Gelegentlich bleiben ein Satz oder eine Idee aus einem der zahleichen Bücher, die ich inhaliere, nachhaltig hängen und wirkt über Tage und Wochen noch nach. Häufig handelt es sich um etwas, das mich provoziert und erst einmal Ablehnung hervorruft. Doch dann lässt es mich nicht mehr los und fasziniert mich und ich versuche das Puzzle für mich zu lösen.
Eine dieser Ideen kam vor einigen Wochen aus einem schon älteren Bestseller des Motivations-Coachs Anthony Robbins: „Awaken the Giant within“. Er erschien bereits 1991 in den USA. Auf Deutsch hat das Buch den etwas unglücklichen Titel: „Das Robbins Power Prinzip: Befreie die innere Kraft“.
Tony Robbins beschreibt auf über 500 Seiten verschiedene Schritte, um sein Leben zum Besseren zu verändern. Im 8. Kapitel geht es darum, sich die richtigen Fragen zu stellen. Im Englischen Original nennt er das Kapitel „Questions are the Answer“. Seine Hypothese ist, dass jeder Mensch jedes Problem, das ihm im Lauf seines Lebens begegnet, lösen kann, wenn er sich die richtigen Fragen stellt.
Ich werde nicht den Inhalt dieses Kapitels oder gar den Inhalt des gesamten sehr umfangreichen Werks zusammenfassen. Mir geht es um die erste seiner „Problem-Solving Questions“, die ich mir mittlerweile tatsächlich regelmäßig stelle in Situationen, die mir nicht gefallen. Vielleicht provoziert sie dich auch oder du bist direkt fasziniert. Ich bin gespannt! 🙂
Die erste von fünf Fragen, die man sich stellen soll, ist: „What is great about this problem?“ Als ich an meine eigenen Probleme gedacht hab, kam die Antwort darauf sehr spontan. Na, gar nichts! Warum sollte ein Problem gut sein, und in der blumigen Sprache des amerikanischen Autors ist es sogar großartig. Das klang für mich sehr stark nach Psycho-Gequatsche. Ich finde jetzt alles ganz toll und dann geht es mir gut! Autosuggestion?!?
Das ist allerdings gar nicht das, was Robbins damit meint. Es geht ihm darum eine Lösung zu finden. Durch Jammern wird sich ganz sicher keine auftun. Auch wenn ich unbedingt dafür bin, dass man in doofen Situationen eine Weile jammern und schimpfen darf und muss, um den Gefühlen Raum zu geben. Danach bedarf es einer Zeit des Aufrappelns oder wie man es heute oft als schlauen Spruch liest, des Krönchen-Zurechtrückens.
Mit der richtigen Frage im richtigen Moment kann man sich nach einer Krise weiterentwickeln. In manchen Situationen kommt einem geraden diese Frage natürlich sehr zynisch vor. Was ist großartig, wenn ich einen lieben Menschen verloren habe? Worüber soll ich mich freuen, wenn ich finanzielle Probleme habe? Zum Start muss man diese Art der Problemlösung sicher nicht gleich auf die existentiellen Probleme anwenden. Doch mir hilft sie im Alltag, vor allem im beruflichen, oft weiter.
Wenn ich mich über etwas wirklich ärgere, ist das immer ein guter Indikator, dass mich die Frage weiterbringt. Die Antwort ist dann oft: Es ist gut, weil du jetzt endlich aktiv wirst und in die Puschen kommst. Neulich ist mit zum Beispiel ein direkter Konkurrent mit einer Idee für den Online Shop zuvor gekommen. Das hat mich ziemlich aufgeregt, weil ich die Idee mit ihm, wie unter befreundeten Selbständigen durchaus üblich, besprochen hatte. Ich bin immer noch nicht begeistert, aber ich kann auch das Positive sehen. Meine Idee ist offensichtlich nicht schlecht und das nächste Mal setze ich einfach schneller um anstatt nur zu reden! Beide Gedanken bringen mich weiter anstatt mich zu blockieren was dauerhaftes Schmollen tun würde.
Warum ich das gerade jetzt schreibe? Nun, Die Idee, diese Art der etwas provokativen und manchmal radikalen Problem-Lösung für andere Aufzuschreiben spukte schon länger in meinem Kopf herum. In der momentanen Krise drängt es sich geradezu auf. Wir lesen gerade viel davon in Medien aller Art, was die Corona-Krise uns als Einzelpersonen und Gesellschaft für Chancen bietet. Dieses Beispiel leuchtet vielen ein, weil wir schon positive Veränderungen erleben. Ich finde das einen guten Anknüpfungspunkt, um sich daran zu erinnern, dass diese Chancen auch in jeder kleineren und größeren privaten Krise stecken, und man sie durch die richtigen Fragen erkennen und nutzen kann.
Für alle Neugierigen hier alle fünf „Problem-Solving-Questions“:
- What is great about this problem?
- What is not perfect yet?
- What am I willing to do to make it the way I want it?
- What am I willing to no longer do in order to make it the way I want it?
- How can I enjoy the process while I do what is necessary to make it the way I want it?
Lass mich gerne wissen, ob du mit der Idee etwas anfangen kannst. Für mich ist es tatsächlich alltagstauglich, mir die Frage immer wieder ganz bewusst zu stellen.
Herzliche Grüße und bleibe in dieser Zeit gesund!
Kristina