guter Start für ein Thema ist. Ich möchte es diesmal ein bisschen dem Zufall überlassen und sehen, wohin mich das führt. Das 13. Projekt soll mich übergeordnet das ganze Jahr begleiten.

Wenn ich in 12 Monaten auf das Jahr zurück blicke, möchte ich irgendwie Bilanz ziehen können. So ohne Erwartungen, Wünsche, Pläne im Vorfeld funktioniert das für mich nicht richtig. Vielleicht liegt das daran, dass für mich der Start des Kalenderjahres immer auch der Start in ein neues Lebensjahr ist. 2020 wird mein 45. Jahr sein. Ich bin schon sehr gespannt und auch erwartungsfroh!

Ich wünsche dir – ob mit, ob ohne Planung (aber hoffentlich mit vielen Wünschen und Träumen, die sich erfüllen sollen) – einen entspannten Ausklang des Jahres 2019 und einen energiegeladenen Start in 2020!

Herzliche Grüße

Kristina

 

 

Mein erstes Jahr in der Selbständigkeit

Happy Birthday, Serendana! Am 1. Februar 2018 habe ich mein Herzensprojekt ganz offiziell gestartet mit der Gewerbeanmeldung. Bis mein Online Concept Store dann auch tatsächlich online war, hat es noch sechs weitere Monate gedauert. Eine unglaublich spannende Reise! Und eine unglaublich positive! Ich habe immer an meine Idee geglaubt. Bedenken gab es natürlich trotzdem. Welche das waren und was aus ihnen geworden ist nach diesem ersten Jahr?

Ein eigener Laden als „Hobby“

Als eine ehemalige Kollegin sich mit einem kleinen Laden  selbständig machte, sagte ein gemeinsamer Bekannter so etwas zu mir wie: „Gerd verdient ja genug, um Maria und ihr Hobby zu finanzieren.“ Obwohl ich selbst zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht über die Selbständigkeit nachdachte und schon gar nicht über einen Shop, hat mich die Aussage damals geärgert. Er war ganz automatisch davon ausgegangen, dass sich eine Frau mit eigenem Geschäft nur beschäftigt halten will, während ihr Mann für die Versorgung der Familie zuständig ist. Dieser achtlose Satz hallt bei mir immer noch nach, und ich frage mich manchmal, wie das nach außen gesehen wird, dass ich mich – ausgerechnet online, wie gefühlt gerade alle – mit einem Concept Store selbständig gemacht habe.

Nachdem der Shop gut anläuft, bin ich jetzt allerdings zuversichtlich, dass dieser Erfolg für sich steht! Die positive Resonanz, die ich auf meine Idee und die Umsetzung von allen Seiten bekommen habe, ist riesig! Ich war sehr überrascht über die Aufmunterung, die Unterstützung, und das positive Feedback! Rückblickend ist das wahrscheinlich das Schönste an meinem ersten Jahr: Meine „Reisegefährten“, die mit so viel Enthusiasmus dabei waren und noch sind!

Ich brüte in meinem eigenen Saft

Einer der größten Vorteile an meinem alten Job im Unternehmen waren die vielen Kontakte zu netten Kollegen. Als ich vor einem Jahr in mein kleines Büro zog war ich unglaublich stolz, hatte aber auch Sorge vor der Ruhe. Wenn ich meine Gedanken  mit anderen ping-pongen kann, entstehen neue Ideen. Wenn ich mich erkläre, wird es mir selbst viel klarer.

Es gibt auf jeden Fall Zeiten, in denen ich mir mehr Gespräche wünsche oder einfach nur einen Partner beim Kaffeetrinken. Die große Einsamkeit ist jedoch nicht eingezogen. Ich treffe mich jede Woche mit verschiedenen Leuten zum Mittagessen, Kaffeetrinken oder für ein kurzes Gespräch bei mir im Büro. Ich konnte mit erstaunlich vielen ehemaligen Kollegen Kontakt halten. Sie wissen, wie ich arbeite, und geben mir gerne Input. Es haben sich Beziehungen auch vertieft.

Und ich habe unglaublich viele andere selbständige Frauen über verschiedene Netzwerke kennengelernt (und natürlich auch ein paar Männer)! Die Solidarität unter den meisten ist toll! Wir unterstützen uns gegenseitig und sind uns sozusagen die Kollegen. Ich hatte vorher nicht damit gerechnet, so schnell so viele Kontakte in meiner neuen Welt als Selbständige zu knüpfen. Es existiert hier eine kleine Gemeinschaft (zumindest bei uns im Rhein/Main-Gebiet), wo jeder jeden irgendwie kennt, und ich habe mich sehr schnell angekommen und angenommen gefühlt!

Ich muss wirklich alles selbst machen!

Vom tropfenden Wasserhahn bis zum Abschluss aller relevanten Versicherungen bin ich für absolut alles alleine zuständig. Ja, das nervt manchmal. Es gibt keine Hotline mehr für Computerprobleme und keine Kollegin, die man etwas fragen kann, oder sogar Aufgaben abgeben. Am Anfang, wenn noch gar nichts steht, ist das etwas überwältigend. Doch irgendwann gibt es Strom und WLAN im Büro, Versicherungen sind abgeschlossen, die Verträge mit den Zahlungsanbietern und Paketdienstleistern verhandelt. Auch in der Selbständigkeit stellt sich irgendwann eine gewisse Routine ein. Trotzdem lerne ich immer noch unglaublich viel und stolpere über Themen mit denen ich vorher nicht gerechnet hatte! An den meisten Erfahrungen wachse ich, und das nächste Mal geht es einfacher und schneller. Und für mich ganz wichtig: Ich lerne um Hilfe zu bitten.

Zum Glück unterschätz man am Anfang manches

Es sind auch viele Themen aufgetaucht, die nicht auf meinem Plan standen. Vieles davon ist administrativ. Ich muss monatlich Unterlagen ans Finanzamt abgeben und bin als Gewerbetreibende plötzlich Pflichtmitglied bei Verbänden (inklusive Jahresgebühr) und meldepflichtig an verschiedenen Stellen. Die Gesetze, die einzuhalten sind, vor allem rund um den Datenschutz, sind für kleine Unternehmen manchmal eine echte Hürde. Es ist nicht einfach, von allen überhaupt zu erfahren, und dann zu verstehen, wie man sich rechtssicher verhält. Hier werde ich bestimmt auch noch Lehrgeld bezahlen müssen…

Ein Kernbestandteil meines Shop-Konzepts ist es, besondere Produkte von kleinen Herstellen anzubieten, die nicht auf den großen Marktplätzen zu finden sind. Es macht mir nach wie vor großen Spaß, diese Fundstücke für meine Kundinnen aufzuspüren. Unterschätzt hatte ich dabei, dass einige von den ganz kleinen Anbietern etwas chaotischer veranlagt sind als ich. Für mich als Planungs-Freak ist es eine echte Lernerfahrung, entspannt zu bleiben, wenn Ware eben später losgeschickt wird, Rechnungen noch einmal angefordert werden müssen, weil sie Fehler enthalten, oder meine Ansprechpartner mehrere Tage gar nicht erreichbar sind. Mein Geschäft geht nicht unter, wenn ein bestimmter Artikel kurze Zeit nicht verfügbar ist. Je besser ich selbst mit der Planung werde und je besser ich meine einzelnen Geschäftspartner kenne, desto seltener wird das passieren.

Jetzt wo der Shop technisch steht und die meisten Abläufe reibungslos funktionieren, ist mein größter – anfangs stark unterschätzter – Zeitfresser Social Media! Die Planung der Inhalte für die verschiedenen Kanäle, das Erstellen der Beiträge und natürlich das Kommunizieren mit den Followern und Kunden nimmt täglich mehrere Stunden in Anspruch. Glücklicherweise macht mir dieser Bereich Freude und ich werde auch deutlich flotter. Nur für die Pflege des Blogs kann ich noch viel zu wenige Zeit erübrigen. Ein wichtiges Thema für Jahr 2!

Wie geht es weiter?

Ich genieße weiter die Flexibilität, die die Selbständigkeit mir und meiner Familie schenkt! Es wird neue Produkte im Shop geben. Bis Ende des Jahres möchte ich von momentan 120 Artikeln auf ca. 200 Artikel aufstocken. Das Thema SEO steht ganz oben auf meiner Liste, um mehr Kunden über die Suchmaschinen zu generieren. Und natürlich wünsche ich mir viele Follower auf Facebook, Instagram und diesem Blog! Meine Netzwerke werde ich weiterhin sehr aktiv nutzen und hoffentlich noch weiter ausbauen!

Wer Lust hat weiter mit auf die Reise zu gehen: Ich freue mich riesig über jeden, der mir auf den Social Media Kanälen folgt!

Liebe Grüße

P.S. Du darfst natürlich auch gerne einmal im Shop vorbei kommen: Serendana – dein Glücksfundort

 

Authentisch sein oder lieber nicht?

Das Thema Authentizität beschäftigt mich schon lange, ohne, dass ich festmachen kann, woran das tatsächlich liegt. Seit einigen Monaten wollte ich dazu einen Blog-Beitrag verfassen. Nur habe ich so viele Gedanken dazu und bekomme sie nicht sortiert. Ich habe schon seit vielen Monaten den Einstieg im Kopf 😊, aber danach will es sich nicht so recht in eine sinnvolle Reihenfolge bringen lassen. Ende Juli 2018 habe ich als Sofortmaßnahme, damit ich die Gedanken zu dem Post endlich loswerde, einen Draft für den Beitrag erstellt – also die Überschrift schon einmal eingetippt. Jetzt ist Januar 2019, und ich stelle mich der Tatsache, dass sich das Chaos nicht lichten wird. Deshalb fange ich jetzt einfach mit dem Tippen an und schaue, wo es mich bzw. den Text hinführt. Mein Planungs-Fetisch und meine Kreativität passen nicht immer zueinander.

Der Duden führt als Synonyme zu Authentizität Echtheit und Glaubwürdigkeit auf. Nun, dann passt es irgendwie zum Thema, dass ich ganz echt über meine Probleme beim Erstellen dieses Artikels schreibe.

neuland blog bild

Ausgangspunkt: Neuland

Hier ist der Einstieg, wie ich ihn ursprünglich geplant hatte: Vor Kurzem – also mittlerweile fast 9 Monaten – las ich das sehr launische Buch „Neuland: Wie ich mich selber suchte und jemand ganz anderen fand“ von Ildikó von Kürthy (Achtung unbezahlte Werbung!). Eine gute Freundin hatte es mir geliehen. Sie fand es sehr gut und meinte, es würde mir gefallen. Gefallen hat es mir, da die Autorin einen angenehmen, lockeren Schreibstil hat. Sie beschreibt sehr kurzweilig, wie sie in der Mitte des Lebens, also in etwa da, wo ich gerade auch stehe, alles Mögliche ausprobiert von Extensions über Detox, um die beste Version ihrer selbst zu werden. Inhaltlich war ich immer wieder hin und hergerissen, ob ich es jetzt gut fand oder nicht. Über eine Passage bin ich damals besonders gestolpert. Sie ging sinngemäß so: „Momentan sollen alle authentisch sein und sich so zeige wie sie sind. Ich will das gar nicht. Manche Menschen möchte ich nicht in Jogginghosen sehen. Sie sollen sich bitte hübsch anziehen.“ Die Autorin möge mir verzeihen, dass ich hier extrem frei zitiere. Das Buch habe ich vor Monaten seiner Besitzerin zurück gegeben und kann nicht mehr nachschlagen.

Im ersten Moment hatte ich hier spontan zugestimmt. Ganz sicher gibt es viele Menschen, denen ich, wenn ich die Wahl habe, nicht allzu privat begegnen möchte. Im Buch ging es an dieser Stelle um die Teilnahme an einer großen Veranstaltung wofür die Autorin sich mit Designerkleid und professionellem Make-up etc. herausputze und selbiges von den anderen Teilnehmern erwartete.

Kann ich immer unverstellt ich sein?

Was würde ich an dieser Stelle tun als passionierte Jeans-Trägerin, die sich höchstens im Urlaub in Walle-Walle-Strandkleidern wohl fühlt? Natürlich nicht in Jeans aufkreuzen. Ich bin immer noch ich, wenn ich mich einmal chic mache! Ich würde auch kein Prinzessinnen-Kleid tragen oder gar irgendetwas enganliegendes oder knappes. Das wäre nicht mehr ich, und ich würde mich sehr unwohl fühlen. Aber in einem schlichten, langen Kleid oder einem Hosenanzug könnte ich immer noch „echt“ und „glaubwürdig“ sein. Ich bin der Überzeugung, dass ich dem Umfeld angemessen immer einen Weg finden kann, authentisch zu bleiben. Und wenn das tatsächlich nicht mehr funktioniert, wie das bei mir in einem sehr hierarchischen Arbeitsumfeld einmal der Fall war, muss man eine Umgebung finden, die besser passt. Vielleicht bedeutet das auch, eben nicht auf die Veranstaltung zu gehen, für die ich mich „verkleiden“ muss.

Es hat nach dem Lesen der Lektüre tatsächlich etwas gebraucht, bis mir meine Position dazu ganz klar war: Ich bin sicher, dass ich immer unter allen Umständen versuche ganz ich zu sein. Das bedeutet nicht, dass ich respektloses oder unhöfliches Verhalten toleriere. Jeder Mensch sollte ohne sich verbiegen zu müssen anderen gegenüber sensibel auftreten können.

Vielleicht hat das Thema so lange bei mir nachgehallt, weil das Buch mich zum Nachdenken gebracht hat. Ich habe immer wieder überlegt, was meine Position zu den einzelnen Vorhaben der Autorin ist. Was würde ich, wenn ich die Mittel und die Zeit hätte, alles selbst ausprobieren von dem, was die Autorin im Namen der Recherche gemacht hat? Falls du Lust zu solchen Gedankenexperimenten hast, empfehle ich das Buch auf jeden Fall! Ein kleiner Hinweise: Ich würde auf gar keinen Fall blond werden wollen 😊

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Selbst wenn ich wollte… Authentisch lebt es sich leichter!

Laut Duden wird der Begriff Authentizität übrigens „bildungssprachlich“ genutzt. Mit dem Thema des Blogs habe ich mich somit auf jeden Fall geoutet. Ich liebe die deutsche Sprache und ich benutze manchmal Wörter, die weniger geläufig sind. Es machen sich Leute durchaus lustig über meine Formulierungen und mein „Bildungsdeutsch“. Damit kann ich aber gut leben, weil es zu mir dazu gehört.

Natürlich lebt jeder von uns verschiedene Rollen. Bei meinen engen Freundinnen trete ich etwas anders auf, als bei den Müttern im Fußballverein. Als Vorgesetzte habe ich zumindest versucht mehr Vorbild zu sein, und auch als Mutter zeige ich manche Seiten von mir vielleicht etwas sanfter. Aber jede Rolle fülle ich auf meine eigene Weise aus. Auch als Mutter hasse ich Chaos und tue deshalb nicht so, als fände ich es toll wenn ich mit meinen Kindern backe und die Küche hinterher ein Schlachtfeld ist. Eine gewisse Ordnung muss sein und aufgewischt wird immer sofort. Viele meiner Freundinnen können in solchen Situationen viel entspannter sein. Ihre Kinder finden das bestimmt besser als meine meinen Ordnungswahn. Trotzdem werde ich mich in meiner Küche nicht verstellen. Irgendwann werden meine Kids darüber lachen können. Wobei, mein Mann schafft das nach über zwanzig Jahren mit mir noch nicht immer…

seekuh

Jeder auf seine Weise

Da der Artikel wie fast immer schon wieder sehr lang geworden ist, werde ich nicht alle verbleibenden Gedanken noch niederschreiben, sondern mich auf zwei zum Abschluss beschränken. Der Rest kommt vielleicht in einem Folge-Beitrag.

Der erste ist: Authentizität wird sehr oft auch im Zusammenhang mit der #bodypositivity Bewegung auf Instagram genannt. Ich finde es schön, wenn Frauen sich ungeschminkt zeigen oder sich selbstbewusst im Bikini präsentieren können. Das sind oft die weit schöneren Fotos als die extrem inszenierten, die manchmal unfreiwillig lustig sind. Aber ich bin auch der Meinung, dass nicht jede Frau jetzt anfangen muss, krampfhaft Bilder von sich mit Augenringen zu posten. Für mich gilt auch hier: Jede und jeder so wie er sich wohl fühlt.

Der zweite ist: Ich bin ein großer Fan von Vielfalt und bin fasziniert von meinen Mitmenschen, die in irgendeiner Form anders sind, als der Mainstream und dazu stehen können. Sie haben oft eine besondere Aura. Allerdings gilt für mich auch hierbei: Ich muss nicht krampfhaft herausstechen aus der Gruppe, wenn ich der stille Typ bin und gut darin, eben „rein zu passen“.

Oft brauchen wir extreme Maßnahmen, damit sich das Pendel ein Stück weit wieder in Balance bringt, aber extrem passt nicht zu jedem. Am liebsten ist mir wahrscheinlich das Motto: Leben und leben lassen.

fels in der brandung

Wissen, woran man ist

Dieses letzte Bild zeige ich, weil weitere Synonyme für Authentizität Sicherheit und Verlässlichkeit sind. Es ist schön, wenn ich weiß, woran ich bei jemandem bin und er als Person für mich verlässlich greifbar bleibt. Das möchte ich auch für andere sein.

Die Fotos sind übrigens alle 2015 bei einem Urlaub auf den Azoren entstanden. In einem Jahr, in dem ich mich sehr fremdbestimmt und unglücklich damit gefühlt habe. In diesem Urlaub im Oktober mit meiner Familie war ich dann wieder sehr angekommen bei mir.

Für alle, die es bis zum Ende geschafft haben: Wie wichtig findest du es, selbst authentisch zu sein, und dass die Menschen in deiner Umgebung das leben? Weißt du immer genau, wer du bist oder bist du auch manchmal unsicher bei der Frage? Ich freue mich wie immer sehr auf Austausch.

Liebe Grüße!

Hipster für einen Abend

Kurz vor dem Jahreswechsel gräbt mein Mann in einer Zeitschrift einen Artikel über ein Pop-Up-Restaurant in Frankfurt aus. Das Projekt klingt spannend: In einem eher verruchten Viertel von Frankfurt in einem designierten Abriss-Gebäude bieten zwei Köche, die bei bekannten Meistern gelernt haben, kreative, regionale Küche. Die Gäste sitzen an einer langen Tafel mit insgesamt 28 Plätzen und bekommen ein wöchentlich wechselndes Menü aus 4-6 Gängen und optional passender Weinbegleitung. Es klang toll und auf jeden Fall wie etwas, das wir als junges Paar sofort in Angriff genommen hätten. Jetzt gehen wir sehr selten aus, weil immer auch ein Babysitter organisiert werden muss, und gerade fällt der aufgrund einer Prüfungsphase auch noch komplett aus. Außerdem muss ich ehrlich zugeben, dass ich mir vorstellte wie hippe, großstädtische Mitt-Zwanziger an der langen Tafel über Themen reden würden, mit denen ich gar nichts würde anfangen können. Andererseits war die Vorstellung schon sehr verlockend, mal wieder etwas Cooles zu unternehmen. Welcher meiner Freunde war schon einmal in einem Pop-Up-Restaurant?

Was auch immer mich in dem Moment geritten hat: Ich ließ meinen Mann eine Reservierungsanfrage stellen für den nächsten offenen Abend nach Neujahr (das Restaurant hat drei Tage die Woche geöffnet jeweils von Donnerstag bis Samstag), und wir beschlossen, die Kinder das erste Mal alleine zu Hause zu lassen. Ich wollte den Termin so schnell wie möglich, damit wir noch in den Schulferien liegen würden und ein spätes Zu-Bett-Gehen der Kinder nicht so schlimm wäre, und vor allem, damit mich die Courage nicht verlasse würde.

Abnabelung

Die Reservierung klappte problemlos. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, dass es normalerweise Wartezeiten von mehreren Wochen für die Location gibt, und wir nur durch den Termin in der ersten Januarwoche so einfach untergekommen waren. Die Kinder freuten sich total auf das Abenteuer, was mir den Absprung extrem erleichterte. Bewaffnet mit meinem Handy, damit sie uns im Fall der Fälle unter Papas Nummer anrufen können, und dem Tablet, das mit drei Folgen einer Lieblingsserie ausgestattet war, schoben sie uns gut gelaunt und ungeduldig aus dem Haus. Ich war auch überraschend entspannt. Unsere liebe Nachbarin wusste Bescheid und die Kinder würden bei ihr klingen, wenn sie Hilfe brauchten. Vorweggenommen: Sie fanden es super und wollen ganz bald wieder einen Abend ohne uns 😉

Blieb nur noch eine gewisse Unruhe wegen des Publikums. Ich fragte mich, wie deplatziert ich mich vor Ort fühlen würde. Irgendwie blöd, aber wenn man seine Tischnachbarn nicht aussuchen kann, kann so ein Abend auch schnell anstrengend werden.

Erinnerungen

In der wirklich schönen Location angekommen waren wir erst einmal die einzigen Gäste. Wir schnappten uns dann jeder einen Aperitif und marschierten mit den Gläsern in der Hand in die nahegelegene Pop-Up Kunstausstellung. Mit Alkohol in der Hand über die Straße zu laufen ist in diesem Viertel sicher nichts Ungewöhnliches, die Sektgläser schon eher… Das hat mich gedanklich sehr in die ersten Jahre unserer Beziehung zurückversetzt, als wir regelmäßig durch Galerien und Kunstausstellungen gepilgert sind und uns davor oder danach in angesagten Restaurants verabredeten. Ein eigentlich simpler Abend, aber sehr kraftvoll, um mir in Erinnerung zu rufen wie wir als Paar waren vor der Kinder-Ära, bevor eine Familie mit zwei Jobs koordiniert werden musste. Das muss auf jeden Fall wieder häufiger sein! Der perfekte Anstoß für diesen Vorsatz mit dem Start ins neue Jahr!

An diesem Abend hatten wir an der langen Tafel nahezu ein „Private Dining“. Außer uns kam nur noch ein weiteres Paar. Und wie es der Zufall will in dieser großen Stadt: Sie waren nicht nur in unserem Alter, sondern beide ehemalige Kollegen von mir, die ich einige Jahre nicht gesehen hatte. Es wurde ein wirklich netter Abend. Wir unterhielten uns kurz über die jeweils neuen Jobs (ich muss natürlich immer Werbung für mein Herzensprojekt Serendana machen!) und dann ganz ausführlich über spannende Reisen, gemütliche Touren zu Weingütern, und über guten Kaffee. Das fühlte sich alles sehr erwachsen an, und ich plane gedanklich schon die nächste Reise nach Südamerika 😊

Noch ein Anlauf

Das Restaurant wird auf jeden Fall noch bis Mai in der Location bleiben – durch eine Verzögerung bei der Baugenehmigung für den Nachfolgebau vermutlich sogar bis September 2019. Wir haben uns fest vorgenommen noch einmal wieder zu kommen. Zum einen war das Essen wirklich gut mit einem vernünftigen Preis/Leistungs-Verhältnis für die sechs Gänge, und leckeren Weinen. Zum anderen will ich es jetzt wissen: Wie schlage ich mich an der langen Tafel mit 26 Fremden Tischgenossen und lautem Stimmengewirr? An diesem Abend war ich ausnahmsweise einmal hip 😉 und fand es sehr schön, aber fairer Weise war es eher ein Testlauf. Die Atmosphäre an diesem Abend war sehr besonders: Wir konnten uns ausführlich mit den Köchen in der offenen Küche austauschen und hatten die tolle Location exklusiv für unsere kleine Gruppe.

Was ich wieder einmal gelernt habe? Einfach machen! Vertrauen haben! Auf mein Gefühl hören, und nicht vergessen, was mich glücklich macht jenseits von Familie und Job. Von diesem Mini-Abenteuer im Alltag werde ich sicher noch lange zehren. Für alle Freunde, die in der Nähe wohnen: Wer hat Lust beim nächsten Mal mitzukommen und mit mir hip zu sein? Die Kunstausstellung endet leider am 20.01.2019, aber das Restaurant ist in jedem Fall einen Besuch wert. Nur Sabrina muss ich leider ausschließen. Ich fühle mich viel besser, wenn ich weiß, dass die Kinder bei dir klingeln können, wenn wir nicht da sind.

Wann fühlst du dich ganz bei dir selbst abseits aller Rollen, die du im Alltag bekleidest? Bist du experimentierfreudig?

Auch wenn das hier keine Restaurant-Kritik ist: Für alle Interessierten, die Lust bekommen haben, mache ich jetzt unbezahlte Werbung und integriere den Link zur Anmeldung. Die Location öffnet immer um 19 Uhr. Menüstart ist 19:30 Uhr donnerstags und 20:00 Uhr Freitag und Samstag. Die aktuelle Speisenfolge kann auf der Homepage vorab angesehen werden, und es gibt immer eine vegetarische Alternative.

Liebe Grüße!

Einblicke in ein „Mama-Start-up“ :-)

Wow! Das ist ein stolzer Moment für mich: Meine Freundin Dominika, die ich in einem Frauennetzwerk in Frankfurt kennengelernt habe, und die unter anderem sehr erfolgreich als Bloggerin unterwegs ist, hat über mich und meinen frisch gegründeten Online Concept Store Serendana (www.serendana.de) einen tollen Beitrag verfasst! In ihrer sehr beliebten Serie „Mama Start-Up“ interviewt sie Mütter, die den Sprung in die Selbständigkeit gewagt haben. Die Frauen berichten etwas über sich, ihre Idee, ihr Leben zwischen Familie und Job und geben Tipps für andere gründungswillige Mütter.

Da Dominika das Konzepts ihres Blogs im neuen Jahr etwas umstellen will, ist das Interview mit mir das Letzte in der Serie. Ich freue mich wahnsinnig, dass sie mich als „krönenden Abschluss“ ausgewählt hat.

Dominika meinte, das Interview sei typisch für mich und würde mich gut widerspiegeln. Ich bin super gespannt, was andere, die mich kennen, dazu sagen. Bitte schreibe mir in die Kommentare!!!

7

Wie immer, fand ich es schwierig mich kurz zu fassen 🙂 Hat auch nur so halb geklappt… Da ich mir über meine Geschäftsidee viele Gedanken gemacht hatte, konnte ich auf die Fragen dazu ganz leicht antworten. Ich weiß genau, wie ich meinen Shop gestalten will, und wo die Reise noch hingehen soll.

Ich weiß auch genau, was mir bei der Gründung geholfen hat: Der offene Austausch mit anderen und die fantastische positive Energie, die ich von so vielen daraufhin bekommen habe. Der absolute Rückhalt meines Mannes und meiner Familie, das Netzwerken mit Gleichgesinnten und schließlich das „Einfach Machen“, über das ich in meinem ersten Blog-Beitrag schon geschrieben habe!

Ob diese Tipps anderen helfen können? Ich weiß es nicht. Ich habe einfach versucht, authentisch ganz ich zu sein und meine Meinung wie an eine Freundin weitergegeben. Übrigens soll mein nächster Blog-Beitrag, der schon seit Längerem in meinem Kopf feststeckt, das Thema Authentizität behandeln. Ein Thema das mich immer wieder umtreibt.

Ich freue mich sehr, wenn du mein Mama Start-Up Interview auf Dominikas Blog liest und auch gerne dort etwas kommentierst:

Mama Start-Up: Kristina Dolle, Gründerin von Serendana

Stöbere auch durch die anderen Interviews. Ich finde einige sehr inspirierend!

Liebe Grüße! Wie immer freue ich mich auf Austausch!!!

 

Gibt es ein „bestes“ Alter?

Vor einigen Wochen habe ich mich mit einer ehemaligen Kollegin getroffen. Sie ist seit einigen Monaten glücklich im neuen Job und stand kurz vor einer mehrtägigen Dienstreise, auf die sie sich sehr gefreut hat. Im Anschluss sollte es dann direkt in den Urlaub mit ihrem Freund gehen. Ich kam nicht drumherum, ihr den Ratschlag zu geben, das alles gebührend zu genießen! Ich selbst empfand diese Phase, in der sie gerade ist mit Ende zwanzig, Anfang dreißig, als die bisher beste in meinem Leben. Es ist ein gewisses Fundament da durch Ausbildung, erste Berufs- und Beziehungserfahrung. Man weiß schon ganz gut wer man ist und wohin man will. Und man hat so unendlich viele Pläne! Alles ist noch möglich und nichts völlig festgelegt. Mein Mann und ich haben damals viele Reisepläne geschmiedet für ein Sabbatical und/oder die Elternzeit (es wurde dann zweiteres), für Familie inklusive Hund, eine mögliche Selbständigkeit, das eigene Haus, in welchen Städten wir gerne noch leben wollten… Wir hatten das Gefühl, uns steht die Welt offen, und das trägt ungemein.

Selfie Bild zu Getting Older

Wann kommt die Krise?

Mit Mitte dreißig hatte ich die erste kleine Krise. Ich hatte plötzlich das Gefühl, dass dieses Jahrzehnt, das mir so gut gefiel und in dem sich für mich einiges verwirklicht hatte, viel zu schnell wegflog. Die letzten Monate vor meinem 40. hatte ich regelrecht Weltuntergangstimmung. Meine Oma hatte an ihrem 80. Geburtstag gesagt, dass für sie rückblickend ihre Vierziger die besten Jahre waren. Das konnte ich mir damals als Studentin natürlich so gar nicht vorstellen; und auch als ich in dieses Jahrzehnt „eingetreten“ bin, konnte ich es für mich so nicht sehen. Meine Großmutter hatte in dem Alter die Kinder schon groß und dadurch kaum mehr Verpflichtungen. Sie hatte ausreichend Zeit für sich. Ich konnte vor mir nur weiter das verrückte Hamsterrad aus Job und Familie sehen, aus dem es scheinbar keinen Absprung gab. Ich schätze, das lag daran, dass ich vor meinem dreißigsten Geburtstag alle angepeilten Ziele erreicht hatte und zufrieden nach vorne geblickt habe. All die tausend wundervollen Pläne der frühen dreißiger ließen sich natürlich nicht verwirklichen. Die standen sich ja teilweise gegenseitig im Weg: Babies, Fernreisen, Hypothek abbezahlen… Mein Blick war viel zu sehr auf das gerichtet, was sich nicht erfüllt hatte statt auf die vielen guten Dinge. So ein Perspektivwechsel ist oft wirklich schwer hinzubekommen. Und so hat jeder von uns seine „Krise“ im Leben zu einem ganz individuellen Zeitpunkt, wenn Pläne und Ziele gefühlt nicht erreicht wurden, oder man vorher gar keine Vorstellung hatte, wo man sein will, und sich fragt, ob man hier jetzt richtig ist.

It's your time to shine zu Getting Older

Kommt die Magie zurück?

Nach fast drei Jahren in den „magic forties“ fühle ich mich tatsächlich angekommen. Der große Unterschied? Ich habe meinen Konzernjob gekündigt und einen meiner großen Träume noch in Angriff genommen: Die Selbständigkeit!!! Vor einigen Wochen hat mein Online Concept Store (Achtung Werbung! https://serendana.de) geöffnet. Das ist nicht weniger Arbeit als vorher und birgt natürlich Risiken. Trotzdem war es der absolut richtige Schritt! Ich habe viel mehr Flexibilität in der Betreuung der Kinder und auch um meine eigenen Bedürfnisse besser zu beachten. Die Sache mit dem Hund steht immer noch aus, mit den Kindern im Ausland leben, ganz viele Reiseziele… ABER: Ich habe nicht mehr das Gefühl, dass ich alles jetzt sofort oder in den nächsten fünf Jahren erreichen muss – oder überhaupt alle wilden Pläne sich immer realisieren müssen.

Eine liebe Freundin von mir schrieb mir auf eine Geburtstags-Email zu ihrem 42. Geburtstag zurück: „… es ist so dieser Zeitpunkt, an dem man noch etwas ändern kann in seinem Leben, aber man darf auch nicht mehr zu viel Zeit verschwenden, was einen angenehmen Druck aufbaut.“ Sehr schön formuliert, deshalb klaue ich hier auch einfach mal. Die Vierziger sind gar nicht so schlecht 😊 Es ist immer noch alles möglich!

Auf dem hessischen Unternehmerinnentag im August sprach Manuela Engel-Dahan als Gründerin im Expertentalk. Sie erzählte interessanterweise davon, dass sie früher zu 50. Geburtstagen in ihrem Freundeskreis immer einen schlauen Spruch auf die Karten schrieb mit dem ungefähren Wortlaut: „…und dann öffnet sich eine Tür.“ Als sie selbst kurz vor ihrem 50. Geburtstag stand, war ihr das auf einmal furchtbar peinlich. Sie hatte nicht das Gefühl, dass sich da etwas öffnen würde. Es ging ihr ähnlich wie mir vor meinem 40. Als sie aber ein paar Jahre im Jahrzehnt drin war, stellte sie fest, dass es tatsächlich stimmt! Sie hat sich noch einmal erfolgreich selbständig gemacht und begleitet heute junge Gründerinnen als Vertrauensperson. Was für eine perfekte Position für eine Frau mit so viel Erfahrung! Frau Engel-Dahan hat so viel Energie ausgestrahlt und mir die Zuversicht gegeben, dass ich es schaffen werde, die Tür auch zu finden und zu öffnen!

Sonne & Regen Bild zu Getting Older

Wie geht es weiter?

Mein Vater wird Ende des Monats 75. Er hat einen großen Freundeskreis (und einen Hund!) und immer viel zu tun. Jedes Wochenende ist er entweder irgendwo zum Essen / zu einer Feier eingeladen oder lädt selbst ein. Er ist zum Glück ein tolles Vorbild für mich und gibt mir die Gewissheit, dass es nur an mir liegt, die kommenden Jahre und Jahrzehnte mit allem was sie zu bieten haben, genießen zu können.

In dem Bestseller „You can heal your life“ von Selbsthilfe-Guru Louise Hay ist mir am nachhaltigsten das Nachwort im Gedächtnis geblieben, in dem die Autorin ihre Sicht auf das Älterwerden weitergibt, und damit möchte ich diesen Beitrag schließen. Louise Hay ist der Meinung, dass man in jedem Alter noch seinen alten Ballast loswerden und durch Grenzen brechen kann, und sie gibt selbst das beste Beispiel: Mit 76 Jahren hat sie sich endlich den Traum erfüllt, klassischen Paartanz zu erlernen. Als sie das im Nachwort zu meiner Ausgabe des Buchs 2013 geschrieben hat, war das bereits 10 Jahre her, und sie hatte seitdem regelmäßig Stunden genommen und sich zum Tanzen getroffen! Ebenfalls mit Mitte 70 hat sie mit Yoga und Pilates begonnen und fühlte sich nach eigener Aussage beweglicher als während ihrer Kindheit. An ihrem 80. Geburtstag stellte sie sich die Frage, was die nächsten 20 Jahre wohl für sie bereit halten. Das finde ich eine tolle Sichtweise! Keiner von uns weiß, wie alt er werden wird und wie fit er dabei körperlich und geistig ist oder welche Schicksalsschläge auf dem Weg noch auf uns warten. Da ich es ohnehin nicht weiß und vorhersagen kann, plane ich mal auf 100 Jahre (plus/minus) und versuche meinen Kopf und vor allem meinen Körper (und meine geistige Gesundheit 😉) entsprechend zu pflegen und dafür fit zu halten. Mit der Sichtweise, dass ich vielleicht noch um die 60 Jahre vor mir habe und mein Leben eventuell nicht schon über die Hälfte vorbei ist, kann ich auch weiter planen, träumen, verwirklichen. Und wenn es mich mitten drin „erwischt“? Dann habe ich hoffentlich bis dahin wirklich gelebt und nicht nur existiert.

Ich arbeite daran, das Jetzt – meine persönlichen Vierziger – zu genießen und mich gleichzeitig auf das zu freuen, was die Fünfziger bringen werden! Wenn mich meine Kinder an meinem 80. oder 100. fragen, welches Alter das beste war, will ich sagen können, dass der Großteil meines Lebens eine wundervolle Zeit war.

Wie siehst du das? Findest du dein momentanes Alter „gut“, war es besser als du jünger warst? Hattest du auch schon Krisen? Ich freue mich zu hören, wie andere das erleben!

Glücksmomente festhalten

Wir alle haben schon mindestens einmal den Ratschlag gehört, dass wir dankbar sein sollen, für das was wir haben und nicht immer nur auf das schauen sollen, was gerade nicht gut ist oder was andere (mehr) haben. In Frauenzeitschriften und Selbstcoaching-Büchern wird gerne empfohlen, am Ende des Tages alles aufzuschreiben – oder sich zumindest bewusst zu machen – für was wir an diesem Tag dankbar waren. Auch mein Kalender bietet pro Woche ein Feld an mit „Gut, dass diese Woche passiert ist…“ (Ja, ich arbeite mit einem analogen Kalender aus Papier und ich liebe es, darin rum zu kritzeln und kleine Post-its rein zu kleben. 😊) Ich muss gestehen, dass ich die Idee dahinter immer gut nachvollziehen konnte, aber nicht so sicher war, wie viel das wirklich bringt. Wir wissen, dass es uns in Deutschland grundsätzlich sehr gut geht. Helfen solche Erkenntnisse aber dem eigenen Glück auf die Sprünge, wenn es uns persönlich gerade schlecht geht?

Während meines Meditationskurses letztes Jahr zum Achtsamkeits-basierten Stressabbau (Mindfulness-Based Stress Reduction, MBSR), wurde das Thema auch aufgegriffen. In der Verhaltenstherapie zeigt sich nämlich, dass es wichtig ist, das „Wie“ des Denkens zu ändern. Wenn jemand Dankbarkeit empfindet, fokussiert er mehr auf das, was funktioniert im Leben, und weniger auf das Negative.

Da viele von uns wenigstens zeitweise an länger anhaltender schlechter Laune oder auch einmal depressiven Verstimmungen leiden, lohnt es sich auf jeden Fall, an einem Perspektivwechsel zu arbeiten. Seit ich diesen Kalender mit dem dafür vorgesehenen Feld habe, schreibe ich tatsächlich jede Woche ein paar Punkte auf. Täglich fühlt sich für mich persönlich zu viel an. Ich finde aber jede Woche zwei bis fünf Dinge, die wirklich gut waren und über die ich mich dann noch einmal freue, wenn ich mich daran erinnere und sie festhalte. Diejenigen von euch, die ohnehin ein Tagebuch oder Journal führen (auch digital) können das für diese Übung natürlich optimal nutzen. Von meiner lieben Freundin Stephanie habe ich zum vorletzten Geburtstag eine „Schöne Tagebox“ bekommen. Für jeden Tag im Jahr gibt es ein Karteikärtchen, auf dem man zum Beispiel immer vor dem Schlafengehen einen besonderen Moment festhalten kann. Ich bewahre diesen Kalender nur für die eher großen Momente auf wie meine Gewerbeanmeldung für serendana 😊 oder die erste Klassenfahrt meiner Tochter, und werde sicher einige Jahre brauchen, bis auf jedem Karteikärtchen etwas steht. Dafür wird er einmal ein richtiger Schatz sein, den meine Kinder und Enkel vielleicht hin und wieder durchforsten. Rückblickend wird mein Leben dann ziemlich glücklich und ereignisreich gewesen sein! 😊

Egal, wie ihr vielleicht an die Sache rangehen wollt, ein festes Ritual ist unabdingbar, sonst läuft die Gewohnheit ganz schnell wieder aus oder setzt erst gar nicht richtig ein. Es gibt bestimmt noch ganz viele Möglichkeiten, wie man sich das zu eigen machen kann. Bei mir würde es ohne die erwähnten Helfer auf jeden Fall nicht funktionieren.

Das kleine Glück planen

Eine andere Herangehensweise an das Thema, die ich auf Anhieb sehr spannend fand, habe ich in dem Buch „Das Leben ist keine To-Do-Liste“ von Shirley Seul gefunden. Sie empfiehlt, sich jeden Morgen ein paar Minuten Zeit zu nehmen und die Dinge zu notieren, auf die man sich an diesem Tag freut. Das gibt dem Tag gleich eine positivere Note. Man kann das zumindest einmal eine Zeit lang versuchen. Ich bin hier eher der Typ, der das geistig durchgeht; zum Beispiel gleich nach dem Aufstehen noch beim Räkeln im Bett oder wenn ich neben dem Herd stehe und dem Tee beim Köcheln zusehe. Ganz richtig wäre es aber, sich auch hier wieder ein Ritual zu schaffen, bei dem man auf einen bereitstehenden Notizblock oder in ein Büchlein für diesen Zweck (auf dem Nachttisch, neben dem Herd…) notiert. Sollte jemand von euch das bereits praktizieren oder jetzt damit anfangen, schreibt das bitte sehr gerne als Kommentar für alle Interessierten inklusive mir.

Allerdings hat sich mir auch die Frage gestellt, was ich mit den Tagen mache, an denen mir einfach nichts Schönes, Gutes, Freudiges einfallen will. Ziehe ich mich damit dann total runter? Gerade in Zeiten, in denen es einem weniger gut geht und man alles nur noch schrecklich findet, fällt einem im Zweifelsfall gar nichts ein.

Hierfür habe ich zwei Antworten gefunden. Die erste lautet: Ja, an manchen Tagen, muss ich mich darin üben, für die alltäglichen Dinge dankbar zu sein und mich einfach darauf freuen, dass ich nach einem zu erwartenden Chaos-Tag im Büro meine Katzen streicheln werde, meine Kinder drücke, mein Buch endlich weiterlesen kann, den Stress weg jogge… Was immer es für dich ist.

Die zweite Antwort ist die, die sich in der Praxis für mich noch mehr bewährt hat. Am Anfang eines Tages kann ich nämlich noch ziemlich viel Einfluss nehmen auf das, was da kommt. Wenn mir jetzt absolut nichts einfallen will, auf das ich mich freue, und ich auch nicht in der Stimmung bin, für die Selbstverständlichkeiten meines Lebens besonders dankbar zu sein, baue ich etwas Schönes in den Tag. Ich habe morgens ja noch ausreichend Zeit dafür. Ich spreche hier nicht von großen Events. Das Ganze soll gerade nicht in Stress und Anstrengung ausarten. Ich kann meiner Freundin eine Nachricht schicken und mich für ein Telefonat verabreden für die Zeit, die ich abends im Auto sitze auf dem Weg nach Hause. Oder einfach einen langen Mädels-Chat-Austausch anzetteln. Ich kann eine längere Mittagspause einplanen, um im Café einen richtig guten Kaffee oder Nachtisch-Kuchen zu genießen. Ich kann eine nette Kollegin fragen, ob sie am Nachmittag Zeit für einen kleinen Schnack hat. Ich kann mir fest vornehmen, abends ein entspannendes Vollbad zu nehmen oder das Abendessen mit schönen Kerzen aufzupeppen. Ich kann mir auf dem Weg zur / von der Arbeit eine Klatschzeitschrift / Lieblingsschokolade / Was-auch-immer-Schönes kaufen. Ich kann mich mit Netflix (das ich übrigens selber gar nicht nutze – das soll keine Werbung sein…) zum Binge-Watching meiner Lieblingsserie verabreden.

Eine ehemalige Kollegin von mir hat sich ihre Lieblings-Tratsch-Zeitschrift abonniert. Diese liegt jeden Donnerstag im Briefkasten. Ihre Familie weiß, dass sie donnerstags für eine halbe Stunde auf dem Sofa mit dieser Zeitschrift beschäftigt ist und nicht gestört werden darf. Es ist ein kleines Ritual, das ihre Kinder schon als sie noch ganz klein waren respektiert haben. Diese halbe Stunde gehört nur Mama und bleibt „störungsfrei“. Somit ist schon eine fixe Mini-Glücksinsel fest in die Woche eingebaut.

Es gibt ganz viele Möglichkeiten, sich einen Mini-Glücksmoment zu verschaffen. Natürlich darf das nicht ausarten in dauerhafte, ungesunde Angewohnheiten, wie tägliche Riesenportionen Eis-Creme im Bett vor dem Tablet á la Bridget Jones oder der täglichen Feierabend-Margarita. Aber hier und da darf und sollte man sich seinen Tag versüßen im eigentlichen und übertragenen Sinne. Unser Arbeitsalltag ist meistens gut strukturiert (wenn auch in unterschiedlichen Abstufungen 😉). Warum kümmern wir uns nicht ein bisschen mehr um das kleine Glück im Alltag? Auch das lässt sich mit relativ wenig Aufwand bewusst pflegen und muss nicht immer nur zufällig passieren.

Vielleicht planen wir auch eine Überraschung für jemanden, der uns nahesteht. Oder nehmen uns einfach die Zeit, den nächsten Urlaub zu recherchieren, um die Vorfreude zu genießen.

Da wir soziale Wesen sind, sind natürlich alle Aktivitäten, die andere Menschen involvieren am besten geeignet, die Stimmung zu heben. Manchmal ist aber etwas, das ich nur für mich mache, genau das, was ich brauche, um Aufzutanken. Wenn man sich das mit dem Freuen fest vornimmt, stehen die Chancen ganz gut, dass man dann in seinen Glückskalender auch viel hineinschreiben kann wofür man dankbar war.

Lasst mich wissen, was eure kleinen Glücksmomente im Alltag sind und ob ihr sie festhaltet oder eventuell sogar bewusst einplant. Ich bin gespannt!